Montag, 24. Januar 2022

Durch dichtere Bebauung wäre ohne zusätzlichen Flächenfraß mehr Wohnraum möglich

 Schwäbische Zeitung von Ulrich Mendelin

Noch Luft nach oben

Grund und Boden ist knapp, zusätzlicher Wohnraum aber dringend nötig. Dichteres Bauen wäre eine Lösung: Mehrgeschossige Häuser auf kleineren Grundstücken statt Einfamilienhäuser mit Garten. Dabei ist noch Luft nach oben, das zeigt eine Studie der zwölf Regionalverbände in Baden-Württemberg.
Kernaussage: Wären Richtwerte zur Mindest-Wohndichte überall eingehalten worden, hätten innerhalb von drei Jahren landesweit 23 881 Menschen zusätzlich mit Wohnraum versorgt werden können - ohne einen einzigen Quadratmeter an Fläche zu versiegeln.
Die Studie, die der „Schwäbischen Zeitung“ vorliegt, wurde von der „Wohnraum-Allianz Baden-Württemberg“ angestoßen. Dabei beraten Vertreter von Land, Kommunen, Bauwirtschaft und Umweltverbänden über den Kampf gegen den Wohnraummangel.

Zuständig für die Raumplanung, bei der Flächen unter anderem für mögliche neue Wohngebiete ausgewiesen werden, sind die Regionalverbände, in denen jeweils mehrere Landkreise zusammenarbeiten. Sie können in ihren Regionalplänen auch Vorgaben für die Wohndichte machen, und dabei nach eher städtischen und ländlichen Gebieten unterscheiden. Manche Regionalverbände wie der Verband der Region Stuttgart tun dies bereits. Andere wie Bodensee-Oberschwaben (Landkreise Ravensburg, Sigmaringen, Bodensee), Schwarzwald-Baar-Heuberg (Tuttlingen, Rottweil, Schwarzwald-Baar), Donau-Iller (Biberach, Alb-Donau, Stadt Ulm) und Ostwürttemberg (Ostalb, Heidenheim) hingegen nicht. ...

Für die Studie wurden alle Bebauungspläne der Jahre 2018 bis 2020 untersucht. Die Frage war, inwieweit Vorgaben und Richtwerte zur Wohndichte - die je nach Region unterschiedlich verbindlich sind - eingehalten wurden. Wäre das immer der Fall gewesen, hätte man ohne zusätzliche Versiegelung von Flächen im Landesdurchschnitt 13 Prozent mehr Wohnraum schaffen können, als dies tatsächlich der Fall gewesen ist. Allein im Raum Bodensee-Oberschwaben hätten innerhalb der drei untersuchten Jahre 2706 Menschen versorgt werden können.
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Barbara Herzig, eine Koordinatorin des Protests gegen den Regionalplan, lobt zwar, die Untersuchung der Regionalverbände schaffe Berechnungsgrundlagen und Vergleichsmöglichkeiten, und es sei gut, wenn im Endeffekt die Wohndichte erhöht werde. Am Kernkritikpunkt ändere das aber nichts: „Die Zahlen zum Flächenverbrauch werden nach wie vor nicht in Bezug gesetzt zu den Klimazielen, die wir erreichen müssen und die auch die Landesregierung erreichen will, und es gibt derzeit offenbar keine befugte - den Regionalverbänden übergeordnete - Ebene, die diese Ziele auch durchsetzt.“ Die Regionalplan-Gegner stören sich daran, dass das Bauministerium in Stuttgart den künftigen Regionalplan nur daraufhin prüft, ob er rechtlich korrekt ist, ihn aber nicht inhaltlich bewertet.
Dabei haben Grüne und CDU im Land die „Netto-Null“ beim Flächenverbrauch in ihren Koalitionsvertrag geschrieben.......


hier finden Sie die Studie der „Wohnraum-Allianz Baden-Württemberg“ in Kurzfassung Der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben wird in den Vergleichstabellen als Balken Nr. 1 dargestellt

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