Dienstag, 29. Oktober 2024

Was Deutschland von Bayerns Wärmestrategie lernen kann: Wie man es nicht machen sollte

 WiWo hier  KOMMENTAR von Felix Petruschke  24.10.2024


Die Bürger nicht überfordern, neben Wärmepumpen auch Holz, Wasserstoff und Methan fördern: Ist Hubert Aiwangers Vorschlag der richtige? Ein Kommentar.




„Wir stehen für eine bezahlbare und technologieoffene Wärmewende im Einklang mit den Bürgern“, verspricht Hubert Aiwanger bei der Vorstellung seiner lange erwarteten Wärmestrategie. Der bayerische Wirtschaftsminister will schaffen, woran der Bund und Robert Habeck mit dem Heizungsgesetz gescheitert sind: eine Wärmewende ohne Verlierer, ohne Zumutungen.

Aiwanger betont seit Jahren seine Skepsis gegenüber Wärmepumpen. Die taugten nur für Neubauten, im Bestand seien andere Heizsysteme sinnvoller. In Bayern setzt er deshalb nun verstärkt auf Wasserstoff und Biomethan. Die beiden Energieträger sollen peu à peu das klimaschädliche Erdgas ersetzen – und praktischerweise durch dieselben Leitungen fließen. Zudem will Aiwanger Holz und Geothermie fördern. Ist das der richtige Weg?

Wohl kaum. Aiwanger kalkuliert teils mit Energieträgern, die schlicht nicht verfügbar sind und absehbar auch nicht verfügbar sein werden. Wasserstoff soll bis 2040 Erdgas ersetzen? Allein den Bedarf der deutschen Stahlindustrie zu decken, wird schwer genug. Eigentümer sollen finanziell nicht belastet werden? Dumm, dass die Energiekosten mit höheren Preisen für CO2 weiter steigen werden. Und noch dümmer für alle, die jetzt ihre Gasheizung auf Wasserstoff umrüsten: Nach aktuellen Marktpreisen wäre das sechs- bis siebenmal so teuer.

Die Wasserstoff-Blase
Inhaltliche Widersprüche durchziehen die gesamte Wärmestrategie der bayerischen Regierung – Wärmemurks wäre die passendere Bezeichnung. Bis 2040 will Bayern klimaneutral werden. Damit das erreichbar ist, muss insbesondere der Gebäudestand modernisiert, müssen fossile Energieträger durch erneuerbare ersetzt werden. Das ist ein Kraftakt, der auch Eigentümern und Mietern viel abverlangen wird.  

Das jedoch verschweigt Aiwanger. Ein bisschen Wasserstoff hier, ein bisschen Methan da, und Holz gibt es in Bayern ja eh viel zu viel. Irgendwie wird das dann schon. Aber ein konkreter Plan für eine echte Wärmewende fehlt. Stattdessen gibt es einen ganzen Katalog von Forderungen an den Bund und die EU. Auf die – von seinem eigenen Ministerium beauftragte – Studie „Energieplan Bayern 2040“ geht Aiwanger in keinem Punkt ein. Die Wissenschaftler betonen darin unter anderem die zentrale Rolle der Wärmepumpe und der energetischen Sanierung von Gebäuden.

Was Deutschland also von Bayerns Wärmestrategie lernen kann? Nur, wie man es nicht machen sollte. Aiwangers Taktik des Verzögerns und Ablenkens scheint darauf abzuzielen, kurzfristig ein paar Wählerstimmen abzugreifen. Gleichzeitig fehlt ihm der Mut, eine Richtung vorzugeben, die zukunftstauglich ist. Das ist politisch verantwortungslos – und geht auf Kosten aller, die auf seine vagen Ankündigungen hereinfallen.

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