Samstag, 30. Juli 2022

"Klimaschutz: Ja, Hoffnung"

Süddeutsche Zeitung hier  6. Januar 2022

Was bringen eigentlich Konferenzen wie neulich die in Glasgow? Mit ein paar Wochen Abstand lässt sich sagen: Es geht voran. Aber gut wäre, wenn es schneller ginge.

Gastkommentar von Antje Boetius, Meeresforscherin, ist Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven.

Von allen Fragen zum Klimawandel, die ich 2021 bekommen habe, war die häufigste: Haben Sie nach der Klimakonferenz von Glasgow noch Hoffnung?

links: Grafik aus einem anderen Artikel der Süddeutschen Zeitung

Klimakonferenzen stehen in einer Reihe mit anderen Konferenzen zu internationalen Konventionen: dem Vertrag über die Nichtverbreitung von Atomwaffen, den Übereinkommen zum Schutz der Artenvielfalt oder der Ozonschicht. Sie alle geben uns ein Fundament für das Zusammenleben dieser einen Menschheit, die wir sind, auf dem einzigen lebensfreundlichen Planeten im Universum, den wir kennen. Schon dass Klimakonferenzen wiederkehrend und fast alle Nationen dabei sind, macht mir Hoffnung - wie sonst sollte die Menschheit umfassende Ziele und Regeln für Klima- und Naturschutz aushandeln?

UN erkennen Recht auf saubere Umwelt als Menschenrecht an

 Tagesspiegel  hier

Appell an Regierungen und Wirtschaft

Mit der Entscheidung der Vereinten Nationen soll ökologische Ungerechtigkeit verringert werden. Rechtsverbindlich ist die Entscheidung allerdings nicht.

Die UN-Vollversammlung hat das Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt als eigenständiges Menschenrecht anerkannt. Für eine entsprechende Resolution stimmten am Donnerstag in New York 161 Staaten bei acht Enthaltungen.

Einen rechtsverbindlichen Charakter hat die Entschließung nicht; dennoch sprachen Vertreter der internationalen Gemeinschaft von einem „historischen“ Schritt und einem Appell an Regierungen, internationale Organisationen und die Wirtschaft. Zuletzt hatte die Generalversammlung im Jahr 2010 das Recht auf Wasser und Sanitärversorgung als Menschenrecht anerkannt.

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, nannte die Resolution einen „Meilenstein“. Er zeige, dass die Staatengemeinschaft im Kampf gegen die dreifache planetare Krise von Klimawandel, Verlust der Artenvielfalt und Umweltverschmutzung zusammenkommen könne.

„Die Resolution wird helfen, ökologische Ungerechtigkeiten zu verringern, Lücken im Schutz zu schließen und Menschen zu stärken, besonders solche in vulnerablen Situationen wie Verteidiger ökologischer Menschenrechte, Kinder, Jugendliche, Frauen und indigene Völker“, sagte Guterres.

Menschenrechtskommissarin zeigt Verflechtung der Rechte auf

UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet erklärte in Genf, allein das Recht auf eine gesunde Umwelt zu bekräftigen, reiche nicht. „Die Resolution der Vollversammlung ist sehr klar: Die Staaten müssen ihre internationalen Verpflichtungen umsetzen und ihre Bemühungen dazu verstärken.

Die Entscheidung spiegele wider, „dass alle Rechte mit der Gesundheit der Umwelt verbunden sind“, so Bachelet. Jeder Mensch habe „ein Recht zu essen, zu atmen und zu trinken, ohne seinen Körper dadurch zu vergiften“, und ein Recht, ohne die Bedrohungen durch einen Kollaps des Ökosystems und einer Klimakatastrophe zu leben. Bachelet forderte, jetzt gelte es, Regierungen und Unternehmen für Umweltschäden zur Verantwortung zu ziehen und die Rechte derer anzuerkennen und zu wahren, die von Umweltzerstörung am meisten betroffen seien. 

Mittwoch, 27. Juli 2022

Flächenfraß verteuern, Bauern entlasten, Wasser schützen

 Wir kriegen mit, dass die Proteste der Landwirte in den Niederlanden gerade eskalieren. Es geht vordergründig um den Schutz des Trink-Wassers, der von der EU vorgegeben wird. Auch bei uns ist das angesagt (siehe dazu hier), unsere Wasserversorger schlagen schon lange Alarm (hier) und das zu Recht.Im Focus steht die Landwirtschaft mit ihrem Spritz- und Düngemittelnverbrauch.

Weniger vordergründig geht es um den Druck, dem die Landwirtschaft schon seit langem ausgesetzt ist: durch die Forderung mehr zu produzieren, während immer mehr Fläche aus der Produktion entfällt.
Der Flächenfraß trifft die Landwirtschaft ins Mark und ist eine Bedrohung unserer Grundversorgung.

Bisher schien jeder Anspruch wichtiger zu sein als die Landwirtschaftliche Produktion:
Bauen für Wohnen und Gewerbe, Straßen, Abbaugebiete, Ausgleichsgebiete für Natur- und Artenschutz, überall wurden ganz selbstverständlich Flächen entzogen....
Und momentan erleben wir gleich mehrere gigantische Krisen parallel, die neue Flächen-Notwendigkeiten schaffen: Flächen zur Energiegewinnung gegen die Energiekrise, Flächen für Natur und Artenschutz gegen die Biodiversitätskrise. Schutz und Wiedervernässung der Moorböden gegen die Klimakrise.

Alles funktioniert nicht mehr so wie bisher! Um den größten Krisen heute wirksam begegnen zu können, muss unsere allgegenwärtige Versiegelungs-Mentalität aufhören. Auch hier gilt: Schluß mit dem rumdoktern, alles zusammen muss neu gedacht werden!

Vergessene Nachrichten – Das Sterben der Schmetterlinge

 Nachbarland Bayern - bei uns nicht viel anders

Deutschlandfunk hier   Von Jasper Barenberg | 21. Juli 2022,

Wo es ihnen gut geht, geht es der Natur insgesamt gut. Trotzdem bleibt das fortschreitende Aussterben von Schmetterlingen weitgehend unbeachtet. Eine weitere vergessene Nachricht in diesem Jahr. Schmetterlingsforscher Andreas Segerer erklärt, wie wir Menschen vom Segen zum Fluch für Falter aller Art wurden. Und warum er die Folgen des Massensterbens für noch dramatischer hält als die Folgen des Klimawandels.

Was gegen die Verdrängung hilft

 Spiegel hier   Eine Kolumne von Christian Stöcker   24.07.2022 

Umgang mit der Klimakrise

Der Klimanotstand ist nicht mehr zu ignorieren, trotzdem mangelt es an Handlungsbereitschaft. Das hat auch psychologische Gründe – wir denken erst um, wenn wir selbst Katastrophen erleben. So bitter es klingt: Das werden wir.

Foto: NASA Earth Observatory

Die Klimaforscherin Friederike Otto hat der »taz« diese Woche  einen beklemmenden, wenn auch nicht überraschenden Satz gesagt: »Wir müssen auch in Europa lernen, dass Wetter tödlich sein kann.« Wir müssten lernen, uns zu schützen. Noch ist nicht sicher, wie viele Menschen den extremen Temperaturen dieser Woche zum Opfer gefallen sind, hierzulande und weltweit, aber dass diese extreme Hitzewelle Todesopfer gefordert hat, ist sicher .

Montag, 25. Juli 2022

Bürger gefragt: Landeskonzept Mobilität und Klima

 Beteiligungsportal BW  hier

Um die Klimaziele zu erreichen, muss sich auch im Verkehr vieles ändern. Das neue Landeskonzept Mobilität und Klima entwickelt konkrete Maßnahmen dafür. Die Meinung von Bürgerinnen und Bürgern ist gefragt.

Die Lage beim Klimawandel ist ernst. Im Verkehrssektor werden die Klimaschutzziele noch nicht erreicht, der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2) hat sich seit Jahrzehnten kaum verändert. Um die Folgen des Klimawandels einzudämmen sind deutlich größere und schnellere Anstrengungen nötig als bislang vereinbart. Das Ziel: Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß bereits um 40 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden.

Um das zu erreichen, muss bis 2030 jedes dritte Auto und jede dritte Tonne an Gütern klimaneutral unterwegs sein. Auch muss sich der Anteil von Bus und Bahn verdoppeln, der Auto und Lkw-Verkehr in den Städten um ein Drittel zurückgehen und jeder zweite Weg muss zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden.


Grafik zeigt Ziele des Verkehrsministerium für die Verkehrswende. Bis 2030 soll eine Verdopplung des öffentlichen Verkehrs erreicht sein, jedes zweite Auto klimaneutral fahren, ein Fünftel weniger Kfz-Verkehr in Stadt und Land unterwegs sein, jede zweite Tonne klimaneutral fahren, jeder zweite Weg selbstaktiv zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt werden.


Die Verkehrswende ist eine Herausforderung. Niemand darf vergessen werden. Das Verkehrsministerium unterstützt daher die Gesellschaft, Kommunen und die Unternehmen im Land bei der Wende. Dafür ist es wichtig, dass klar benannt wird, wer welche Klimaschutzmaßnahmen umsetzt. Das soll unter anderem das neue Landeskonzept Mobilität und Klima regeln.

Ziele des Landeskonzepts Mobilität und Klima

Das Landeskonzept Mobilität und Klima soll Maßnahmen festlegen, mit denen die Einhaltung der Klimaschutzziele erreicht werden können.

Das soll das Konzept leisten:

Konkrete Maßnahmen zur Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehrssektor werden entwickelt und verabredet. Die Maßnahmen sollen auf Landesebene und in den Kommunen umgesetzt werden.

Maßnahmen werden so gestaltet, dass alle Menschen mobil sein können, unabhängig von Einkommen, Beeinträchtigungen, Alter, Herkunft oder Geschlecht.

Unterschiedliche Mobilitätsvoraussetzungen in der Stadt und in ländlichen Räumen werden bei den Maßnahmen beachtet.

Bereitstellung eines vielfältigen und klimaschonenden Mobilitätsangebots für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen.

Verabredete Maßnahmen zum Klimaschutz werden so gestaltet, dass mit öffentlichen und privaten Geldern wirtschaftlich umgegangen wird.

Bürgerinnen und Bürger mitnehmen

Mit der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern und Verbänden sollen neue Anregungen und Erkenntnisse in das Konzept eingearbeitet und dessen Qualität, Akzeptanz und Umsetzung verbessert werden. Bei den sogenannten Mobilitätsräten diskutieren Zufallsbürgerinnen und -bürger über das Konzept. Außerdem findet eine Online-Beteiligung über das Beteiligungsportal des Landes statt. Verbände sind auch dazu aufgerufen ihre Impulse einzubringen und eigene Beiträge für die Umsetzung zu formulieren. Die Beteiligung startet im Herbst 2022.


Weitere Informationen zum Mobilitätsrat  hier

So soll Tettnang beim Klimaschutz besser werden

 hier in der schwäbischen Zeitung 18.07.2022  Annette Rösler

Ein ganz konkretes, sofort umsetzbares Projekt gab es am Ende dann nicht, aber eine klare Schwerpunktsetzung für Klimathemen in Tettnang: Sieben Felder für Klimaschutz wurden beim regionalen Klimagespräch an eben so vielen Tischen unter dem Motto „Klimaschutz in Tettnang: mitreden – voranbringen“ in der Aula des Montfort-Gymnasiums Tettnang mit zahlreichen Ideen „gefüttert“.

Vierzig interessierte Bürger hatten sich angemeldet, um gemeinsam mit einem Moderator für jeden Tisch, hier Gastgeber genannt, konkrete Ideen in ein brauchbares Projekt zu verwandeln. Die Fragen waren: „Wie schaffen wir es, bis 2040 in Tettnang klimaneutral zu werden? Was sind die größten Hindernisse? Welche Forderungen stellen wir an die Politik?“

Sonntag, 24. Juli 2022

"PENDLERPAUSCHALE: Keine Dauerlösung"

 Ein großes Dankeschön  an Hr. Rosenberger für seinen mutigen Kommentar im Südkurier.

Wieder mal soll mit der großen Gießkanne Geld ausgeschüttet werden, und vom ökologischen Irrsinn profitieren dann schon wieder in erster Linie  die Best-Verdiener in unserem Staat.


19.07.2022  hier

Lindner für höhere Pendlerpauschale

Berlin (dpa) Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat sich angesichts steigender Energiepreise offen gezeigt für eine deutliche Erhöhung der Pendlerpauschale ab dem kommenden Jahr. Lindner sagte: „Viele Menschen müssen jeden Tag zur Arbeit pendeln. Hohe Energiekosten treffen sie ganz besonders. Diese arbeitende Mitte der Gesellschaft sollten wir auch zukünftig entlasten. Ich bin offen dafür, die Pendlerpauschale ab dem kommenden Jahr deutlich zu erhöhen. Die Erhöhung sollte ab dem ersten Kilometer greifen.“


 19.07.2022  |  Kommentar von WALTHER ROSENBERGER

PENDLERPAUSCHALE Keine Dauerlösung

Die Pendlerpauschale ist eine der ältesten Steuervorschriften überhaupt. Es gibt sie seit den 1920er-Jahren. Das heißt aber nicht, dass sie Sinn ergibt. Dank des Entfernungsgeldes fahren heute rund 70 Prozent aller Berufspendler mit dem Auto zur Arbeit. Dabei legen sie etwa 60 Milliarden Kilometer pro Jahr zurück. Gelinde gesagt ist das ökologischer Irrsinn.
Und dem Staat entgehen jährlich fünf Milliarden Euro, die er beispielsweise in den Ausbau der Bahn investieren könnte. Sozial ist die Pauschale nur bedingt, denn wer aufgrund niedriger Einkommen wenig bis keine Steuern zahlt, kann meist fast nichts absetzen.

In Zeiten wie diesen ist es schwer, gegen die Pendlerpauschale zu argumentieren, weil sie natürlich bestimmte Härten abfedert und zumindest einen gewissen sozialen Ausgleich herstellt. Immerhin haben die Menschen ihr Mobilitätsverhalten auf sie ausgerichtet. Als dauerhaftes Instrument der Klima-, Steuer- und Arbeitsmarktpolitik ist sie aber überflüssig wie ein Kropf. 


aus dem Hauptbericht im SK   19.07.2022  hier  Für Erhöhung der Pendlerpauschale

„Pendler von Mondpreisen an der Tankstelle zu entlasten, ist richtig“, erklärte der finanzpolitische Sprecher der Linksfraktion, Christian Görke. Die Pendlerpauschale habe jedoch „einen Konstruktionsfehler: Weil sie das zu versteuernde Einkommen senkt, wird der Manager mit Spitzeneinkommen bei gleicher Pendelstrecke stärker entlastet als der Facharbeiter.“ Und die Kassiererin in Teilzeit, die so wenig verdiene, dass sie keine Einkommensteuer zahle, bleibe komplett auf ihren Fahrtkosten sitzen. 

Nachfolger fürs 9-Euro-Ticket gesucht: Inspiration vom Bodensee

 BR24  hier von Julian Schmidt-Farrent

Wie soll es weitergehen nach dem 9-Euro-Ticket? Verkehrsminister Wissing will erst auf Auswertungen warten. 

Dabei suchen deutsche Städte bereits seit Jahren nach einem günstigen Ticket-Angebot. 

Eine Stadt am Bodensee könnte zum Vorbild werden.


Vier Stunden und 17 Minuten: So lange tuckert die Regionalbahn, um von München in das kleine Radolfzell am Bodensee zu kommen. Radolfzell ist aber nicht nur eine Urlaubsidylle – die Kleinstadt könnte vielleicht sogar ein Vorbild für eine Verkehrswende in Deutschland nach dem 9-Euro-Ticket werden.

Breite Mehrheit für Fortsetzung des 9-Euro-Tickets

Am 31. August endet die Aktion um das 9-Euro-Ticket. Umfragen zufolge wünscht sich eine Mehrheit der Deutschen eine Fortführung des bundesweit gültigen Fahrscheins. Die Verkehrsbetriebe sind für eine zweimonatige Verlängerung. Und auch die Wissenschaft findet gute Worte für die Maßnahme – anfangs skeptisch, fände er jetzt das Projekt "superklasse", erklärt der Verkehrswissenschaftler Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum in Berlin.

Knie schätzt, dass mit einem Folgekonzept bis zu ein Drittel der Autofahrer für den ÖPNV gewonnen werden könnte. Das 9-Euro-Ticket habe die Leute aufgeweckt - ein Zurück zu alten Tarifstrukturen sei nicht mehr möglich. "Da ist die Büchse der Pandora aufgegangen."

FDP-Minister bremsen - Grüne machen Finanzierungsvorschlag

Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) lobt das eigene Projekt, möchte es sogar fortführen. Aber: Dauerhaft für neun Euro durch ganz Deutschland fahren, das sei nicht finanzierbar. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat bereits deutlich gemacht, dass er eine weitere Finanzierung des 9-Euro-Tickets strikt ablehnt.

Die stellvertretende Vorsitzende des Verkehrsausschusses Nyke Slawik (Grüne) hält die Finanzierungsfrage dagegen für vorgeschoben – der Bund könne milliardenteure Subventionen für Kerosin oder auch die Steuervergünstigung für Diesel streichen und mit dem Geld ein Folgeticket ausbauen.

Vorschläge von 365 Euro im Jahr bis 69 Euro im Monat

Es ist offensichtlich: Bei der Finanzierung herrscht Klärungsbedarf. Im Moment beherrscht ein Zahlenwirrwarr die Debatte. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen schlägt ein Ticket für 69 Euro im Monat vor. Auch bei diesem Preis müsse der Bund draufzahlen.

CSU-Chef Markus Söder gräbt hingegen eine alte Idee aus, die die SPD schon 2019 im Bundestag eingebracht hatte: das 365-Euro-Ticket. Auf den Monat gerechnet ist das sogar fast so viel wie der Vorschlag der Verbraucherzentralen, die 29 Euro im Monat fordern. Ein guter Preis, meint auch Verkehrsexperte Andreas Knie aus Berlin, doch dann müsse auch der Fernverkehr mit drin sein. Schließlich wisse man aus Studien, dass 29 Euro für die meisten potenziellen Bus- und Bahnfahrer attraktiv sei.

Viele verschiedene Zahlen – und Bundesverkehrsminister Volker Wissing hält sich mit eigenen Vorschlägen zurück. Er will auf die Auswertungen zur Nutzung des 9-Euro-Tickets warten. Im Herbst oder im Winter könnte es so weit sein.

So funktioniert es in Radolfzell

Dabei gibt es schon seit Jahren Beispiele dafür, wie sich günstige und einfache Tickets auf das Verhalten der Menschen auswirken. Zum Beispiel im kleinen Radolfzell am Bodensee. Hier hat die Stadt schon vor fünf Jahren den eigenen Nahverkehr ausgebaut und unter anderem ein 365-Euro-Ticket eingeführt. Die Folge: Die Fahrgastzahlen stiegen kräftig. Aber nur, weil auch gleichzeitig die Parkgebühren erhöht wurden, sagen die Stadtwerke – Autofahren wurde unattraktiver.

Auch Verkehrsexperte Andreas Knie meint: Nur am Ticketpreis herumschrauben löst keine Verkehrswende aus. Die Politik müsse auch die Privilegien für das Auto abschaffen.

Vom Abwarten des Verkehrsministers hält er derweil wenig. Typisch deutsch sei das, kritisiert er – stattdessen solle die Politik etwas wagen. "Versuch und Irrtum ist das Maß der Dinge, die wir verkehrspolitisch brauchen."

Samstag, 23. Juli 2022

Autarkie beim Strom – was macht Salem?

 Pressemitteilung vom 22.7.22

Täglich schallt es uns Bürgern auf allen Kanälen entgegen: wir sollen Strom sparen und in PV investieren, um unabhängig von den fossilen Brennstoffen und unliebsamen Lieferländern zu werden. Den Trockner nicht mehr verwenden, den alten Kühlschrank in der Garage weniger, alles mit Steckerleisten und Zeitschaltuhren versehen, für Licht sogar besser noch auf Bewegungsmelder umstellen und Streamen ist die neue Flugscham.

Was aber macht eigentlich die Gemeinde? fragten sich die Teilnehmer de neu gegründeten Energiestammtisches Salem.

Denn das Klimaschutzgesetz betont die besondere Verantwortung der Kommunen:
Der öffentlichen Hand kommt beim Klimaschutz in ihrem Organisationsbereich eine allgemeine Vorbildfunktion zu, insbesondere durch Energieeinsparung, effiziente Bereitstellung, Umwandlung, Nutzung und Speicherung von Energie sowie Nutzung erneuerbarer Energien“.
Mit dem KSG sind auf die Kommunen neue Aufgaben zugekommen wie die Benennung eines Energiemanagers, Formulierung von Klimazielen, kontinuierliches Energieberichtswesen, Energiecontrolling etc.

Zwar hat sich die Gemeinde schon vor Jahren für den European Energy Award (EEA) beworben, aber Informationen zum Sachstand gibt es nicht. Daher haben die Mitglieder des Stammtisches einen Brief an Herrn Bürgermeister Härle geschrieben und Fragen zum Energiemanagement gestellt.

  • Wer ist in der Gemeinde für das Energiemanagement zuständig und welche Expertise haben diese Personen? 
  • Wie ist der Stand beim EEA und der kommunalen Wärmeplanung und  wie können sich Bürger dabei einbringen? 
  • Wann wird der Energiebericht für 2021 veröffentlicht? 
  • Wann wird es auf der Homepage die versprochene Rubrik zu Umwelt und Energie geben?

Und weil aktuell mal wieder die Wasserentnahme verboten wurde, haben die Aktiven auch noch gefragt, was die Gemeinde hinsichtlich eines Wassermanagements tut und ob es nicht sinnvoll wäre, einen Klimaschutzbeauftragten zu engagieren.

Der Energiestammtisch Salem trifft sich das nächste Mal am 26.7.2022, um 19:00. Interessierte, die noch dazustoßen möchten. wenden sich bitte an Fritz Vogel unter frivogel@web.de.

Am 2.8.2022 ab 18:00 Uhr berät der Gemeinderat in öffentlicher Sitzung im Rathaus über einen Antrag, zu prüfen, wie sich die Gemeinde-eigenen Dächer möglichst schnell und sinnvoll für Photovoltaikanlagen genutzt werden können. Der Energie-Stammtisch erwägt, ob sich auch Bürgerinnen und Bürger an diesen Investitionen beteiligen sollen, da die im Haushalt der Gemeinde bereit gestellten Mittel begrenzt sind. Gerade für Menschen, die selbst über keine eigenen oder keine geeigneten Dachflächen   verfügen könnte das ein reizvolles Investment sein.

Reale Kosten der Lebensmittel

 Businessinsider  hier

So viel müsste euer Essen eigentlich kosten, wenn Faktoren wie die Umwelt eine Rolle spielen

Der konventionelle Lebensmittelanbau schadet häufig der Umwelt. Ökologische Folgekosten sind im Ladenpreis meist nicht einberechnet.

Eine neue Studie kommt zu der Erkenntnis, dass viele Lebensmittel dann deutlich mehr kosten müssen.

Hohe ökologische Folgekosten werden demnach vor allem durch übermäßiges Düngen und chemische Pflanzenmittel verursacht.

Lebensmittel werden aufgrund der Inflation teurer und unterscheiden sich im Preis. Für Bio-Produkte muss meist mehr bezahlt werden als für die herkömmlichen Lebensmittel. Im Preis nicht mit einberechnet: die Folgekosten der Landwirtschaft für Natur und Umwelt. Eine neue Studie zeigt jetzt, dass der Preis vieler konventioneller Lebensmittel fast doppelt so hoch sein müsste.

Durchgeführt wurde die Analyse durch Wirtschaftsingenieurin Amelie Michalke von der Universität Greifswald und Professor Tobias Gaugler von der TU Nürnberg. Ihr Ergebnis: „Wenn man sie auf die Ladenpreise draufschlägt, müsste ein Kilo Hackfleisch aus konventioneller Produktion statt 9,18 Euro eigentlich 18,84 Euro kosten, also doppelt so teuer sein“, wie Gaugler der „Süddeutschen Zeitung“ sagt.

Beim Gouda wären es zum Beispiel 12,94 Euro anstatt 7,98 Euro. Der Unterschied beim Obst und Gemüse fällt dagegen geringer aus. Ein Apfel müsste für 1,87 Euro statt 1,69 Euro je Kilo angeboten werden. Insgesamt betragen die ökologischen Folgekosten der Studie zufolge in Deutschland im Jahr 90 Milliarden Euro. Die tatsächliche Bruttowertschöpfung beträgt nicht einmal ein Viertel davon und liegt bei 21 Milliarden Euro.

Düngen und Pflanzenmittel sorgen für Umweltschäden

Den größten Preis-Schaden für die Umwelt richtet demnach der Stickstoffverbrauch der Landwirtschaft beim Düngen an. Durch intensives Düngen gelangt der überschüssige Stickstoff in den Boden und wird dort in den Schadstoff Nitrat umgewandelt. Das Nitrat landet im Grundwasser, welches wiederum für viel Geld aufbereitet wird. Die Mehrkosten hierfür sind nicht im Ladenpreis enthalten.

Auch chemische Pflanzenschutzmittel verursachen Umweltschäden. Darunter leidet die Artenvielfalt. Die Wissenschaftler erarbeiten hierzu aktuell einen Parameter, um auch den Artenschwund für die Preisgestaltung der Lebensmittel messbar zu machen. Neben der konventionellen Landwirtschaft sorgt auch der Bio-Anbau für ökologische Folgekosten, allerdings in viel geringerem Maße, wie es in der Studie heißt.

Freitag, 22. Juli 2022

Städtetag will Quantensprung beim Klimaschutz

  dpa   Stand: 21. Juli 2022  hier gefunden

News aus Baden-Württemberg  Es geht ums Ganze. Die Zeit wird knapp, um die globale Erwärmung noch zu begrenzen.

Städte und Gemeinden stehen vor riesigen Herausforderungen und riesigen Ausgaben. Der Städtetag macht klar: Ein Umsteuern ist dringend nötig.


Der Städtetag Baden-Württemberg fordert vom Land einen Klimaschutzfonds, ein viel höheres Tempo beim Ausbau der Erneuerbaren Energien – und hat die vielen Vorschriften und bürokratischen Hindernisse dabei heftig kritisiert.
Die Frage sei: «Steuern wir über Zielvorgaben und die Analyse, wo die größten Hebel zum Energiesparen sind, oder über kleinteilige Regulatorik», sagte Städtetagspräsident Peter Kurz vor Beginn der Hauptversammlung des Gremiums am Donnerstag.

Der Heidelberger Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) forderte einen Quantensprung beim Weg zur Klimaneutralität. Er nannte als Beispiel etwa den klimaneutralen Heidelberger Stadtteil Bahnstadt. So etwas sollte seiner Meinung eigentlich Standard sein – so etwas dauere aber von der Idee bis zur Umsetzung oft viele Jahre. «Diese Zeit haben wir nicht mehr.»

Donnerstag, 21. Juli 2022

Fachmann sieht Nahwärme als Schlüssel für eine klimaneutrale Zukunft

Schwäbische Zeitung hier  19.07.2022,  Annette Rösler

Klimaneutralität bis 2040: Wie das funktionieren kann, darüber hat Teil Bene Müller von der Solacomplex AG im vierten und letzten Teil der Veranstaltungsreihe vom Ortsverband Bündnis 90/Die Grünen sowie der Elektronikschule Tettnang und der Bodenseestiftung gesprochen. Im Zentrum standen Darstellungen zur Nahwärme.

Solarcomplex hat genau darauf seinen Schwerpunkt. Das Unternehmen wurde im Jahr 2000 von zwanzig Bürgern gegründet und hat heute ungefähr 1.200 Gesellschafter, die sich aus Privatpersonen, Firmen, Stadtwerken und Bürgerenergiegenossenschaften zusammensetzen.

Bene Müller: Öl und Gas finanzieren Kriege

Dass Solarcomplex-Vorstand Müller herkömmliche Energieformen sehr kritisch betrachtet, daraus machte er keinen Hehl:„Schauen Sie sich diesen Öltanker auf dem Bild genau an. Das ist ein getarnter Geldtransport“, sagte er im gut besuchten Forum. Supertanker fassten bis zu 300 000 Tonnen Rohöl. Die Ladung könne einen Wert von bis zu 160 Millionen Euro haben.

Und dieses Geld könne dann in Krisengebieten landen. Gleiches gelte für Gas. Müller: „Das heißt, wir finanzieren Kriege. Unsere Abhängigkeit von diesen Ländern muss dringend gestoppt werden.“

Experte: Mit Nahwärme bleibt Kaufkraft vor Ort

Mittwoch, 20. Juli 2022

Petersberger Klimadialog: Die Krise als Chance

 Ich bin begeistert von diesem klaren Kommentar im Südkurier!

17.07.2022  |  VON BERNHARD JUNGINGER, BERLIN  hier

KLIMAKONFERENZ 

Wenn es noch so sehr nach abgedroschener Ratgeberliteratur klingt: In jeder Krise steckt eine Chance, dass sich die Dinge, nachdem sie erst mal noch schlimmer werden, zum Guten wenden. Im Kampf gegen die vom Menschen verursachte Erderwärmung, über die es jetzt wieder beim Petersberger Klimadialog geht, bedarf es aber schon gewaltiger Zuversicht, um diese Möglichkeit zu erkennen.

Das Treffen von Regierungsvertretern aus 40 Ländern dient der Vorbereitung großer Klimaschutzabkommen. Doch die Aussichten, wegweisende, breit getragene Beschlüsse anzustoßen, erscheinen in diesem Jahr so schlecht wie nie. Während neue Hitzewellen bevorstehen, in Südeuropa und Brandenburg Wälder brennen, blicken die Deutschen bang auf den kommenden kalten Winter. Denn das russische Gas, das ihre Wohnungen wärmt, droht knapp zu werden. Der fürchterliche russische Angriffskrieg auf die Ukraine und seine weltweiten Auswirkungen binden alle Aufmerksamkeit, wie könnte es auch anders sein.

Dennoch ist es wichtig, jetzt über die Zukunft des Planeten zu sprechen. Deutschland kann das nicht länger mit der Arroganz des Lehrmeisters tun, der ärmeren Staaten verkündet, wo es langgeht. Mit einer solchen Haltung wurde das Gesprächsformat 2010 gegründet, zu einer Zeit, als die Bundesrepublik als Klimaschutz-Vorreiterin und ihre Regierungschefin Angela Merkel als Klimakanzlerin galten. Dabei sah die Realität schon damals ganz anders aus.

Unbestreitbare Erfolge beim Ausbau der erneuerbaren Energien sind nur der eine, grüne Teil der Geschichte. Der andere ist schmutzig und von Heuchelei geprägt. Im Klima-Eifer hat Deutschland seine Versorgungssicherheit sträflich vernachlässigt und wurde immer noch süchtiger nach billigem Gas aus Russland, das weder ethisch noch klimatechnisch gesehen sauber ist. Auch jetzt, wo der Gasfluss aus dem Osten zum Erliegen zu kommen droht, dominiert eine Politik nach dem Motto: nicht in meinem Hinterhof.

Das umweltgefährdende „Fracking“ von Erdgas wird im eigenen Land vehement abgelehnt, Fracking-Gas aus den USA künftig aber vermehrt eingeführt. Deutschland ist stolz auf seinen Kohleausstieg und muss die Braunkohlekraftwerke nun mangels Alternativen noch stärker anfeuern. Steinkohle wird nicht mehr selbst gefördert, aber munter weiter importiert. Atomkraftwerke werden mit hohem moralischen Gestus abgeschaltet, Atomstrom aus Tschechien oder Frankreich bezogen. Nun droht Wärme-Not.

Wie gerne hat sich Deutschland als Beweis gefeiert, dass der klimafreundliche Umbau einer Industrienation gelingen kann. Jetzt geht es für die Bundesregierung bis auf Weiteres vorrangig darum, die Folgen der selbst verschuldeten Gas-Abhängigkeit irgendwie zu begrenzen. Was nicht ohne Abstriche beim Klimaschutz geht. Andernfalls wird die wirtschaftliche Basis zerstört, ohne die weder die eigene Energiewende noch die Unterstützung ärmerer Nationen bei der Bekämpfung des Klimawandels und der Bewältigung seiner Folgen möglich sind. 

Beim Petersberger Klimadialog gilt es, die Weichen dafür zu stellen, dass der Zeit der schmerzhaften, für die Versorgungssicherheit nötigen Kompromisse bald umso konsequentere Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung folgen. So groß diese Krise ist, muss in ihr doch auch eine enorme Chance stecken.

politik@suedkurier.de 


Der Deutschlandfunk hier zum „Petersberger Klimadialog“  am 19.07.2022
Baerbock: „Klimakrise wirkt wie ein Brandbeschleuniger“

Warum sich unsere Gasspeicher nicht für den Winter füllen

 Spannend: Das muss man wissen sonst versteht man die Zusammenhänge nicht!

 ARD  Tagesschau hier Von Michael Houben, hr  20.07.2022

Kraftwerke laufen weiter: 
Warum viel Gas für Strom verbraucht wird

Obwohl Russland aktuell kaum noch Gas nach Deutschland liefert, wird es hierzulande weiter viel für die Stromerzeugung verwendet. Das ist ein Problem für das Füllen der Gasspeicher - und für die Strompreise.

Seit Jahren sammeln Wissenschaftler des Fraunhofer ISE in Freiburg alle von der Strombörse gelieferten Daten und bereiten sie tagesaktuell auf. In diesem Frühjahr erlebten sie dabei eine Überraschung: Während Russland die Gaslieferungen drastisch reduzierte und die Politik forderte, Gas einzusparen, und während die Gaspreise parallel dazu auf ungeahnte Höhen stiegen, erreichte die Stromproduktion aus Erdgas im Monat Mai einen historischen Höchststand. Entsprechend langsam füllten sich die Gasspreicher, und folgerichtig sind die für den nächsten Winter gesetzlich geforderten Reserven schwieriger zu erreichen. Bis heute, Mitte Juli, hat sich daran nichts geändert. Wind und Sonne liefern ähnlich viel Strom wie in früheren Jahren auch. Warum also wird für die Stromproduktion so viel Gas verwendet?

Ersatz für marode französische AKW

Die Ursachen dafür finden sich in Frankreich. Dort stehen 56 Atomkraftwerksblöcke, und 16 davon sind für eine übliche jährliche Wartung einige Wochen lang abgeschaltet. Zusätzlich sind aktuell aber zwölf weitere wegen Korrosion an Kühlrohren oder Verdacht auf solche Schäden längerfristig außer Betrieb. Wo Risse gefunden wurden, hofft der Betreiber EDF, das bis zum Herbst reparieren zu können. Der Konzern warnt aber schon vor möglichen längeren Stillständen. Und selbst wenn einzelne Blöcke wieder anlaufen, müssen weitere, ähnlich gebaute AKW auch auf Risse geprüft werden - und auch deutsche Kraftwerke noch lange die Lücke füllen.

Deutschland exportiert schon seit Jahren mehr Strom als es importiert. Auch dieses Jahr - wie üblich - einige Terawattstunden in die Benelux-Staaten und nach Tschechien. Ungewöhnlich allerdings: Mehr als acht Terawattstunden flossen nach Frankreich, zusätzlich gute zehn Terrawattstunden nach Österreich, mehr als drei in die Schweiz. Wobei davon ein großer Teil weiter nach Italien floss, das normalerweise auch französischen Atomstrom kauft. So liefen deutsche Gaskraftwerke eben auch, um den Ausfall maroder französischer Reaktoren auszugleichen. Auch dieser Umstand ließ Strompreise in Deutschland steigen.

Dienstag, 19. Juli 2022

"Wir müssen uns auf Zeiten mit zu viel Hitze vorbereiten"

 NTV  19.07.2022

Lemke redet Klima-Klartext

Hitze und Trockenheit setzen Menschen, Natur und Landwirtschaft immer stärker zu. Im Interview mit ntv.de warnt Umweltministerin Lemke, dass Deutschland nur unzureichend auf den Klimawandel vorbereitet ist - und fordert mehr Engagement nicht nur in den Kommunen, sondern auch in einzelnen Ministerien.

ntv.de: Frau Lemke, nach Gas wird in Deutschland inzwischen auch Wasser knapp. Müssen wir bald nicht nur kalt, sondern auch kürzer duschen?

Steffi Lemke: Dass wir in heißen Sommern bewusster mit Wasser umgehen müssen, ist keine ganz neue Entwicklung. Aber inzwischen gab es so viele Jahre mit zu wenig Regen, dass sich mancherorts die Grundwasserstände im Winter nicht mehr auffüllen. Dürreereignisse werden in Zukunft häufiger werden und länger andauern. Die Dürre ist eine Bedrohung für die Natur in Stadt und Land sowie für die Landwirtschaft, die Hitze bedroht unsere Infrastrukturen und uns Menschen.

Montag, 18. Juli 2022

Initiativen zur Energiewende vor Ort

 Deutschlandfunk hier  Podcast zum anhören  

Von Michael Watzke · 17.02.2022

Klimawandel und Kommunen

Die Klimakrise ist das Thema unserer Zeit. Ob Deutschland die Energiewende rechtzeitig schafft, wird nicht nur in Berlin entschieden, sondern auch in rund 13.000 Kommunen und Landkreisen. Dort macht Berchtesgaden aktuell vor, was alles möglich ist.

Sonntag, 17. Juli 2022

Was Deutschland von Dänen lernen kann

 Podcast im Deutschlandfunk hier  zum Anhören  Von Dirk Asendorpf · 12. Juli 2022

Sønderborg wird klimaneutral

In Sønderborg leben 75.000 Menschen. Bis 2029 will die dänische Stadt nahe der deutschen Grenze klimaneutral sein. Die Hälfte des Weges hat sie schon geschafft.

Geteilter Strom ist doppelter Strom

 Süddeutsche Zeitung  hier  14. Juli 2022  Von Michaela Haas

Aus der Ruprik: Die Lösung für alles

Wie können sich einzelne Haushalte unabhängig machen vom Energiemarkt? Antworten findet man in einem Ort im Schwarzwald, wo ein Pilotprojekt zum »Energy Sharing« wegweisend für ganz Deutschland werden könnte.

Das Problem: Viele Technologien für erneuerbare Energien sind für einzelne Hausbesitzer zu teuer.
Die Lösung: Bürgerinnen und Bürger schließen sich zu Energiegemeinschaften zusammen.

....Falger ist Teil eines Experiments, das tatsächlich wichtige neue Impulse für die Energieversorgung in Deutschland geben könnte. Mit 24 anderen »Energierebellen« hat er 2017 das »virtuelle Bürgerkraftwerk« mitgegündet, wie es offiziell heißt; die 25 nennen es lieber das Rebellenkraftwerk. Verkürzt gesagt bedeutet es, dass alle in dieser Gruppe – unter ihnen Bauern, Hausfrauen, Künstler und Programmierer – selbst Strom produzieren, diesen danach aber nicht nur selbst verbrauchen, sondern mit anderen teilen.......

Jeder Haushalt in der Gruppe teilt die Energie, die er durch Solarpaneele, Thermalanlagen oder Brennstoffzellen produziert. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzen also zuerst die in der Gruppe erzeugte Energie, bevor der Überschuss in das Stromnetz eingespeist und verkauft wird. Ist einmal zu wenig Strom in der Gruppe vorhanden, kann auch übers Netz zugekauft werden. Im Moment ist die Gruppe noch regional, sie alle wohnen in und um Schönau. Aber das Ziel ist, dass irgendwann einmal jeder mitmachen kann, der möchte.

Philosophischer Wandel mit Betonung von Wind und Regen, Vögeln und Bienen - statt noch mehr Daten...

Diese beiden äußerst interessanten Artikel wurden von Martina gefunden und zeigen 2 Seiten der Technologie-Entwicklung.  Der untere stammt bereits von 2019, ist aber vermutlich immer noch aktuell.

hier

 Die Verantwortlichen von Toronto haben sich gegen das von einer Google-Tochter (Sidewald Labs) anvisierte Ziel, die Stadt zu einer Smart City zu machen, und für ein neues Stadtkonzept entschieden: ländlicher Rückzugsort, statt Techno-Utopie.

Bis zu einem gewissen Grad spiegelt dieser Rückzug in die Natur die sich ändernden Zeiten wider, in denen sich die Gesellschaft von einem Ort des Techno-Optimismus zu einem Ort der Skepsis entwickelt hat, gezeichnet von Datenerfassungsskandalen, Fehlinformationen, Online-Belästigungen und regelrechtem Techno-Betrug. Sicher, die Technologiebranche hat das Leben in den letzten zwei Jahrzehnten produktiver gemacht, aber hat sie es auch besser gemacht? Darauf hatte die Google-Tochter Sidewalk Labs nie eine Antwort. 

Freitag, 15. Juli 2022

Parents for future: Machen Sie Deutschland schnell unabhängig von russischem Gas!

 Sabine setzt große Hoffnungen in diese Unterschriftenaktion:

"Meiner Einschätzung nach DAS Thema des Jahres in Deutschland, mit Potenzial zum Gamechanger. Daher: bitte unterschreiben Sie!"

Diese Petition zur Unabhängigkeit von russischem Gas haben Ingo (Mühlheim), Thorsten (Berlin) und ich in den letzten Tagen aufgesetzt. Die Maßnahmen schließen genau die erforderliche Lücke, mit der wir unabhängig von Russland  werden und den Preisanstieg beim Gas deutlich geringer halten.
Die Unabhängigkeit von russischen Gaslieferungen könnte sogar kriegsentscheidend sein.
Und natürlich bringt es eine enorme Kostenersparnis und einen erheblichen Nutzen fürs Klima.
Gelingt es hingegen nicht, wird unsere Gesellschaft und Demokratie spätestens im Winter auf die Zerreißprobe gestellt.

Campact hier geht`s zur Unterschriftenaktion

An: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundesfinanzminister Christian Lindner

Deutschland kann sich innerhalb weniger Monate unabhängig von russischen Energielieferungen machen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Lösungs- und Machbarkeitsstudie des Zero Emission Think Tank (ZETT), die im Juni veröffentlicht wurde.
Die Studie nimmt Sofortmaßnahmen unter die Lupe, die weitaus günstiger sind als teure Flüssiggas-Importe. Sie steigern die Versorgungssicherheit, dämpfen den Preisanstieg, reduzieren finanzielle Belastungen für Bürger und Wirtschaft und schützen das Klima!

Pressemitteilung des Aktionsbündnis

Energiekosten explodieren – Energiewende jetzt

Ende Juni fand auf Einladung des Aktionsbündnis Grünzug Salem und des BUND Salem eine Veranstaltung zu den künftigen Optionen für kostengünstiges und nachhaltiges Heizen statt. 

Zum Jahresende 2020 lag der an der Börse gehandelte Strompreis bei ca. 4-5ct/kWh, zum Jahresende 2021 hatte er sich bereits auf 20 ct/kWh erhöht und aktuell liegt er zwischen 35 und 39 ct/kWh. 

Ähnlich beim Gaspreis: Ende 2020 ca. 3 ct/kWh, Ende 2021 ca. 5 ct/KWh und aktuell bei 13 ct/kWh. Beim Endverbraucher kommen noch viel höhere Preise an.
Für Gas-Neuverträge werden sogar bis zu 22 ct/kWh verlangt. 

Mit diesen nüchternen Zahlen eröffnete Michael Maucher von der Energieagentur Ravensburg seinen Vortrag. Keine guten Nachrichten für Mieter und Eigenheimbesitzer gleichermaßen. Deshalb wurde auch bei den anschließenden Tipps fleißig mitnotiert. Angefangen von kleinen Solaranlagen für Balkon oder Terrasse, über den Austausch alter energiefressender Hausgeräte, v.a. Kühlschränke und Tiefkühltruhen, den Verzicht auf einen Wäschetrockner, den Einsatz von schaltbaren Steckerleisten und Zeitschaltuhren, um auch Stand-by-Verluste zu minimieren, den Einsatz von LEDs oder Bewegungsmeldern bis hin zur Dämmung der Heizrohre, der richtigen Einstellung der Heizungspumpe, dem Austausch von Duschköpfen gegen Spar-Perlatoren und der Reduktion der Bereitschaftszeiten für Warmwasser. Viele hilfreiche Hinweise, die zusammen doch einiges für den eigenen Geldbeutel wie die Umwelt leisten können.

Als zweiter erklärte Dr. Marius Wöhler von der Schellinger KG in Weingarten, wie sich mit Pellets nachhaltig heizen lässt. Pellets sind effizienteste und emissionsärmste Heizform bei der Nutzung von Biomasse, weil sie aus Abfallprodukten in der Holzproduktion hergestellt werden. Durch regionale Produktion und Vertrieb wird die CO2-Bilanz noch verbessert. Noch dazu sind Pellets verhältnismäßig günstig, weil sie maßgeblich von Rohstoff-, Strom- und Logistikkosten bestimmt werden. Auch sind Pelletheizungen ausgereift, recht robust und langfristig reparierbar im Gegensatz zu bspw. einer Gastherme, die bei einem Defekt so gut wie immer ausgetauscht werden muss. 

Als dritte stellte die TGA aus Salem, vertreten durch ihren Geschäftsführer Bernd Albers und zwei Mitarbeiter, ein modernes Energiemanagement mit Wärmepumpe und Photovoltaik vor. Dabei kann der Strom vom Dach nicht nur für die Wärmepumpe, sondern auch für das e-Auto oder mittels Speicher für den Hausstrom genutzt werden. Selbst wenn man die Wärmepumpe mit Strom der Energieversorger zu 35 ct/kWh einkaufen muss, so kostet bei einer durchschnittlichen Effizienz von 1 zu 4 die Wärmepumpe nurmehr 9 ct/kWh. Im Gegensatz zu vielen Gerüchten sind Wärmepumpen auch für alte Häuser geeignet. Lediglich das Außenmodul braucht einen geeigneten Aufstellort im Garten und wegen der Geräuschemission sollte man frühzeitig mit seinen Nachbarn Kontakt aufnehmen.

In der anschließenden Diskussion konnte noch viele Nachfragen der Zuhörer geklärt werden, bspw. auch wann wohl die Batterie des e-Autos als Stromspeicher für die Nacht genutzt werden kann.

Aus der Veranstaltung hat sich ein Energiestammtisch Salem gebildet, der sich auch mit dem Thema Bürgerenergie befasst. Interessierte wenden sich bitte an Fritz Vogel unter frivogel@web.de.



Am 2.8.2022 ab 18:00 Uhr berät der Gemeinderat in öffentlicher Sitzung im Rathaus über einen Antrag, zu prüfen, wie sich die Gemeinde-eigenen Dächer möglichst schnell und sinnvoll für Photovoltaikanlagen genutzt werden können. Der Energie-Stammtisch erwägt, ob sich auch Bürgerinnen und Bürger an diesen Investitionen beteiligen sollen, da die im Haushalt der Gemeinde bereit gestellten Mittel begrenzt sind. Gerade für Menschen, die selbst über keine eigenen oder keine geeigneten Dachflächen verfügen könnte das ein reizvolles Investment sein.

Mittwoch, 13. Juli 2022

Die Energiewende in Salem muss endlich kommen!

 

Das Aktionsbündnis Salem hatte zusammen mit dem BUND am 28.6.22 zu einer gut besuchten Auftakts-Veranstaltung zum Thema "Energie" im Prinz Max eingeladen.
Suzan Hahnemann moderierte die Veranstaltung.

„Wie sollen oder wie können wir in Zukunft heizen?“

Eingeladen waren

die Energieagentur Ravensburg (Herr Michael Maucher)

die Fa. TGA Salem (Herr Bernd Alber und 2 Mitarbeiter)

die Fa. Schellinger Weingarten (Herr Dr. Marius Wöhler)


Geplant ist von Seiten des Aktionsbündnis nun ein regelmäßiger Bürgerstammtisch zum Thema Energie. Dieser könnte z.B. zum Thema "Bürgerenergie" tätig werden.
Fritz Vogel leitet diesen Stammtisch, bei Interesse bitte kontaktieren   frivogel@web.de


Die GOL hat sich zum Thema Energie ebenfalls Gedanken gemacht und einen Antrag formuliert, der bei der nächsten Sitzung am 2.8.22 verhandelt werden wird. Zuhörer sind willkommen!

Antrag:

1.   Beauftragung der Verwaltung zur Überprüfung der Photovoltaik-Potentialflächen auf kommunalen Dächern in Salem

2.   Anhand der Ergebnisse zunächst eine Beratung im Gemeinderat herbeiführen, wie diese Photovoltaikflächen möglichst schnell umgesetzt werden können.

3.   Öffentliche Diskussion in der Gemeinde mit Leitfunktion

 

Im Landkreis Konstanz rufen der Landkreis, Industrie- und Handelskammer (IHK), Handwerkskammer (HWK) und der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) gemeinsam zum verstärkten Ausbau von Photovoltaikanlagen auf allen Dachflächen im Landkreis auf. Der Landrat sagt:

 

„Gerade die Dachflächen bieten sich an: Hier hat man keinen zusätzlichen Flächenverbrauch und keinen hohen Planungsaufwand. Ziel ist es, bis Ende 2024 alle Kreis-Liegenschaften weitestge­hend mit Photovoltaikanlagen ausgestattet zu haben" (Wochenblatt KN)

 

Auch wenn ein entsprechender Aufruf bei uns noch fehlt, sind auch unsere Kommunen im Kreis, ebenso wie der Bodenseekreis selbst, in der Pflicht, eine deutlich sichtbare Vorreiterrolle zu einzunehmen.

Es ist wichtig, dass der Platz auf Dächern und an Fassaden gut ausgenutzt wird, um landwirtschaftliche Flächen zu schonen. Wir wollen den Energie-Ausbau vorrangig auf den Dächern und nicht auf dem Acker vorantreiben!


den vollständigen Antrag finden Sie hier