Donnerstag, 4. Februar 2021

Welche Auswirkungen bringt die zweite Auflage des Regionalplans für Salem?

Das Aktionsbündnis Grünzug Salem diskutierte mit Gemeinderäten

 

Für Montag, 1.2.21, hatte das Aktionsbündnis Grünzug Salem alle Gemeinderäte zu einer virtuellen Diskussionsveranstaltung über die Auswirkungen des überarbeiteten Regionalplans eingeladen. Immerhin 12 Personen aus dem Salemer Rat waren der Einladung gefolgt. 

Gleich zu Anfang stellte Hans Hinderer, der die Veranstaltung professionell moderierte, klar, dass man nur einen Meinungsaustausch unter sich wolle und keine Meinungsäußerungen der einzelnen Gemeinderäte veröffentlicht würde. Es folgten drei Impulsreferate zu den Themen: „Was bedeutet der Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe?“, „Wie kommt der RVBO zu seiner Bevölkerungsprognose?“ und „Wieviel zusätzlicher (Schwerlast-)Verkehr wird künftig durch die Teilorte rollen?“ 

Silke Ortmann zeigte in Ihrem Referat auf, dass der Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe zusammen mit der Aufstufung zum Unterzentrum vor allem einen großen Druck auf Salem ausüben würde, mehr Leistungen für die umgebenden Gemeinden anzubieten und vor allem sog. „störende Gewerbe“ aufzunehmen.

Fritz Vogel erklärte sehr anschaulich, dass die vom RVBO zugrunde gelegten Zahlen für die Bevölkerungsprognose im Vergleich zu den Zahlen des statistischen Bundesamtes fast doppelt so hoch wären und dass für Salem eigentlich nur etwas über 200 Neubürger in den nächsten 15 Jahren zu erwarten wären, der deutlich höhere Flächenbedarf im Wohnbau auf Zuschläge für die geringere Belegung und den höheren durchschnittlichen Quadratmeterbedarf pro Person zurückgehen – obwohl beide Zahlen seit Jahren stagnieren.

Zuletzt kam Birger Hetzinger auf die Verkehrssituation zu sprechen. Das Salemer Gewerbegebiet liegt völlig atypisch für solche Gebiete mitten im Herzen zwischen den großen Teilorten. Eine Anbindung an die Bahn und entsprechend Güterverkehr ist weder geplant noch realistisch. Eine Anbindung an größere Straßen ist ebenfalls nicht geplant und selbst Herr Franke habe erst kürzlich betont, dass der Neubau von Straßen keine Zukunft mehr habe. Damit werde aber vor allem der Schwerlastverkehr für die Unternehmen im neuen Gewerbegebiet auf Straßen aus den 70er Jahren durch die immer dichter besiedelten Teilorte rollen. Bermatingen hat dies inzwischen auch erkannt und sich entsprechend kritisch positioniert.

Neben den angesprochenen Themen wurde vor allem herausgearbeitet, dass die Neuauflage des RVBO für Salem im Wesentlichen zwei zusätzliche Veränderungen bringe: zum einen weitere ca. 15 Hektar für Wohnbebauung, das entspricht in etwa drei Neubaugebieten wie derzeit in Stefansfeld. Zusammen mit dem geplanten Gewerbegebiet gehen also insgesamt über 40 Hektar Böden für Klimaschutz und Landwirtschaft verloren. Zum anderen entfallen jetzt die regionalen Entwicklungsachsen Friedrichshafen-Meersburg-Überlingen und Meckenbeuren-Tettnang-Kressbronn, so dass die Führung der Hauptverkehrsachse zwischen Überlingen und Ravensburg über Salem erhebliche weitere Verkehrsbelastung für die Salemer Teilorte bringen. Klar wurde auch, dass durch den Wegfall der beiden Gewerbegebiete in Uhldingen und Owingen der Druck auf Salem mit dem dann zweitgrößten Gewerbegebiet im Bodenseekreis wachsen werde. Auch wenn der Gemeinderat schlussendlich die Entscheidungshoheit behalte, an wen sie im Salemer Gebiet Flächen vergeben, werden die heimischen Salemer Betriebe doch mit sehr attraktiven Firmen aus dem Umland in Konkurrenz treten müssen.

Das Aktionsbündnis Grünzug Salem dankt allen Gemeinderäten, die der Einladung gefolgt sind. Die Initiative hofft, mit der Veranstaltung zu einem besseren Verständnis der Pläne des RVBO beigetragen zu haben.

Die Impulsvorträge können hier angesehen werden: Impulsvorträge
Es lohnt sich reinzuschauen!

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