Freitag, 10. Januar 2025

Wärmepumpen-Lügen entlarvt: In diesen Punkten irrt die CDU

  Futurezone  hier  von Philipp Rall  8.01.2025

Wärmepumpen nutzen Umweltwärme zum Heizen und sind effizienter als fossile Systeme. Die Technik funktioniert auch in Altbauten und rechnet sich dank Förderung und niedriger Betriebskosten.

In der intensiven Diskussion über die Energiewende in Deutschland haben Wärmepumpen sowohl als zentrale Technologie als auch als politisches Streitthema an Bedeutung gewonnen. Führende Politiker der Christlich Demokratischen Union (CDU), darunter Friedrich Merz und Jens Spahn, äußern sich kritisch gegenüber einem flächendeckenden Einsatz dieser Technologie. Ihrer Ansicht nach seien Wärmepumpen ineffizient, zu kostenintensiv und ungeeignet für ältere Gebäude. Allerdings basieren diese Behauptungen auf Fehlinformationen und überzogenen Darstellungen.
Heizungsgesetz: CDU vs. Wärmepumpe
Die CDU will das Gebäudeenergiegesetz (GEG) auf seine ursprüngliche Version zurücksetzen, was Kritik von Industrievertretern auslöst, die vor gefährdeten Investitionen und verunsicherten Verbrauchern warnen. Friedrich Merz und Jens Spahn kritisieren seit Wochen die aktuelle Fokussierung auf Wärmepumpen und plädieren für Technologieoffenheit, während Branchenexpert*innen die bestehenden Regelungen als klimapolitisch sinnvoll und stabil befürworten.

Nach dem Zerfall der Ampelkoalition und den bevorstehenden Neuwahlen wächst die Unsicherheit über die Zukunft des GEG. Spahn kündigte im F. A. Z. Podcast für Deutschland an, Subventionen zu streichen und Bürokratie abzubauen, was die Industrie als wirtschaftlich und klimapolitisch kontraproduktiv bewertet. Die Debatte verdeutlicht die Spannungen zwischen politischen Forderungen und der Notwendigkeit langfristiger Planungssicherheit.

Begleitet werden diese Pläne von einigen Behauptungen, die augenscheinlich von den Fakten ablenken sollen.

N° 1: Die Mär der Ineffizienz
Jens Spahn und Friedrich Merz behaupten wiederholt, dass Wärmepumpen ineffizient seien, insbesondere in älteren, weniger gut gedämmten Häusern. Der frühere Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Peter Ramsauer (CSU) sagte sogar: „Wenn ich mein Haus fast entkernen müsste, die Fußböden rausreißen, da Fußbodenheizungen installieren […], was sich finanziell und wirtschaftlich nicht trägt, dann würde ich natürlich in der Situation eine Gasheizung einbauen.“ Mit anderen Worten: Anders seien die Geräte in alten Häusern nicht effizient zu betreiben. Das ist nachweislich falsch.

Es stimmt zwar, dass Wärmepumpen in gut gedämmten Gebäuden am effizientesten sind, doch zahlreiche Studien zeigen, dass sie auch in Altbauten erfolgreich installiert werden können, ohne dass eine vollständige Kernsanierung notwendig ist. Der Schlüssel liegt in der Anpassung des Heizungssystems – zum Beispiel durch den Einbau größerer Heizkörper oder Niedertemperatursysteme wie Wand- oder Deckenheizungen, um die benötigte Wassertemperatur zu senken.

Eine bereits 2020 veröffentlichte Fraunhofer-Studie analysierte 41 Wärmepumpensysteme in Bestandsgebäuden. Die Ergebnisse zeigten, dass selbst in älteren Häusern Wärmepumpen eine Jahresarbeitszahl (JAZ) von über drei erreichten. Damit sind sie nicht nur effizient, sondern auch klimafreundlicher als Gasheizungen.

N° 2: Von der Wärmepumpe in die Armut
Die berühmte Aussage des Generalsekretärs des Wirtschaftsrats der CDU, Wolfgang Steiger, das Heizungsgesetz werde „große Teile der Vermögen der Bundesbürger vernichten“, stellt Wärmepumpen als unbezahlbaren Luxus dar, den sich nur Wohlhabende leisten könnten. „Durch den Wertverlust der eigenen Immobilie treibt die Bundesregierung die Menschen in die Altersarmut“, so der Vorwurf. Diese Behauptung ist grob irreführend.

Zwar haben Wärmepumpen höhere Anschaffungskosten als Gasheizungen, doch diese Kosten werden durch staatliche Förderungen und niedrigere Betriebskosten erheblich ausgeglichen. Laut dem Podcast „Quarks Science Cops“ Folge 91 vom 16. November 2024 kostet eine einfache Luft-Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus zwischen 11.000 und 13.000 Euro vor Abzug der Förderung. Der deutsche Staat bietet derzeit bis zu 50 Prozent Förderung für Haushalte, die fossile Heizsysteme ersetzen, wodurch die Nettokosten oft auf lediglich 5.000 Euro reduziert werden können.

Merz, Spahn sowie andere hochrangige Politiker*innen der CDU/CSU verschweigen oft, dass die Betriebskosten von Wärmepumpen deutlich niedriger sind als die von Gasheizungen, besonders in gut gedämmten GebäudenSpezifische Stromtarife für Wärmepumpen können die jährlichen Einsparungen auf 500 bis 1.000 Euro im Vergleich zu Gasheizungen steigern. Über eine typische Lebensdauer von 20 Jahren können die Einsparungen die anfänglichen Investitionen mehr als ausgleichen, insbesondere angesichts der steigenden CO2-Preise für fossile Brennstoffe, erklären die Science Cops weiter.

Hohe Installationskosten
Ein Vergleich mit anderen EU-Ländern zeigt, dass die hohen Installationskosten in Deutschland vor allem auf strukturelle Probleme wie den Fachkräftemangel und überhöhte Marktpreise zurückzuführen sind, nicht auf die Technologie selbst. In Frankreich und Großbritannien werden ähnliche Systeme routinemäßig für die Hälfte der in Deutschland üblichen Preise installiert.

Das Problem wird durch Marktverzerrungen in Deutschland verschärft. Laut einem Bericht von ARD Plusminus treiben einige Installationsbetriebe ihre Preise bewusst in die Höhe, da sie wissen, dass die staatlichen Förderungen einen großen Teil der Kosten abdecken. Das untergräbt das Vertrauen der Nutzenden in die Wärmepumpen und erfordert regulatorische Eingriffe.

N° 3: Keine Chance bei extremer Kälte?
Eine weitere häufige Behauptung von Kritiker*innen lautet, dass Wärmepumpen bei extremen Kälteperioden nicht ausreichend Heizleistung bieten und Haushalte im Winter ohne ausreichende Wärme zurücklassen. Auch diese Darstellung ist eine erhebliche Fehlinterpretation.

Moderne Wärmepumpen sind speziell dafür ausgelegt, auch bei sehr niedrigen Temperaturen effizient zu arbeiten. Fortschrittliche Kältemittel und innovative Verdichtertechnologien ermöglichen es den Geräten, selbst bei Temperaturen von minus 15 Grad Celsius zuverlässig Wärme zu erzeugen.

„Im Bestandsgebäudebereich werden oft die erforderlichen Heizkreistemperaturen im Normauslegungspunkt diskutiert, also die Heizkreistemperaturen bei sehr geringen Außentemperaturen um minus zwölf bis minus 16 Grad Celsius“, erklärte dazu Marek Miara, Koordinator Wärmepumpen am Fraunhofer ISE schon 2020 – in Deutschland sind solche Temperaturen eine Seltenheit. „Ausschlaggebend für die Effizienz sind daher vor allem die erforderlichen Temperaturen, wenn am meisten geheizt wird, also bei Temperaturen knapp über null Grad Celsius.“

Effizienter als Gas
Ein weiteres Argument der Kritiker*innen ist, dass Wärmepumpen unter extrem kalten Bedingungen ineffizienter werden und mehr Strom verbrauchen. Das ist technisch korrekt, jedoch zu kurz gedacht. Selbst an den kältesten Tagen verbraucht eine gut geplante Wärmepumpe weniger Energie als eine konventionelle Gasheizung.

Zusätzliche Unterstützung bietet eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes (UBA) zu Wärmepumpen. Auch sie zeigt, dass die Technologie selbst bei niedrigen Außentemperaturen dank Fortschritten in der Verdichtertechnologie und bei Kältemitteln leistungsfähig bleibt.

Eine sachliche Auseinandersetzung mit den Fakten ist dringend erforderlich, um die tatsächlichen Potenziale und Herausforderungen von Wärmepumpen im Rahmen der Energiewende realistisch zu bewerten. Nur auf dieser Grundlage können fundierte politische Entscheidungen getroffen werden, die sowohl den technischen Möglichkeiten als auch den Bedürfnissen der Gesellschaft gerecht werden.

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