Montag, 20. März 2023

Studie von BCG und Nabu: Bauern profitieren von regenerativer Landwirtschaft

  hier  Artikel von Alexander Preker • 20.3.23

Bis zu 60 Prozent höhere Gewinne sollen für Bauern drin sein: Nach einer Studie von Nabu und BCG lohnt sich die Umstellung auf regenerative Landwirtschaft. Umweltschutz und Ertrag sind demnach keine Gegensätze mehr.

Einige der weltweit größten Lebensmittel- und Agrarkonzerne haben es 2022 vorgemacht – und die verbreiteten Produktionsweisen lautstark kritisiert. Die Unternehmen wie Mars, McDonald’s oder Bayer verlangten einen Ausbau der regenerativen Landwirtschaft. Diese Forderung können sie nun auch ökonomisch stützen.

Größere Rücksicht auf den von ihnen bearbeiteten Boden würde Bauern laut einer Studie nämlich erheblich höhere Profite einbringen. Einer Umstellung auf regenerative Landwirtschaft, die den Boden nicht auslaugt, könnten nach sechs bis zehn Jahren bis zu 60 Prozent höhere Gewinne folgen, prognostizieren die Agrarexperten der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) und des Naturschutzverband Nabu in dem Papier.



Nabu  hier mit Studien-Download

Der Weg zu Regenerativer Landwirtschaft in Deutschland – und darüber hinaus
Gesundheit von Böden und Pflanzen im Fokus

Die Regenerative Landwirtschaft wird in Deutschland in der landwirtschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Debatte bisher kaum behandelt. Der NABU zeigt in einer neuen Studie mit der Boston Consulting Group auf, warum und wie sich dies schleunigst ändern muss.

Die Agrar- und Ernährungswirtschaft ist einer der Hauptverursacher der Klimakrise und des Verlusts der Artenvielfalt. Gleichzeitig ist die Agrar- und Ernährungswirtschaft mit am stärksten von diesen ökologischen Krisen betroffen.

Hinzukommend entfaltet sich gerade – nicht erst, aber auch durch den Krieg in der Ukraine – global eine Ernährungskrise. Der Zugang zu gesunder Nahrung wird immer mehr zum Luxus. Bereits 2020 konnten sich über drei Milliarden Menschen weltweit keine gesunde Ernährungsweise leisten – ein Trend, der weiter stark steigt.

Hinzu kommt: Der ökologische Fußabdruck des Agrar- und Ernährungssystems reduziert sich viel zu langsam und die politische Diskussion dazu ist festgefahren. 

Biolandwirtschaft: ökologische Vorteile, weniger Erträge

Während die konventionelle Landwirtschaft hohe Ertragsziele anstrebt, die hohe externe Kosten mit sich bringen und gleichzeitig anfällig für die zunehmenden Dürren und Starkregen sind, bietet die Biolandwirtschaft ökologische Vorteile, allerdings auf Kosten geringerer Erträge. 

Weil Landwirt*innen immer häufigere und intensive Starkwetterereignisse mit teilweise gravierenden Folgen für die Ernte erleben, sind sie zunehmend motivierter, ihre Arbeit an die sich stark ändernden Umstände anzupassen. Allerdings bricht aktuell die Umstellungsgeschwindigkeit zur ökologischen Landwirtschaft ein, nun verstärkt durch den verminderten Absatz im Zuge der Inflation. Ein Reformstau türmt sich auf.  

Gesundheit von Böden und Pflanzen im Fokus

Die Regenerative Landwirtschaft bietet den dringend benötigten Ausweg:
Aufbauend auf die Konservierende Landwirtschaft, die weltweit exponentielles Wachstum in der Anwendung bei Betrieben vorzeigt, bietet die Regenerative Landwirtschaft sowohl für konventionell wie auch biologisch wirtschaftende Betriebe einen Transformationspfad.

Regenerative Landwirtschaft beschreibt einen adaptiven Ansatz, Landwirtschaft zu betreiben, der praktisch erprobte und wissenschaftlich fundierte Maßnahmen anwendet, die sich auf die Gesundheit von Böden und Pflanzen konzentriert, um die Ertragsresilienz zu steigern und gleichzeitig positive Auswirkungen auf Kohlenstoff- und Wasserkreisläufe sowie die Biodiversität zu schaffen.

Biodiversität, Ökologie & Gesellschaft, Landwirt*innen und die Ernährungswirtschaft profitieren von der Regenerativen Landwirtschaft. - Grafik: BCG/NABU

Biodiversität, Ökologie & Gesellschaft, Landwirt*innen und die Ernährungswirtschaft profitieren von der Regenerativen Landwirtschaft. - Grafik: BCG/NABU

Im Kern der Regenerativen Landwirtschaft steht die Entdeckung der Bodenbiodiversität als landwirtschaftliches Produktionsmittel, vor allem der Pilze und Bakterien im Boden.

Die Regenerative Landwirtschaft und ihre Praktiken ermöglichen eine wachsende Unabhängigkeit der Landwirt*innen von der Agrarindustrie und der deutschen Wirtschaft von Gasimporten. Außerdem erleichtert sie die Schließung regionaler Stoffkreisläufe, die Regeneration der Biodiversität und der gekoppelten Kohlenstoff- und Wasserkreisläufe in unseren Agrarökosystemen sowie eine gesündere und gesicherte Nahrungsversorgung in der Breite.

Viele Vorteile für Agrarökosysteme und die Gesellschaft

In der gemeinsamen Studie legen wir detailliert da, wie die schrittweise Einführung regenerativer Methoden in der deutschen Landwirtschaft von großem Nutzen für unsere Agrarökosysteme und die gesamte Gesellschaft sein kann:

(1) Für die Gesellschaft als Ganzes: Mit einem quantifizierten ökologischen Nutzen von 8,5 Milliarden Euro pro Jahr durch unter anderem geringere Kohlenstoffemissionen und Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und Qualität von Wasser. In der Quantifikation sind der Nutzen der Leistungen für die Biodiversität, die Oberflächenkühlung und Starkwetterabmilderung durch Green Water Management sowie der Nutzen durch eine gesündere Nahrung noch nicht berücksichtigt.

(2) Landwirt*innen/landwirtschaftliche Betriebe: Gewinnsteigerung von bis zu 60 Prozent gegenüber der konventionellen Landwirtschaft aufgrund geringerer Betriebsmittelkosten, betrieblicher Einsparungen und einer höheren Ertragsresilienz bei Starkwetterereignissen.

(3) Nachgelagerte Verarbeitung, Lebensmittelherstellung und Einzelhandel: Verringerung der Risiken in der Lieferkette um bis zu 50 Prozent in Jahren mit wetterbedingten Versorgungsengpässen, zum Beispiel Dürreperioden.

Wie Landwirt*innen aktiviert werden können. - Grafik: BCG/NABU

Wie Landwirt*innen aktiviert werden können. - Grafik: BCG/NABU

Das Fazit der Studie: In Anbetracht dieses Triple-Win-Effekts sollte der Weg zu einem regenerativen Agrar- und Ernährungssystem in Deutschland von allen Beteiligten gefördert werden. In der Studie zeigen wir entsprechend Möglichkeiten und Maßnahmen für Landwirt*innen, Zulieferern von landwirtschaftlichen Betriebsmitteln, Agrarverarbeitung, Lebensmittelindustrie und -einzelhandel, Bildungseinrichtungen und politische Entscheidungsträger*innen auf, um die regenerative Transformation so schnell wie möglich voranzutreiben. 

DIE STUDIE ZUM DOWNLOAD  HIER

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