Sonntag, 5. März 2023

Friedrichshafen dreht am ganz großen Rad

 Südkurier am 28.2.23

Die Stadtverkehrsgesellschaft Friedrichshafen möchte am großen Rad drehen. Ab 2024 soll ein neues Linienkonzept greifen, dazu zählen laut Geschäftsführer Horst Schauerte eine Qualitätsverbesserung sowie enger getaktete Fahrzeiten. Details hierzu soll es Mitte des Jahres geben. Rund 12 Millionen Euro investiere das Unternehmen in einen Fuhrpark mit 38 neuen Bussen, davon kommen 31 perspektivisch ohne Diesel oder Benzin aus.

28.02.2023  |  VON KATY CUKO KATY.CUKO@SUEDKURIER.DE  hier

Stadtverkehr hat Großes vor

Horst Schauerte weiß, wie man einen Stadtverkehr für Fahrgäste attraktiv macht. Seit Juni 2022 ist der Mobilitätsexperte Chef des Stadtverkehrs. Doch seinen Hauptwohnsitz hat er nach wie vor in Wien. Und die Hauptstadt im Nachbarland Österreich ist eines der Paradebeispiele für einen modernen, gut funktionierenden ÖPNV. Alle 80 Sekunden fährt dort in der Hauptverkehrszeit eine U-Bahn, alle fünf oder zehn Minuten in jede Ecke der Stadt eine Straßenbahn. Seit einem Jahr gibt es in ganz Wien außerdem das Parkpickerl. „Seitdem muss ich 175 Euro im Jahr dafür zahlen, dass ich mir einen Parkplatz fürs Auto suchen darf“, sagt Schauerte. Das gelte nur für Autos mit Wiener Kennzeichen. Die anderen müssen ins Parkhaus. Obendrein seien Firmen verpflichtet, für jeden in Wien Beschäftigten pro Woche 2 Euro – die sogenannte U-Bahn-Steuer – an die Stadtkasse zu zahlen. All diese Einnahmen erhalten die Wiener Verkehrsbetriebe, „und die nehmen da richtig viel Geld in die Hand“.

Parkgebühren teils recht günstig

In Friedrichshafen kostet das Parken an der Straße 66 Cent die Stunde, ein Ticket für den Stadtbus hin und zurück 5 Euro. „Dafür können Sie mehr als sieben Stunden parken“, wundert sich Horst Schauerte nicht darüber, dass Autofahrer im Zweifel nicht den Bus nehmen. Die Preishoheit hat jedoch der Gemeinderat, nicht der Mobilitätschef beim Stadtwerk, das die Parkhäuser betreibt. „Solange es einfach ist, für Parkplätze Fläche zu versiegeln, aber unglaublich schwierig, über ÖPNV-Tarife zu reden, kommen wir mit der Verkehrswende nicht voran.“ Aber der Preis allein ist es eben nicht. Es brauche mehr Angebot und eine attraktive Reisezeit, verweist Schauerte auf einen notwendigen „Dreiklang“.

Ausschreibung läuft noch

Mehr Angebot? Der Stadtverkehr hat mit einem neuen Stadtbus-Konzept ab 2024 Großes vor. Noch läuft die Ausschreibung, wer die Busse ab nächstem Jahr fahren wird. Eines steht fest: Der Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB) wird nicht mehr der einzige Anbieter sein, der die 17 Linien im Stadtgebiet bedient. Heute sind 24 Dieselbusse unterwegs, die inklusive Personal dem Dienstleister RAB gehören.

Künftig stellt der Stadtverkehr Friedrichshafen (SVF) selbst die Busse. Für rund 12 Millionen Euro kauft das städtische Unternehmen 38 nagelneue Niederflurbusse. 31 davon kommen perspektivisch ohne Diesel oder Benzin aus, können also auch synthetische Kraftstoffe wie Rapsöl oder E-Fuels tanken. Dazu kommen sieben Elektro-Batteriebusse, die emissionsfrei unterwegs sind. So steht es in der Ausschreibung auf der Vergabeplattform für öffentliche Aufträge. „Die Busse müssen wir kaufen, um auf die vom Gesetz geforderte Quote an Eigenleistungen zu kommen“, erklärt Horst Schauerte. Ursprünglich war geplant, deshalb einen neuen Betriebshof für die Stadtbusse zu bauen. Das Projekt war jedoch bis Ende 2023 zeitlich nicht sicher umzusetzen.

Ein Drittel mehr Busse als heute im Stadtverkehr werden ab 2024 auch gebraucht, um die Qualität im Angebot zu verbessern. Geplant ist laut Horst Schauerte ein neues Linienkonzept und eine Taktverdichtung. Konkrete Informationen dazu soll es Mitte des Jahres geben. .....

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