Montag, 18. Oktober 2021

Schwieriges Jahr für Imker

 Südkurier hier  |  VON MONIKA WEIß

Mit strahlendem Sonnenschein geht das Bienenjahr 2021 zu Ende. Auch die Imker im Deggenhausertal haben ihre Bienenvölker inzwischen fast vollständig eingefüttert. Der schöne Spätsommer und die goldenen Herbsttage kamen ihnen sogar entgegen. Die warmen Temperaturen führten dazu, dass die Bienen noch nicht an Winterruhe gedacht und noch einmal fleißig eine sogenannte späte Tracht eingebracht haben. Das heißt, sie haben Nektar gesammelt und in die Waben eingelagert. Gefunden haben sie diesen in den Blüten des Springkrauts, das in Waldlichtungen und entlang der Bäche im Deggenhausertal sprießt, aber auch im Wald, weiß Altimker Hermann Mayer. Noch einmal öffnet er ein Bienenvolk, um einen Blick in die herbstliche Bienenbeute zu werfen.

Idyllisch steht sein Bienenhaus im Tal in Ellenfurt. Ein idealer Standort: Auf Süd-Südost hat er die Einfluglöcher der Bienenkästen ausgerichtet. So bescheint die Sonne die Bienenvölker schon früh und wärmt deren Behausung, die sogenannte Beute, auf. Es herrscht reger Betrieb vor den Fluglöchern an diesem sonnigen Vormittag.

Schon Ende August hat der 72-Jährige mit der Fütterung seiner Völker begonnen. Denn da gibt es für die Bienen in der Natur kaum noch Nektarvorräte. Einem jeden Bienenvolk füttert der Imker deshalb normalerweise 17 bis 20 Liter Flüssigzucker. Denn da er dem Volk im Sommer den Honig entnimmt, muss er dem Bienenstock für den Winter eine Alternative bieten, damit es auch in der kalten Jahreszeit nicht verhungert und einen Vorrat in den Waben hat. Nun hat die späte Tracht aber wenigstens dafür gesorgt, dass er nicht so viel Zucker zufüttern muss. Ernten darf er den späten Honig aber nicht mehr, denn davon nähren sich die Bienen im Winter.

Zu viel Regen, zu wenig Bestäubung

Abschließend betrachtet beurteilt Mayer das Honigjahr 2021 allerdings als „generell schlecht“. Schon die Frühtracht habe im Deggenhausertal nicht das gebracht, was man sich erhofft habe. Das lag vor allem daran, dass es während der Blühzeit im Tal zu viel geregnet habe und die Bienen und Insekten die Blüten nicht bestäuben konnten. „Unsere Obstbäume haben in diesem Jahr deshalb kaum Früchte.“ Äpfel, Birnen, Zwetschgen oder auch Mirabellen seien buchstäblich ins Wasser gefallen, bedauert der Hobbyimker.

Auch die Honigernte hat darunter gelitten. „Wenn dann auch die Wiesen schnell abgemäht werden und es kaum mehr blüht, kommt für die Bienen nichts mehr nach.“ Dabei brächten gerade Löwenzahn und Wiesenblumen eine schöne Blütenhonigtracht. Über die schlechten Wetterverhältnisse hinaus gebe es durch das immer schnellere und häufigere Mähen der Wiesen generell deutlich weniger Blütenhonig als früher. Glücklicherweise gebe es im Tal aber nach wie vor weniger Ackerbau als in anderen Regionen, relativiert Mayer. Wenn das aber so weitergehe, komme ein vertrackter Kreislauf in Gang, prophezeit er. Zum einen werde es immer schwieriger, die Blüten zu bestäuben, weil die nötigen Insekten dafür fehlten. Zum anderen gebe es dadurch immer weniger Erträge von Obst oder Gemüse. Schließlich müssten auch die Preise für etliche Lebensmittel zwangsweise steigen, gibt Mayer zu bedenken.....


Fakten zum Honig

Etwa ein Kilogramm Honig werden in Deutschland pro Kopf und Jahr verzehrt. Die deutschen Imker ernten zusammen 15 000 bis 25 000 Tonnen Honig pro Jahr. Das entspricht nur rund 20 Prozent dessen, was in Deutschland verbraucht wird. Die Nachfrage übersteigt also bei Weitem das Angebot. Deshalb wird viel Honig aus dem Ausland zugekauft. Oftmals handelt es sich dabei um ein reines Süßungsmittel, da dieser Honig wärmebehandelt ist, damit er nicht so schnell kristallisiert und auch länger flüssig bleibt. Honig soll aber niemals auf über 40 Grad Celsius erhitzt werden, da viele seiner wertvollen Bestandteile sonst zerstört werden. Honig in heißer Milch oder im heißen Tee über 40 Grad Celsius erhitzt, dient also nur als reines Süßungsmittel.

Für 500 Gramm Honig müssen Arbeitsbienen rund zwei Millionen Blüten anfliegen. Sie legen dabei eine Flugstrecke von rund 120 000 Kilometern zurück. Ein starkes Bienenvolk kann bis zu 25 Kilogramm Honig produzieren. Für jedes 500-Gramm-Glas Honig wurden etwa 75 000 Blüten bestäubt.


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