Mittwoch, 29. Mai 2024

Der kürzeste E-Fuels-Crashkurs der Welt - Er passt perfekt in die Morgenmappe von Friedrich Merz

 hier  Rico Grimm  May 28, 2024  Auf der Originalseite mit Grafiken

Am vergangenen Wochenende hat die CDU eine Kampagne „Ja zum Auto-Verbrennerverbot abschaffen“ gestartet. Wichtiger Kontext für die Kampagne: Im Juni finden EU-Wahlen statt. Im Herbst folgen mehrere Landtagswahlen in Ostdeutschland.

Auf der Kampagnen-Seite heißt es: „Der moderne Verbrenner ist eine deutsche Spitzentechnologie. Sie muss technologieoffen weiterentwickelt werden können.“

Die Kampagne generierte viel Aufmerksamkeit, weil eine dazugehörige Umfrage mit mehr als 80 Prozent ergab, dass das „Verbrennerverbot“ beibehalten werden soll. Die CDU nannte das Ergebnis Manipulation.

Es gibt kein „Verbrennerverbot“. Verbrenner dürfen weiterfahren, über 2035 hinaus. Werden sie danach neu zugelassen, dürfen sie aber keine klimaschädlichen Abgase mehr ausstoßen.

Die CDU glaubt: „Saubere synthetische Kraftstoffe spielen dafür eine zentrale Rolle.“

🍏 Was ich denke

Saubere, synthetische Kraftstoffe werden keine zentrale Rolle im Pkw-Verkehr der Zukunft spielen.

Wir in der Cleantech-Bubble wissen das. Aber wer da draußen weiß es? Dieses Nichtwissen öffnet unsinnigen politischen Forderungen die Tür.

Deswegen habe ich den kürzesten E-Fuels-Crashkurs der Welt geschrieben.
Er ist perfekt für die Morgenmappe von Friedrich Merz und ein guter Spickzettel für deine nächste Diskussion mit dem skeptischen Nachbarn.

1) Relevante E-Fuels im Verkehrsbereich sind grüner Wasserstoff, Methanol, Ammoniak, Biogas und synthetische Varianten von Benzin, Diesel und Kerosin.

Sie sind nur dann klimaneutral, wenn sie mit erneuerbarem Strom hergestellt werden und mit CO₂, das der Atmosphäre entzogen wird. (Link – PDF)


Drei Inputs sind für die E-Fuels-Produktion entscheidend: grüner Strom, CO₂ und Wasserstoff


2) Die heutigen Produktionsmengen von E-Fuels sind winzig und werden auch in ein paar Jahren nicht ausreichen, um Benzin & Co eins zu eins zu ersetzen. Im Jahr 2035, wenn nur noch Fahrzeuge zugelassen werden können, die keine klimaschädlichen Gase mehr ausstoßen, könnten nur 2 Prozent der EU-Auto-Flotte mit E-Fuels versorgt werden. Das zeigen Daten der Öl-Industrie. (Link – PDF)

Produktionsszenarien für E-Fuels in Europa.

3) Sollte es E-Fuels in der Breite geben, werden sie sehr teuer sein. Derzeit kostet ein Liter synthetisches Benzin aus der chilenischen Pilotanlage Haru Oni €50. Im Jahr 2035 wird der Betrieb eines LKWs, der mit E-Diesel fährt immer noch 47 Prozent teurer als die Batterievariante sein. (Link) (Link)

4) E-Fuels sind so teuer, weil ihre Herstellung sehr energieintensiv ist. Es braucht grünen Strom, um den Input Wasserstoff herzustellen und um via Direct Air Capture den Input CO₂ zu binden. Beides ist so energieintensiv, dass heute nicht klar ist, ob es jemals genug grünen Strom dafür geben würde, sollten E-Fuels großflächig zum Einsatz kommen.

5) Gleichzeitig sind E-Fuels in den Fahrzeugen selbst extrem ineffizient. Es braucht mindestens dreimal so viel Energie wie in batterieelektrischen Antrieben. (Link)

6) Die hohen Preise werden nur jene Industrien zahlen, die keine andere Möglichkeit als E-Fuels haben. Das sind, Stand heute, vor allem chemische Industrie und Schiff- und Luftfahrt auf langen Strecken. Kurze Strecken übernehmen batterieelektrische Antriebe. (Link, Link – PDFs)

7) Was direkt mit Elektrizität erledigt werden kann, wird auch mit Elektrizität erledigt werden.

8) Sollten sich E-Fuels in der Breite wider Erwarten durchsetzen, würden unsere Autos zwar das Klima nicht mehr so viel belasten. Sie würden aber weiterhin gesundheitsschädlichen Feinstaub und Stickoxide in die Luft blasen. Allein Feinstaub ist derzeit für 28.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr in Deutschland verantwortlich. (Link)

9) E-Fuels im Pkw-Bereich sind deswegen nur für die absolute Nische gut betuchter Fahrzeugbesitzer interessant: Oldtimer. (Link)

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