SÜDKURIER hier Fabiane Wieland
Was braucht es für den Nahverkehr der kommenden Jahre? Mit dieser Frage beschäftigt sich aktuell wieder der Nahverkehrsausschuss des Bodenseekreises. Frank Büsch, Geschäftsführer des Planungsbüros für Verkehrskonzepte und Mobilitätsplanung plan:mobil aus Kassel, hat das Gremium in seiner jüngsten Sitzung über den aktuellen Stand informiert.
Die Neukonzeption des Nahverkehrsplans im Bodenseekreis war 2011 im Kreistag beschlossen worden, gefolgt von einer Teilfortschreibung 2017. An der aktuellen Überarbeitung des Nahverkehrsplans wird seit März 2023 gearbeitet, bis im Spätsommer soll ein Entwurf stehen. Im Herbst wird dieser im Nahverkehrsausschuss präsentiert. Bis Jahresende sollen dann alle Ergebnisse ausgewertet und der Plan fertiggestellt werden. Der Kreistag soll in seiner ersten Sitzung 2025 darüber entscheiden.
Einer der ersten Schritte war im vergangenen Jahr eine Onlinebefragung der Bürger. Zentral waren dabei die Fragen: Wie nutzen Sie heute den öffentlichen Nahverkehr? Aber vor allem: Was muss besser werden? Rund 1000 Bürger füllten einen Fragebogen aus. Ein erster Hinweis, warum der ÖPNV bei den Befragten bislang offenbar nicht erste Wahl ist, lieferte eine Bestandsanalyse, die dem Nahverkehrsausschuss im November 2023 vorgestellt wurde.
Aktuell erarbeitet das zuständige Planungsbüro ein Maßnahmenkonzept für die verschiedenen Handlungsfelder aus. Beim Ausbau und der Attraktivierung des ÖPNV prüfen die Planer neben weiteren Schritten der Vision 2024 beispielsweise den Bedarf für eine neue Buslinie zwischen Oberteuringen und Meckenbeuren, die möglicherweise weiter bis nach Tettnang führen könnte. Auch eine Verdichtung des Fahrplanangebots zum Spieleland ist laut Frank Büsch ein Thema.
Die Ausweitung des ÖPNV-Angebots in den Abendstunden oder der Bedarfsverkehr Emma in Bereichen des Kreisgebiets steht dabei ebenso auf der Agenda. Geprüft wird aktuell auch eine bessere Anbindung des Häfler Klinikums durch einen neuen Umstiegspunkt am Bahnhof Manzell. Die bessere Erreichbarkeit touristischer Ziele nennt Frank Büsch in weiteren Maßnahmenbeispielen – etwa durch die Verbesserung der Erlebnisbuslinie zwischen Meersburg, Uhldingen-Mühlhofen, dem Affenberg, Salem und Daisendorf.
Zur Beschleunigung des Busverkehrs auf stauanfälligen und stark belasteten Strecken sollten eigene Trassen geprüft werden. Frank Büsch nannte hierbei in der Sitzung etwa die B31. Auch der Vorrang von Bussen an Ampeln könne die Reisezeiten verkürzen und soll daher im Nahverkehrsplan behandelt werden. Die Haltestellen werden für das Nahverkehrskonzept ebenfalls unter die Lupe genommen. „Dabei spielen Kriterien wie Sicherheit, Wetterschutz oder Sitzmöglichkeiten eine Rolle“, so Frank Büsch. Emissionsfreie Antriebe beschäftigen momentan überall die Verkehrsbetriebe und sind auch Teil der Handlungsfelder einer Nahverkehrskonzeption.
Als ein Best-Practice-Beispiel stellte der Experte für Verkehrskonzepte die Mobilitätsstationen im Ortenaukreis vor. Ein Netz dieser Stationen ermögliche es dort, den ÖPNV mit Bike- und Carsharing zu kombinieren. Dazu werde mit bestehenden Anbietern vom Stadtmobil über den Fahrradverleih bis zum Pendlerportal kooperiert. Mit einer landkreisweiten App lasse sich dabei die jeweils schnellste und günstigste Verbindung herausfinden. Zudem könnten Nutzer die verschiedenen Verkehrsmittel zu kombinieren.
Doch kein Stillstand: Planung für Ausbau der Bodenseegürtelbahn kann weitergehen hier:
Das Verkehrsministerium springt mit 5 Millionen Euro in die Bresche. Damit ist der befürchtete Zeitverzug von zwei Jahren abgewendet, meldet der grüne Landtagsabgeordnete Martin Hahn.
Bis Oktober sollen Frank Büsch zufolge nun weitere Schritte abgearbeitet werden. Dazu zählen etwa die Abstimmungen zu den Qualitätskriterien mit dem Verkehrsverbund Bodensee-Oberschwaben (Bodo), die Fertigstellung des Maßnahmenkonzepts und der Wirkungsanalyse. Dann soll ein Entwurf des Nahverkehrsplans finalisiert und dieser dem Nahverkehrsausschuss am 2. Oktober präsentiert werden.
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