hier 24. Juli 2023 | Gero Gröschel
Saulus zum Paulus: China macht bei der Erreichung der Klimaziele enorme Fortschritte
Inmitten des weitverbreiteten Images als Umwelt-Rüpel überrascht ein neu veröffentlichter Bericht aus den USA mit einem anderen Blick auf China. Der Bericht "New Energy Outlook" zeigt, dass China führend bei den Investitionen in die Energiewende ist und im Jahr 2022 rund 550 Milliarden Dollar investiert hat - etwa die Hälfte der weltweiten Gesamtausgaben.
Was kaum jemand weiß: China ist führend bei den Investitionen in die Energiewende und hat im Jahr 2022 mit 550 Milliarden Dollar etwa die Hälfte der weltweiten Gesamtausgaben getätigt. Obwohl China der größte Verbraucher von Kohle und der größte CO₂-Emittent weltweit ist, hat das Land sich gleichzeitig zum umsatzstärksten Markt für erneuerbare Energien entwickelt. Wie dem Bericht zu entnehmen ist, will China bis 2050 mindestens 37,7 Billionen Dollar in den Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft investieren.
Das Forschungsunternehmens BloombergNEF (BNEF) hat eine Studie veröffentlicht, die aufzeigt, wie China in dem Zeitraum bis 2050 seine Energieproduktion gestalten könnte, um das Netto-Null-Szenario (Net Zero Scenario, NZS) zu erreichen. Dabei fährt das Land parallel mehrere Strategien, seine Energieversorgung zu dekarbonisieren. Dazu gehört die Maximierung des Einsatzes von Solar- und Windenergie, Wasserstoff in der Stahlindustrie und Schifffahrt sowie Kernenergie. Auch der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) für Wärmekraftwerke kommt eine wichtige Bedeutung zu. Von fehlender Innovationskraft kann keine Rede sein. China ist bereits weltweit führend bei der Herstellung und dem Einsatz von erneuerbaren Energien, Batterien und Elektrofahrzeugen.
Gas- und Ölverbrauch werden drastisch sinken
Im Netto-Null-Szenario werden bis 2050 über 6.700 Gigawatt an Wind- und Solaranlagen installiert, verglichen mit 800 Gigawatt im vergangenen Jahr. Zusätzlich wird eine Kernkraftkapazität von 352 Gigawatt benötigt, im Vergleich zu 57 Gigawatt im Jahr 2022. Der jährliche Stromverbrauch Chinas steigt bis 2050 voraussichtlich auf über 17.000 TWh an. Dies ist mehr als doppelt so viel wie heute. Grund dafür sind das Wirtschaftswachstum und die beschleunigte Elektrifizierung in den Bereichen Verkehr, Gebäude und Industrie.
Der Großteil der Stromerzeugung wird dann aus Wind- und Solarenergie stammen, die im Jahr 2050 drei Viertel der Stromversorgung im Rahmen des Netto-Null-Szenarios ausmacht. Die Kernenergie wird einen Anteil von 14 Prozent haben, während der Rest des Bedarfs hauptsächlich durch Kohlekraftwerke mit CCS-Technik gedeckt wird. Dank des starken Ausbaues der erneuerbaren Energie wird der Ölverbrauch bis 2050 um 60 Prozent und der Gasverbrauch um 73 Prozent gegenüber dem Niveau von 2022 sinken.
Was versteht man unter dem Net Zero Scenario (NZS)?
Das Netto-Null-Szenario (Net Zero Scenario, NZS) bezieht sich auf eine Zielsetzung im Zusammenhang mit der Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Das Ziel des NZS besteht darin, die Emissionen von Treibhausgasen so weit zu reduzieren, dass die verbleibenden Schadstoffe durch natürliche oder technologische Kohlenstoffsenken (geopolitisch für natürliches Reservoir) ausgeglichen werden. Im Netto-Null-Ziel geht es darum, einen Ausgleich zwischen den verbleibenden Emissionen und den Maßnahmen zur Entfernung von CO₂ zu schaffen. Dies kann durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden, darunter die Umstellung auf erneuerbare Energien, Energieeffizienzsteigerungen, Elektrifizierung, nachhaltige Landwirtschaft, Aufforstung und CO₂-Abscheidung und -Speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS).
Die Idee hinter dem Netto-Null-Szenario besteht darin, den globalen Temperaturanstieg zu begrenzen und die Auswirkungen des Klimawandels zu verringern. Durch die Erreichung der Netto-Null-Emissionen bis 2050 oder sogar früher können die globalen Temperaturen stabilisiert werden, was dazu beiträgt, die Ziele des Pariser Abkommens zur Bekämpfung des Klimawandels zu erreichen.
Das Netto-Null-Szenario hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, da immer mehr Länder, Unternehmen und Organisationen sich dazu verpflichten, ihre Emissionen zu reduzieren und langfristig Netto-Null-Emissionen anzustreben. Es ist ein ehrgeiziges Ziel, das eine umfassende Transformation der Energiesysteme und Wirtschaft erfordert, aber als notwendig erachtet wird, um den Klimawandel einzudämmen.
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