Dienstag, 16. Januar 2024

Video millionenfach aufgerufen: Junge Bauern wehren sich gegen rechts

 hier  ZDF  von Alexandra Tadey  14.01.2024 

links: Video auf Instagram  hier
Video der "Jungen Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft"

Mit einem Video positionieren sich junge Landwirtinnen und Landwirte - und erreichen damit Millionen. Es geht um Agrarpolitik, aber auch ein klares Zeichen gegen rechts.

Online behaupten Rechtsextreme, sie würden die Bauernproteste steuern - mit dem Erfolg, dass Politiker Bauern auffordern, sich zu distanzieren. Dahinter steckt Methode.

"Wir sind sauer" - sagen sie. "Nicht wegen der Abschaffung der Beihilfen, die die letzten Tage teilweise zurückgenommen wurde, sondern wegen 30 Jahren verfehlter Agrarpolitik." 

Mit einem Video positioniert sich die "Junge Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft" in der aufgeheizten Debatte um Agrarsubventionen. "Wir wollen nicht von Steuerbefreiungen abhängig sein, sondern von unserer Produktion leben können," sagen die jungen Bauern und Bäuerinnen.

Auf Instagram wird das am Montag veröffentlichte Video millionenfach abgerufen, viele nehmen es positiv auf und teilen es. Neben Landwirten gehören auch Gärtnerinnen, Imker und agrarpolitisch Interessierte zu der Arbeitsgemeinschaft.

Sie fordern zukunftsfähige Rahmenbedingungen

Sie wollen trotz Klimakrise und unsicheren Aussichten auf dem Land leben und in der Landwirtschaft arbeiten. Gerade deswegen sei es so wichtig, auch ihre Forderung ernst zu nehmen. Es müssten zukunftsfähige politische Rahmenbedingungen für den Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft geschaffen werden, fordern sie.

Aber es gibt noch ein Thema, das die öffentliche Debatte beschäftigt: Es ist von einer "Unterwanderung" durch rechte Gruppierungen die Rede. "Leute von ganz rechts außen versuchen den legitimen Protest der Bauern für ihre Zwecke zu missbrauchen", sagte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir im ZDF heute journal. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faser warnte gegenüber der Rheinischen Post vor der Beteiligung rechtsextremer Gruppierungen an den Protesten.

Junge Bauern zeigen klare Kante gegen rechts

Die jungen Bauern grenzen sich in ihrem Video ganz klar von rechts ab und haben damit fast fünf Millionen Aufrufe auf Instagram erzielt.

Wir brauchen keine gewalttätigen Umsturzfantasien von rechts.
Wir wollen demonstrieren mit Haltung und Anstand.

Junge Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft


Dass diese Abgrenzung überhaupt nötig ist, stört Antje Hollander, die der Arbeitsgemeinschaft angehört. "Die ganzen Gespräche darüber, welche Gruppen von rechts versuchen, gerade in diese Debatte einzusteigen oder die für ihre Interessen zu nutzen, lenkt total davon ab, welche Forderungen wir eigentlich haben", so die Landwirtin.

Forscher: Verschiebung der Debatte nutzt Rechten

Rechten Gruppierungen nutzt eine Verschiebung der Debatte. Dies bestätigt der Konfliktforscher Maik Fielitz, der die letzten Jahre untersucht hat, wie verschiedene Themen von rechten Gruppierungen und Akteuren aufgegriffen werden, um so den Diskurs auf sich zu lenken und Stimmung gegen die Regierung zu machen.

Das konkrete Thema eines Protests oder in Debatten ist Rechtsextremen erstmal zweitrangig.

Maik Fielitz, Konfliktforscher


"Es geht darum, dass bestimmte Themen als rechts wahrgenommen werden in der Öffentlichkeit. Und wenn gewisse Themen als rechts wahrgenommen werden, hat man einen gewissen Raumgewinn" sagt der Wissenschaftler gegenüber Berlin direkt.

Landwirte: Ohne Ampel gilt wieder rechts vor links

Dass die Ampel weg müsse, ist häufiger auf den Demonstrationen zu lesen. Sogar Ampeln am Galgen als Sinnbild für einen Wunsch, der immer wieder als Umsturzfantasie beschrieben wird, sieht man. Aber auch hier setzten die Jungbauern ein klares Statement in ihrem Video:

Wir wollen demonstrieren mit Haltung und Anstand,
denn 'Ampel weg' bedeutet auch: dann gilt wieder rechts vor links -
und das kann nun wirklich niemand von uns wollen.

Junge Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft

Antje Hollander sagt dazu: "Alleine auf die jetzige Regierung zu schauen, ist auf jeden Fall viel zu kurz gedacht."

Wir schauen zurück auf eine jahrzehntelang verfehlte Agrarpolitik. (...)
Das jetzt auf die aktuelle Bundesregierung zu beziehen, reicht einfach nicht aus.

Antje Hollander, Landwirtin


Die junge Landwirtin liebt ihren Beruf. "Ich bin Gemüsegärtnerin und ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als gesunde, nachhaltige Lebensmittel für möglichst viele Menschen zu produzieren," sagt Hollander. Das treibe sie und ihre Kolleg*innen an. "Wir machen unseren Job mit Leidenschaft und wir brauchen aber verlässliche Rahmenbedingungen, um das weiterhin ausüben zu können."

Und so hofft sie, dass dieses Anliegen nun wieder in den Mittelpunkt der Diskussion rückt und rechte Gruppierungen nicht weiter die Aufmerksamkeit auf sich ziehe

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