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Nicht nur im Landkreis Dachau, das gilt überall! Auch bei uns stehen Häuser leer, meist alte Landwirtschaftsgebäude. Schade, aber nach jahrelangem Leerstand sind viele nicht zu retten. Und auch bei uns gibt es die erwähnten "Witwenstraßen", Straßen in denen in jedem Haus nur noch 1 oder 2 Personen wohnen. Auch bei uns gibt es Menschen die auf 200 qm alleine wohnen, meist hat es sich halt so ergeben.
hier in der Süddeutschen Zeitung 6.2.2023...Erste Ergebnisse zeigen: Es steht mehr leer als gedacht. Im SZ-Interview erklärt Wacker die Hintergründe.
SZ: Diversitätssoziologie. Worum geht es da? Und wieso wird das an der TUM gelehrt?
Elisabeth Wacker: Diversitätssoziologie befasst sich mit Vielfalt und Verschiedenheit in der Gesellschaft - und wie man damit konstruktiv umgehen kann. Das ist auch in einer Technischen Universität eine wichtige Frage. Denn es ist auch Ziel und Aufgabe, sich generell mit Technik in der Gesellschaft wissenschaftlich zu befassen.
Wie in der Unternehmenspolitik geht es auch bei gesellschaftlichen Entwicklungen und deren Beobachtung und Einordnung um den Dreiklang D-I-E: Diversität, Equity, Inklusion. Also darum, Stärke aus der Vielfalt der Menschen zu gewinnen, Chancengerechtigkeit herzustellen und Inklusivität anzustreben, Lebensqualität durch Teilhabe. Das Thema Wohnen hat viel damit zu tun.
Die Stellschrauben, die wir haben, sind Hindernisse abbauen und Stärken stärken. Aber dazu muss man verstehen, wieso etwas ist, wie es ist.
Was hat Sie an der Studie im Landkreis Dachau gereizt?
Meine Spezialgebiete sind Leistungsgesetzgebung, Prävention und Rehabilitation bei vulnerablen, also verletzlichen, Bevölkerungsgruppen. Meine Forschung findet nahe bei den Menschen statt, ist also partizipativ und qualitativ ausgelegt.
Das Thema Wohnungsleerstand war keine rein akademische Überlegung, obwohl es eine spannende und lohnende Aufgabe ist. Es gibt wirklich gute Gründe, die Dinge fundierter anzuschauen.
Süddeutsche Zeitung hier 5. Februar 2023 Von Georg Ismar
Auch an einem Sonntag beschäftigt Stefan Gelbhaar sein politisches Herzensthema: Er nimmt an einer Fahrraddemo gegen den Weiterbau der A100 in Berlin teil. Viel geht es derzeit beim Streit in der Ampelkoalition zwischen Grünen und FDP darum, wie schnell und wie umfangreich neue Autobahn- und Schienenkilometer hinzukommen sollen.
Fast geht etwas unter, dass es auch beim Thema Fahrrad knirscht in der Koalition. "Verkehrsminister Wissing steht am Scheideweg: Macht er den Scheuer, also viele Worte und wenig Handeln, oder gibt es endlich mehr Mobilitätsangebote, auch jenseits des Autos", sagt Stefan Gelbhaar, der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag.
Durch die Klimaziele, vor allem aber auch durch die hohen Spritkosten und die Entwicklungen im Bereich der Elektro-Fahrräder, wächst der Druck, schneller und unbürokratischer als bisher neue Radwege zu bauen. Für die Förderung von Radschnellwegen sollen bis 2030 weitere rund 390 Millionen Euro vom Bund zur Verfügung gestellt werden.
"Aktuell kämpft die FDP nur für Autobahnen"
Aber Gelbhaar vermisst einen großen Gesamtplan bei Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), zum Beispiel gäbe es bei Radwegen an Bundesstraßen noch großes Potenzial. "Bei den Radwegen an Bundesstraßen kann exekutiv wie auch rechtlich einiges an Planungsbeschleunigung erreicht werden. Aktuell kämpft die FDP allerdings nur für Autobahnen", stichelt Gelbhaar. Gutes Planungsmanagement brauche personelle und finanzielle Kapazitäten, "hier ist der Verkehrsminister sichtbar zurückhaltend unterwegs."
Zudem könne eine stärkere Kombination von Fahrrad und Bahn ein "Gamechanger" werden, wie in Amsterdam und Utrecht. "Die Schnittstelle sind Fahrradparkhäuser an Bahnhöfen. Hier gibt es eine planerische Entwicklung und kommunale Initiativen, allerdings immer noch eine finanzielle Zurückhaltung des Verkehrsministeriums." Die Union will nun mit einem Antrag im Bundestag offenlegen, dass in der Radpolitik insgesamt zu wenig vorangeht, zumindest in dem Punkt sind sich die größte Oppositionspartei und die Grünen als Mitregierungspartei einig.
Der Ausbau von Radwegen ist zwar in der Regel Sache von Kommunen und Ländern, aber der Bund setzt die übergeordneten Rahmenbedingungen. "Verbunden mit den hierzulande höchsten, jemals beschlossenen Haushaltsmitteln in Höhe von 1,5 Milliarden Euro für die Jahre 2020 bis 2023 wurde die Förderung des Radverkehrs durch die Vorgängerregierung auf ein neues Niveau gehoben", heißt es in dem Antrag von CDU/CSU zum "Fahrradland Deutschland", der Mittwoch im Bundestag debattiert werden soll.
Der Hauptvorwurf an Wissing: Mit dem Nationalen Radverkehrsplan 3.0 lägen ihm viele Vorhaben zur Radverkehrsförderung vor. Entgegen der Ankündigungen im Koalitionsvertrag aber habe "die Bundesregierung bislang noch keinen einzigen Legislativvorschlag vorgelegt". Wissing hat zur weiteren Umsetzung des Radplans nun einen Förderaufruf mit einem Volumen von 15 Millionen Euro für neue Projekte gestartet, zudem hat er einen Beirat Radverkehr eingerichtet. "Ich möchte Deutschland zu einem echten Fahrradland machen", sagt er gern. Neben der Unterstützung von Ländern und Kommunen beim Neu-, Um- und Ausbau der Radinfrastruktur will er auch mehr fahrradfreundliche Kreuzungen schaffen, kündigt er an.
Die Pandemie hat den Stadtverkehr verändert
Und wie beim Vorbild Kopenhagen sollen im ganzen Land mehr Fahrradbrücken entstehen, um gefährliche Kreuzungen zu umgehen. So hat Wissing im vergangenen Jahr der Stadt Eberswalde eine Förderbescheid in Höhe von 6,5 Millionen Euro übergeben, um per Radbrücke die Anbindung an den Hauptbahnhof zu verbessern. Das spare, so Wissing, Umwege von bis zu 2,8 Kilometern. "Ein sehr gutes Angebot, auch für die vielen Berufspendler nach Berlin."
Vor allem die Pandemie hat viele Städte verändert, wohl nirgends wird die Zunahme der Radwege - durch die Verringerung von Autofahrspuren - so deutlich wie in Berlin. Aber hier starben 2022 auch zehn Radfahrer bei Unfällen, mehrfach durch abbiegende Lastwagen - hier zeigt sich, auch, dass sich eine langjährige Autostadt nicht einfach in ein Radfahrerparadies umwandeln lässt.
Der verkehrspolitische Sprecher der Unions-Fraktion Thomas Bareiß (CDU), kritisiert, dass bisher viel zu wenig von Wissing komme. "Entgegen vollmundiger Ankündigungen hat sich die Bundesregierung in Sachen Radverkehr bisher vor allem durch eines ausgezeichnet: Untätigkeit", sagt er. "Dabei hätte Wissing mit dem von der Regierung Merkel geschaffenen ,Nationalen Radverkehrsplan 3.0' einen Masterplan fix und fertig auf dem Tisch. Er müsste ihn nur umsetzen."
Der Grünen-Radexperte Gelbhaar findet das zu kurz gesprungen, er sieht das Problem an anderer Stelle, aber Adressat der Kritik ist ebenfalls der Verkehrsminister. "Die Reform des Straßenverkehrsrechts hängt im Verkehrsministerium", kritisiert er. "Um eine gute Radinfrastruktur mit Fahrradstraßen, geschützten und breiten Radstreifen als auch Kiezblocks aufzubauen, braucht es diese Reform." Straßenland könne dann schneller umgewidmet, andere Nutzungen des Straßenraums einfacher ermöglicht und ein Vorrang für das Rad bei den Verkehrsmitteln leichter angeordnet werden.
Am 1. Februar 2023 hat der Landtag von Baden-Württemberg das Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württemberg verabschiedet.
Mit diesem Gesetz wird das Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg aus dem Jahr 2013, das in den Jahren 2020 und 2021 novelliert wurde, fortentwickelt.
Mit der Fortentwicklung wird unterstrichen, dass mit voranschreitendem Klimawandel die ambitionierten Bemühungen beim Klimaschutz stärker als bislang auch noch um Maßnahmen zur Anpassung an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels ergänzt werden müssen („Klimawandelanpassung“).
Mit dem Gesetz entspricht das Land dabei den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts, wonach das Staatsziel Umweltschutz im Grundgesetz neben dem Bund auch die Länder zum Klimaschutz verpflichtet und „die Klimaschutzziele des Bundes ohne Durchführungsmaßnahmen und eigene Gesetzgebung in den Bundesländern gar nicht zu erreichen“ sind. Ergänzend zum Klimaschutz ist nach dem Gericht die Klimawandelanpassung sicherzustellen.
Zentrales Element des Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetzes sind die Klimaschutzziele für die Jahre 2030 und 2040. Sie geben die Richtung für die Klimapolitik des Landes vor. Das 2030-Ziel wird nun auch für einzelne Sektoren wie zum Beispiel die Energiewirtschaft, die Industrie oder den Verkehr durch „Sektor-Ziele“, also konkrete Einsparvorgaben beim Treibhausgasausstoß, handhabbar gemacht. Um diese Ziele zu erreichen, wurde das Instrument des „Klima-Maßnahmen-Registers“ entwickelt, in dem die Maßnahmen der Landesregierung zum Schutz des Klimas einheitlich, übergeordnet und fortlaufend geführt werden.
Mit einem regelmäßigen Monitoring überprüft die Landesregierung die Erreichung der Klimaschutzziele. Falls sich abzeichnet, dass diese nicht erreicht werden, beschließt die Landesregierung zusätzliche Maßnahmen.
Daneben enthält das Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz auch konkrete Maßnahmen. Dazu zählen insbesondere die kommunale Wärmeplanung und die Pflicht, auf neugebauten Gebäuden und bei grundlegenden Dachsanierungen Photovoltaikanlagen zu installieren.
Klimaschutz erfordert die Unterstützung und Mitgestaltung aller. Das Gesetz richtet sich daher mit einer allgemeinen Verpflichtung zum Klimaschutz an alle Bürgerinnen und Bürger sowie mit besonderen Regelungen an das Land, die Kommunen und die Wirtschaft.
In unserer Nähe gibt es bereits ein Leuchtturm Projekt dieser Art, das problemlos funktioniert:
In Gottmadingen bei Singen wurde bereits eine Schule gebaut, die zur Wärmegewinnung auf den darunter liegenden Abwasserkanal zugreift. Natürlich funktioniert das am Allerbesten wenn das Bauwerk sehr gut gedämmt ist. Die Schule wurde "fast" als Passivbau errichtet. Nicht ganz, weil die letzten paar % Punkte den aller größten Aufwand verursachen.
Solche Techniken sind also durchaus vertretbar, umsetzbar und bezahlbar - auch von Orten, die nicht Großstadtniveau erreichen.
BR hier Von Simon Plentinger und Barbara Fuß
Gas und Öl sind teuer geworden und schlecht fürs Klima. Holz will die EU nur noch eingeschränkt als nachhaltigen Brennstoff einstufen. Eine Alternative mit großem Potenzial: Wärme aus Abwasser. Ein Leuchtturmprojekt entsteht gerade in Bamberg.
Heizöl oder Gas sind teuer geworden und schaden als fossile Energieträger mit ihren Emissionen dem Klima. Wegen der hohen Gaspreise wurde zuletzt Holz als Brennstoff stark nachgefragt. "Holz könnte die Energieversorgung der Zukunft sein, das ist aber leider nicht so", sagt dazu Volker Stockinger, Professor für Maschinenbau und Versorgungstechnik an der Technischen Hochschule in Nürnberg. Denn Holz wächst zwar nach, doch auch hier wird beim Verbrennen CO2 frei.
Wärme aus der Umgebung nutzen
Volker Stockinger hat eine klare Vision, wie die Wärmeversorgung der Zukunft stattdessen aussehen sollte. An einem White Board erläutert er seinen Studierenden in der Vorlesung, wie das funktioniert: Man kann Wärme aus der Umgebung nutzen - aus der Luft, dem Boden und sogar aus unserem Abwasser.
Klimaschutzgesetz bringt die Bundesregierung auf die Anklagebank. Die FDP will trotzdem weiter Klima-Gesetze schwächen.
Es braucht jetzt die politische Entscheidung, wirksame Maßnahmen für den Klimaschutz zu schaffen“, kritisierte Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND, in der vergangenen Woche. „Wenn die Regierung von Olaf Scholz dazu politisch nicht fähig oder willens ist, muss sie gerichtlich dazu verpflichtet werden“, so Bandt. Um zu erreichen, dass die Regierung endlich wirksame Sofortprogramme vorlegt, hat der Umweltverband nun Klage gegen die Bundesregierung eingereicht.
Deutschlandfunk hier zum Anhören Von Volker Mrasek | 02.02.2023
Klimaneutralität bis 2045
Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein. Allein mit CO2-Bepreisung und Technologie, sei das nicht zu erreichen, so die Einschätzung der Arbeitsgruppe der Wissenschaftsakademien. Vielmehr sei ein „gesamtgesellschaftlicher Prozess“ notwendig.
Die Energiewende bis zum Jahr 2045 werde scheitern, wenn man sie als rein technologische Transformation angehe, mahnt die Arbeitsgruppe der Wissenschaftsakademien in ihrer Stellungnahme. Deutschland könne nur dann so schnell klimaneutral werden, wenn die Nachfrage nach Energie sinke – wenn Wirtschaft, Haushalte und Verkehr also ihren Verbrauch zurückschrauben. Ein hoher CO2-Preis genüge nicht, um die klimaschädlichen fossilen Energieträger schnell genug zu verdrängen, heißt es in dem Papier.
30.01.2023 | VON JÜRGEN BALTES hier
Und das war möglicherweise eine einmalige Gelegenheit: An diesem Abend konnte wirklich jeder jede Idee zum Thema äußern. Alles wurde an Pinnwänden gesammelt, thematisch gegliedert und anschließend von den Besuchern nach einem Punktesystem gewichtet. Da standen dann Dinge wie „Flächen entsiegeln“, „Ein-Euro-Bus“, „weniger Zweitwohnungen“, „Bürgerenergie fördern“, „PV auf öffentlichen Gebäuden“ oder „Stadt als Vorbild“.
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Schwäbische Zeitung hier 27.01.2023 Kara Ballarin
Einmalig in Deutschland
Baden-Württemberg ist das erste Bundesland, in dem es die Streifen sogar auf Land- und Bundesstraßen geben soll. Wie breit sie werden und was das für Pkw und Lkw bedeutet.
Sie machen Radler auf der Straße durch ihre gestrichelte Linie sichtbar und bremsen Autofahrer aus: Andere Länder wie die Schweiz und Niederlande haben Radschutzstreifen längst auf Landstraßen, in Deutschland sind sie indes nur auf Straßen in Dörfern und Städten zugelassen. Zumindest sieht das die Straßenverkehrsordnung so vor.
Das Land kann aber Ausnahmen beschließen und solche Radstreifen auch außerhalb von Ortschaften zulassen. Genau das tut das Stuttgarter Verkehrsministerium nun, potenziell in großem Stil – dank eines Tricks.
Abgetrennte Radwege sind laut Experten das Ideal. Auf ihnen lässt es sich sicher über Land von einem Ort zum anderen radeln. Auch Christoph Erdmenger, Leiter der Abteilung Nachhaltige Mobilität im Verkehrsministerium, erklärt in einem Brief an die Regierungspräsidien diese Woche, dass „außerorts – wo immer möglich – Radwege vom Kfz- und Fußverkehr getrennt geführt werden“ sollen.
Das Problem dabei: Radwege sind teuer, es dauert in der Regel sehr lange von der Idee bis zur Umsetzung und mancherorts ist ihr Bau unmöglich – etwa weil Eigentümer ihr Land nicht zur Verfügung stellen wollen, oder weil das Gelände neben der Straße zu bergig ist.
„Nicht überall wird bis 2030 ein straßenbegleitender baulicher Radweg vorhanden sein“, schreibt Erdmenger in dem Brief, der der „Schwäbischen Zeitung“ vorliegt.
Dabei verfolgt sein Chef, Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), schon seit Jahren das Ziel, den Anteil des Radverkehrs im Land bis 2030 auf 20 Prozent hochzuschrauben.
Dieser Podcast lohnt sich wirklich, überzeugende Zahlen und eine gute Zusammenfassung.
Insbesondere sehr spannende Details zum Biokraftstoff ganz am Ende.
taz-Podcast „klima update°“:Die Klima-News der Woche hier
Die Bundesregierung wird angeklagt.
Das Tempolimit ist klimawirksamer als gedacht.
Die Agrokraftstoffdebatte steckt fest.
Die Bundesregierung vor Gericht: Der Umweltverband BUND hat Anklage erhoben. Vor allem im Verkehrsbereich korrigiert auch die Ampel-Koalition nicht den fatalen Fehlkurs bei den CO2-Emissionen. Ähnliches gilt auch für den Gebäudesektor. Darüber spricht taz-Redakteurin Katharina in diesem klima update° mit Verena Kern, Chefredakteurin von klimareporter°.
Außerdem: Ein Tempolimit bringe fürs Klima kaum was, heißt es seit Jahren. Nun zeigen neue Berechnungen des Umweltbundesamtes: Das stimmt gar nicht. Rund dreimal mehr Emissionen als bislang gedacht können durch eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung eingespart werden – was im Verkehrsbereich dringend nötig wäre. Dreht sich nun die Diskussion?
Die grüne Umweltministerin Steffi Lemke will den Ausstieg aus Agrokraftstoffen, die aus Pflanzen hergestellt werden – und verweist auf steigende Lebensmittelpreise und Naturschutz. Ihr Gesetzesvorschlag setzt den Verkehrsminister unter Druck. Agrosprit aus Pflanzen senkt die Klimalast des Verkehrs (derzeit noch) stärker als E-Autos. Eine verfahrene Situation. Wie kann die Verkehrswende denn nun gelingen?
„klima update°“ Der Podcast zu Klimapolitik, Energiewende und Klimaforschung. In Kooperation mit dem Online-Magazin klimareporter°. Immer auf taz.de, Spotify, Deezer, iTunes und überall, wo es sonst noch Podcasts gibt.
25.01.2023 | VON MARTINA WOLTERS UEBERLINGEN.REDAKTION@SUEDKURIER.DE hier
...Wie Bürgermeister Daniel Heß betonte, soll ein Hauptaugenmerk auf Einsparmöglichkeiten bei Energiekosten und auf erneuerbaren Energien liegen. Ein Blick in den von Kämmerer Ewald Geßler vorgelegten Planentwurf weist daher 50 000 Euro für eine Photovoltaikanlage auf dem Gebäude der Grundschule aus. Auch auf das Kinderhausdach könnte eine solche Anlage kommen. Im Rathaus soll die veraltete Deckenbeleuchtung im Ratssaal durch energieeffizientere Beleuchtung ersetzt werden. Dafür sind 10 000 Euro veranschlagt.
Im Rathaus wolle er einen Notfallstützpunkt einrichten, erläuterte Heß. Dafür sei ein Notstromaggregat für 20 000 Euro eingeplant. Innerhalb des Gemeindeverwaltungsverbands sei ferner ein kommunales Notfallmanagement zusammen mit dem Energieversorger EnBW vorgesehen. Die Gemeinde müsse dafür 10 000 Euro zahlen. Diese seien bestens investiert, meinte der Bürgermeister mit Blick auf zunehmende Stromausfälle, Starkregen- und Hochwasserereignisse. Auf Nachfrage von Tobias Heiß (FWV) sagte Heß, dies sei eine einmalige Zahlung. Möglich sei, dass auf Basis des Notfallmanagement weitere Maßnahmen sinnvoll seien. Klaus Horn (FWV) wünschte sich eine Informationsveranstaltung für die Bürger rund um das Notfallmanagement.
TAZ hier Kolumne von Georg Diez 18.1.23
Der Blick nach vorn setzt den Abschied vom Gestern voraus, von überholten Strukturen und Klischees. Fortschritt ermöglichen vorbehaltlose Bündnisse.
Grünenhass scheint mir eine Generationenfrage zu sein. Ich beobachte das Phänomen vor allem bei Männern über 50, sehr oft Männer mit einem nach außen hin großen Ego. Ein paar davon sind journalistische Kollegen – bei denen ist es schade, weil der Grünenhass dazu führt, dass man mit ihnen schlecht argumentieren kann, sie werden ungenau und bequem in ihrem Denken und heizen ein eh schon überhitztes Diskursklima für billigen Applaus nur weiter an.
Ein paar davon sind auch alte Freunde – bei denen ist es auch schade, weil sie ihre Gedanken immer wieder in die gleichen Spuren gleiten lassen. Ihr Grünenhass lässt sich meistens auf anscheinend traumatische Ereignisse mit aggressiv duzenden Sozialkundelehrern irgendwann in den 1980er Jahren zurückführen, manche davon trugen auch Parka und lange Haare; und es ist etwas traurig zu sehen, wie sehr sich diese Grünenhasser hinter Klischees verschanzen, weil es immer traurig ist, wenn Menschen Barrikaden errichten zwischen sich und der Wirklichkeit.
Aber was genau ist Grünenhass? Er ist auf jeden Fall zu unterscheiden von der Grünenskepsis oder Grünenwut, die von links kommt und gerade wieder durch die Proteste in Lützerath neue Dynamik bekommen hat: Hier sind die Grünen ein Partner im Kampf gegen den Klimawandel, der durch Realpolitik, Regierungslogik oder Machtinteressen enttäuscht, was dann als Verrat empfunden wird – wobei dieser Pragmatismus das Gegenteil ist des Grünenhasser-Klischees, dass die Grünen eine Partei sind, die sich in Dogmatismus versteift, eine Art dauertagender evangelischer Kirchentag.
Dieses Motiv bildet, jedenfalls im journalistischen Grünenhass, ein tragikomisch wiederkehrendes Motiv – und zeigt, dass Grünenhass oft auch Selbsthass ist: Es ist in vielem die eigene Prägung durch den starken kulturellen deutschen Protestantismus, die als verstörend erlebt wird. Die Grünen werden als Projektionsfläche genutzt, um öffentlich Therapie zu zelebrieren – was politisch zu der lustigen Volte führt, dass es Antideutsche von rechts gibt, die ihren Hass auf das eigene Milieu publikumsfreundlich pflegen, jedenfalls dann, wenn es jemanden zu beleidigen gilt.
offizielle Erklärung von Seiten BW: hier
Lenkungskreis einig: Ausbau der Bodenseegürtelbahn soll kommen
Die Teilnehmer des Lenkungskreises waren sich einig, dass Ausbau und Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn die Voraussetzung dafür ist, um ein deutlich verbessertes Angebot im klimaschonenden regionalen Schienenverkehr zu ermöglichen. Daraus entsteht auch ein großer Nutzen für die gesamte Bodenseeregion und eine deutliche Entlastung des Straßennetzes. Deshalb wollen alle Partner dieses ambitionierte Vorhaben gemeinsam weiter vorantreiben.
Trotz Kostensteigerung gemeinsam nach Wegen zur Finanzierung suchen
Es bestand Einigkeit, dass nur die Vorzugsvariante zu einem verbesserten und zuverlässigen Angebot führen kann. Gleichzeitig stellen die Kostensteigerungen einen enormen Kraftakt und eine gewaltige Herausforderung dar. Das Land, die kommunale Seite und die Deutsche Bahn stehen im konstruktiven Austausch über die Finanzierung des Gesamtprojekts. Die Kosten liegen nach jüngsten Berechnungen der DB bei circa 590 Millionen Euro. Nach Schätzungen aus dem Jahr 2019 lagen die erwarteten Kosten noch bei 350 Millionen Euro. Die DB Netz AG begründet die Kostensteigerung mit zusätzlich erforderlichen Leistungen, die sich im Zuge der Vorplanung ergeben haben. Dazu gehören unter anderem der Ausbau des Brandbühltunnels und weitere benötigte zweigleisige Abschnitte. Hinzu kommen die derzeitigen Marktpreisentwicklungen. Im Lenkungskreis wurde übereinstimmend festgestellt, dass die Suche nach machbaren Finanzierungswegen noch nicht abgeschlossen ist.
Schwäbische hier Von Alexander Tutschner
Nach Informationen des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen (NEE) werden in diesem Jahr lediglich 74,4 Kilometer neue Gleise gebaut. «Das ist fast nichts», teilte der Vorstandsvorsitzende, Ludolf Kerkeling , am Mittwoch mit. Im NEE sind vor allem Konkurrenzunternehmen der Deutschen Bahn organisiert. «In diesem Tempo können wir keine leistungsfähigere Schiene erreichen, die uns bei unseren Klimaschutzzielen hilft», sagte Kerkeling. Während der Ausbau der Bahn-Infrastruktur kaum voran komme, entstünden jedes Jahr rund 10.000 Kilometer neue Autostraßen.
Die NEE beruft sich eigenen Angaben zufolge auf Daten der Bahn-Infrastrukturtochter DB Netz sowie des Eisenbahn-Bundesamts (EBA). Insgesamt umfasst das deutsche Schienennetz rund 33 400 Kilometer. Fachleute fordern schon lange, dass diese Infrastruktur schnell und deutlich wachsen muss, um die angestrebte zusätzliche Nachfrage im Bahnverkehr abwickeln zu können.
Einen Großteil der neuen Schienenkilometer in diesem Jahr bringt laut NEE die knapp 60 Kilometer lange Neubaustrecke Wendlingen-Ulm mit sich, die zum Fahrplanwechsel im Dezember in Betrieb gehen soll. Ein weiteres Neubauprojekt bilden demnach zweimal zwei zusätzliche Gleise zwischen Erfurt und Nürnberg mit einer Gesamtlänge von 8,4 Kilometern. Der Verband berücksichtigt aber auch anstehende Elektrifizierungen.
© dpa-infocom, dpa:221102-99-355704/2
BR hier 23.01.2023, Von Lorenz Storch
Weil es zu wenig Stromleitungen zwischen Nord- und Süddeutschland gibt, überlegt die EU eine Aufteilung Deutschlands in mehrere Preiszonen. In Bayern (und BW) könnte der Strompreis dadurch steigen. Es gibt aber noch einen weiteren Vorschlag.
Vergangenen Sonntag war es mal wieder so weit: Der Wind blies stark, die Windparks in Norddeutschland lieferten Strom zu äußerst billigen Preisen, Stromabnehmer im Süden wollten ihn auch sehr gerne haben. Aber die Stromleitungen zwischen Nord und Süd, deren Ausbau Jahre hinter dem ursprünglichen Plan zurückliegt, waren dafür nicht stark genug.
Auf dem Papier haben die Kunden in Bayern und Baden-Württemberg den billigen Strom trotzdem bekommen. In Wirklichkeit mussten die Netzbetreiber jedoch Windräder im Norden abregeln und dafür teure und schmutzige Kohlekraftwerke im Süden hochfahren. Die Kosten für diesen sogenannten Redispatch werden über das Netzentgelt auf alle deutschen Stromkunden und Steuerzahler abgewälzt.
Der Strommarkt soll die physische Realität spiegeln
Ich habe seit geraumer Zeit leider nicht mehr den Eindruck, dass BW bei den Klimazielen führend wäre. Wie könnte eine Klage der Umwelthilfe ansonsten erfolgreich sein? (hier) Klar wird darauf verwiesen, dass man an einer anderen Strategie arbeite - trotzdem wird seit geraumer Zeit (und wie lange denn noch?) gegen das Klimaschutzgesetz verstoßen. Immer wieder wird betont, dass das höchst klimarelevante Thema "Flächenfraß" als Problem erkannt sei - trotzdem werden heute 6 ha täglich statt der anvisierten 3 ha überbaut (hier) und ein Ende ist nicht erkennbar. Und nicht zuletzt: immer noch müssen wir befürchten, dass ein völlig überzogener Regionalplan von einem BW Ministerium genehmigt wird. So funktioniert erfolgreicher Klimaschutz nicht!
DRINGEND RASCHERE MASSNAHMEN GEFORDERT
SWR hier 24.1.2023, HENNING OTTE auch zum Anhören
Ohne einen "Doppelwumms" seien die Ziele des geplanten Klimaschutzgesetzes in BW nicht erreichbar. Es brauche mehr und vor allem schnellere Maßnahmen, sagen Fachleute und der BUND.
Die baden-württembergische Landesregierung hat es sich auf die Agenda geschrieben, mehr für den Klimaschutz zu tun. Doch das geht vielen nicht schnell genug. Der Klima-Sachverständigenrat forderte das Land und seine Kommunen dringend auf, entsprechende Maßnahmen schneller umzusetzen. Die Vorsitzende des Rats, Maike Schmidt, wies am Dienstag bei einer Anhörung im Umweltausschuss des Landtags in Stuttgart darauf hin, dass der Klimawandel gerade in Baden-Württemberg schneller voranschreite.
Vor wenigen Tagen sprach Kanzler Scholz beim Weltwirtschaftsforum in Davos.
Er pries seine eigene Klimapolitik und versprach vor aller Welt, Deutschland werde bis 2045 klimaneutral sein. So steht es auch im Klimaschutzgesetz.
Diese Worthülsen haben wenig mit der Realität zu tun: In Lützerath demonstrierten Tausende gegen seine Klimapolitik und den weiteren Abbau klimaschädlicher Kohle. In einigen Bereichen verstößt die Regierung permanent gegen die gesetzlich festgelegten Reduktionsziele.
Im Verkehrssektor sind die Treibhausgas-Emissionen zuletzt angestiegen, statt gesunken.
Kein Sektor ist so weit vom Erreichen der Klimaziele entfernt wie der Verkehr. Und weitere Autobahnen sollen im Eilmodus durchgesetzt werden. Auch im Gebäudesektor werden zu wenige Emissionen gespart, die Ziele nicht erreicht.
Die Bilanz der Ampel mit Blick auf den Klimaschutz ist niederschmetternd.
Es reicht! Wir klagen.
Gegen die Bundesregierung. Für unsere Zukunft.
Vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin Brandenburg fordern wir die Bundesregierung auf, wirksame Klimaschutz-Maßnahmen im Verkehrs- und Gebäudesektor umzusetzen. Wir fordern von der Ampelregierung, dass die Ziele des Klimaschutzgesetzes durch die weitere Einsparung von 3,1 Millionen Tonnen CO2 Äquivalenten im Verkehrs- und 2,5 Millionen Tonnen im Gebäudebereich erreicht werden. Wenn die Regierung um den selbst ernannten Klima-Kanzler dazu nicht von allein fähig oder willens ist, müssen wir sie gerichtlich dazu zwingen.
So sichtbar, handlungsfähig und durchsetzungsstark sind wir vor allem dank unserer Mitglieder. Je mehr wir sind, desto stärker ist unser Mandat, desto mehr können wir jenseits der Parlamente bewegen. Ich gebe Ihnen mein Wort: Der BUND wird nicht lockerlassen. Unsere schon erreichten Erfolge geben uns Kraft: So war es unsere Klage, die den Hambacher Wald vor der Rodung bewahrte.
Mit herzlichen und dankbaren Grüßen
Ihr Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender
PS: Es geht hier um wirklich Großes: Denn wenn sich schon die Bundesregierung nicht an ihre eigenen Gesetze hält, werden es andere mit dem Verweis darauf auch nicht tun. Daher ist unsere Klage so wichtig.
24.01.2023 | VON REINER JÄCKLE UERBERLINGEN.REDAKTION@SUEDKURIER.DE hier
Südkurier hier
Seit rund einem halben Jahr gibt es in der Stadt ein Klimaschutzmanagement. Nun steht zu Jahresbeginn eine Klimawerkstatt an, teilt die Stadt mit. Hier sind laut der Klimaschutzmanagerin Melissa Siegl insbesondere die Bürger gefragt, Ihre Ideen einzubringen. Der Teilnehmerkreis sei aber so ausgeweitet, dass auch politische Vertreter und lokale Initiativen und Unternehmen willkommen sind.
Die Klimawerkstatt findet am kommenden Donnerstag, 26. Januar, von 18 bis 21 Uhr, im Feuerwehrsaal in der Schlachthausstraße statt.
Zunächst werde der aktuelle Zwischenstand des Klimaschutzkonzeptes und der kommunalen Wärmeplanung präsentiert. Anschließend solle zu verschiedenen Themen – von Mobilität über Erneuerbare Energien, Wärmeplanung, Bauen und Sanieren bis hin zu Anpassung an den Klimawandel und Nachhaltigkeit – „fleißig gebrainstormt werden“, heißt es weiter.
Die Ergebnisse des Workshops werden gesammelt. Da nicht alles gleichzeitig umgesetzt werden könne, werde eine Priorisierung vorgenommen. Entscheidend sei dabei die erwartete Wirkung im Verhältnis zum Aufwand. Dementsprechend werden zunächst Maßnahmen fokussiert, die eine hohe Wirkung bei geringem Aufwand versprechen, während aufwändige Maßnahmen mit geringer Wirkung zu einem späteren Zeitpunkt angegangen werden.
Wichtig sei: Es werden alle Ideen gesammelt – wenn sie nicht direkt in den Maßnahmenkatalog aufgenommen werden, kommen sie in den Ideenspeicher. Ziel sei es, einen wirksamen Maßnahmenkatalog zu entwickeln, der auch so in die Realität umgesetzt werden könne.
Noch in diesem Herbst soll der Gemeinderat das Klimaschutzkonzept beschließen.
24.01.2023 | Kommentar VON ALEXANDER MICHEL hier im Südkurier
Das Tempolimit macht wieder einmal von sich reden. Erst vor einer Woche haben die Karlsruher Richter eine Verfassungsbeschwerde für ein Limit auf Autobahnen abgewiesen. Die neue Studie des Umweltbundesamts ist hingegen Wasser auf die Mühlen der Befürworter einer Begrenzung auf 120 oder 130 km/h, wie sie in allen anderen Ländern Europas längst üblich ist.
Während sich selbst Unionspolitiker nach langem Zaudern dem Gedanken eines Tempolimits angenähert haben und eine klare Mehrheit der Bundesbürger ein solches ebenfalls befürwortet, ist die FDP das letzte Bollwerk der freien Fahrt. Die Begründungen, die sie dafür ins Feld führt, werden immer dünner. Jetzt ist den Liberalen ein weiteres abhanden gekommen: Die Mär von der Null-CO2-Einsparung. Doch die Pflege der Schnellfahrer-Klientel gilt der FDP mehr als Klimaschutz. Den will sie durch mehr Batterie-Autos herbeireden. Doch die kommen nur langsam auf die Straßen. Weniger CO2 durch ein Tempolimit ist sofort zu haben.
Süddeutsche Zeitung hier 24. Januar 2023 Von Markus Balser und Michael Bauchmüller
Unternimmt die Ampelkoalition genug, um ihre Klimaziele einzuhalten? Die Umweltorganisation BUND bezweifelt das - und will dies nun vor Gericht erzwingen.
Wegen des Verstoßes gegen die gesetzlichen Klimaziele landet die Bundesregierung vor Gericht. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat die Umweltorganisation BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland) Klage vor dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg gegen die Regierung eingereicht. Darin werfen die Umweltschützer mehreren Ministerien Rechtsverstöße vor. Die Klage soll sie dazu zwingen, den Klimaschutz mit Sofortprogrammen zu verschärfen.
Solche Sofortprogramme stehen im Zentrum des deutschen Klimaschutzgesetzes. Werden in einem Bereich die zulässigen Emissionen überschritten, müssen die zuständigen Ministerien binnen drei Monaten ein solches Programm vorlegen; es soll die Emissionen rasch mindern. Im Jahr 2021 betraf dies das Bau- und das Verkehrsministerium. Vor allem Letzteres blieb eine wirksame Antwort allerdings schuldig. Zwar legte es einen Sechs-Punkte-Plan vor - doch ein von der Regierung eingesetzter Expertenrat wies ihn als unzureichend zurück. "Das ist kein Sofortprogramm im Sinne des Klimaschutzgesetzes", sagte die stellvertretende Vorsitzende des Expertenrats, Brigitte Knopf, der SZ. "Darauf warten wir bis heute." Auch die Klage des BUND setzt hier an.
In der Ampelkoalition könnte die Klage den Klimastreit befeuern. Die Verkehrs- und Klimapolitik soll auch Thema eines Koalitionsgipfels am Donnerstag werden. Statt den eigenen Klimakurs zu verschärfen, würde Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) allerdings lieber das Klimaschutzgesetz ändern - um dessen Anforderungen zu mildern. Die Grünen lehnen dies ab, sie pochen auf ein Sofortprogramm. Wissing müsse vorlegen, wie er die Emissionen "in seinem Bereich drastisch reduzieren kann", sagte Fraktionsvizechefin Julia Verlinden der SZ. Der Verkehrsbereich hinkt seit Langem beim Klimaschutz hinterher, die Emissionen sinken nur langsam. 2021 lag er um drei Millionen Tonnen Kohlendioxid jenseits der Zielmarke, für 2022 bahnt sich eine noch größere Verfehlung an.
Der BUND kritisiert dies scharf. "Uns rennt die Zeit davon." Kanzler Olaf Scholz, Verkehrsminister Wissing, aber auch Bauministerin Klara Geywitz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) schafften es nicht, "das Land auf Klima-Kurs zu bringen". Während Klimaproteste in der Öffentlichkeit kriminalisiert würden, halte sich die Regierung selbst nicht an Gesetze, sagt Arne Fellermann, Abteilungsleiter Klimaschutz in dem Verband.
Das Verkehrsministerium wies die Kritik zurück. Die Lücke werde in den nächsten Jahren überkompensiert, kündigte eine Sprecherin an. Sprich: Einem Zuviel an Emissionen stünde in den nächsten Jahren eine Übererfüllung der Klimaziele gegenüber. Nur: Das Gesetz sieht derzeit keine Möglichkeit vor, den Ausgleich über Jahre zu strecken. "Wir sind sehr optimistisch, dass die Klage Erfolg hat", sagt BUND-Anwältin Franziska Heß. "Denn das Klimaschutzgesetz lässt der Bundesregierung keinen Ermessensspielraum. Sie muss liefern."
FAZ hier
AKTUALISIERT AM 23.01.2023
Das bundesweite 49-Euro-Nahverkehrsticket ab Mai ist noch nicht in trockenen Tüchern. Zwei Länder – eines grün regiert, eines von der CSU – machen dem Bundesverkehrsminister Vorwürfe.
Bayern und Baden-Württemberg haben Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) die Schuld über die Verzögerung bei der Einführung des 49-Euro-Tickets gegeben. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sagte der „Süddeutschen Zeitung“: „An uns Ländern liegt es nicht, dass sich das 49-Euro-Ticket verzögert.“
Die Länder seien bereit, die Verkehrsverbünde auch. „Wir sind verwundert, dass der Bundesverkehrsminister mit den Vorbereitungen nicht vorankommt. Schließlich wollte er selbst ja ursprünglich das 49-Euro-Ticket bereits zum Jahreswechsel einführen.“
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sagte dem „Münchner Merkur“: „Herr Wissing spricht zwar oft davon, dass das Deutschlandticket bald starten soll, ist aber immer noch viele Antworten schuldig.“ So habe der Bund die Fragen des Beihilferechts noch nicht abschließend mit der EU-Kommission geklärt.
Ticket soll nicht nur digital kommen
Bayern lehnt außerdem Wissings Plan ab, das Ticket nur digital anzubieten. „Längst nicht alle Menschen haben ein Smartphone, das gilt für Ältere wie auch für kleine Schulkinder“, sagte Bernreiter (CSU) dem „Münchner Merkur“. Er forderte zudem, bei der Aufteilung der Einnahmen aus dem Ticket müssten auch die kleineren Unternehmen im ländlichen Raum ihr Auskommen haben.
Am Samstag hatte bereits Bremens Mobilitätssenatorin Maike Schaefer davor gewarnt, die für den 1. Mai geplante Einführung des bundesweiten Nahverkehrstickets sei in Gefahr.
Das Bundesverkehrsministerium hingegen hatte zuletzt erklärt, für die Umsetzung des Tickets seien in erster Linie die für den ÖPNV zuständigen Länder und Verkehrsunternehmen zuständig.
Neuer Trailer des Films
auf Youtube hier
Falls Sie eine Idee haben, wo der Film noch gezeigt werden könnte - eine Rückmeldung wäre klasse!
Christian Fussenegger schreibt dazu:
"Wir wollen den Film für kleinere Vorführungen in zum Beispiel Gemeindehäusern, DGHs u.ä. in Oberschwaben gegen eine Spende/freiwilligen Teilnahmebetrag zur Verfügung stellen, plus Fahrtkosten für die Aktivisti/Protagonistinnen - ein Filmgespräch danach ist absolut erwünscht!
Leider können wir uns nicht um Technik und Raummieten kümmern...."
Spiegel 19.01.2023, hier
Studie des Umweltbundesamtes
Eine verbindliche Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen senkt den CO₂-Ausstoß kaum, heißt es oft. Doch laut einer Untersuchung wurden die tatsächlichen Effekte einer solchen Maßnahme bisher stark unterschätzt.
Geht es um ein Tempolimit auf Autobahnen, kochen in Deutschland schnell die Gemüter über. Zuletzt beschäftigte sich sogar das Bundesverfassungsgericht mit dem Thema : Nachdem die Ampelkoalition eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen abgelehnte hatte, kam es in Karlsruhe zu einer Klage im Namen des Klimaschutzes.
Um die CO₂-Emissionen im Verkehr auf das gesetzlich erlaubte Maß zu senken, müsse ein Tempolimit eingeführt werden, so die Beschwerdeführer. Das sahen die Richter anders: Es sei nicht ausreichend erwiesen, dass ein Tempolimit für das Erreichen der Klimaschutzziele notwendig sei.
Nun ist eine neue Studie des Umweltbundesamts (UBA) erschienen, die den Nutzen eines Tempolimits unterstreicht. Die Modellierungen zeigen, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen deutlich mehr klimaschädliches Kohlendioxid einsparen würde als bisher von der Behörde selbst angenommen.
Bei einem maximalen Tempo von 120 Kilometern pro Stunde ließen sich pro Jahr demnach 6,7 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente einsparen. Eine UBA-Untersuchung von 2020 hatte die Reduktion noch auf lediglich 2,6 Millionen Tonnen beziffert. Laut der aktuellen Studie sänken die CO2-Emissionen im Straßenverkehr durch das Tempolimit um 4,2 Prozent.
Zeit hier Ein Kommentar von Lea Schönborn 19. Januar 2023
Ist die Klimabewegung tatsächlich an einem toten Punkt? Im Gegenteil: Die Proteste von Lützerath haben Bürgerlichkeit und zivilen Ungehorsam zusammengebracht.
Greta Thunberg wollte gar nicht mehr weg. Nachdem sie am Samstag auf der Demonstration bei Lützerath eingekesselt wurde, tauchte sie Dienstag schon wieder auf, dieses Mal wurde sie weggetragen. Sie lächelte dabei beinahe schelmisch in die Kamera. Auf Twitter schrieb jemand neben ein Foto ihres herangezoomten Gesichtes: "Ich, wenn ein Plan aufgeht."
Auch Luisa Neubauer wurde am Donnerstag abgelichtet, als sie von drei Polizisten weggetragen wurde: Die Hose schlammverdreckt, in ihrer Hand ein Schild, "Klimaschutz ist Handarbeit". Und über diejenigen, die sich am Samstag aus der angemeldeten Demo lösten und versuchten, bis zur Abbruchkante zu kommen, sagte Neubauer am Sonntag bei Anne Will: "Das war nicht legal, aber in den Augen der Demonstration legitim."
Mit solchen Aktionen und Statements betreten Thunberg, Neubauer und mit ihnen der bürgerliche Teil der Klimabewegung neues Gelände. Bisher beschränkte sich Neubauers Aktivismus auf Reden, Talkshowauftritte, Interviews und Bücher. Auch von Thunberg lässt sich kein Bild finden, das sie in den Armen der Polizei zeigt, dafür umso mehr auf Podien und großen Bühnen, auf denen sie in den vergangenen Jahren nicht zuletzt zu einer Ikone in bürgerlichen Jugendzimmern geworden ist.
Doch in Lützerath normalisierten die beiden Klimaaktivistinnen und mit ihnen viele Tausende andere vor den Augen der Welt jenen zivilen Ungehorsam, der bisher Gruppen wie Extinction Rebellion oder der Letzten Generation vorbehalten war. Der bürgerliche Teil des Protests ist näher an den radikalen gerückt. Und der klimaaktivistische Ungehorsam zieht endgültig in die Wohnzimmer der gutbürgerlichen Familien ein. Damit ist auch die Antwort auf die Frage gekommen, was nach der Phase der Massenmobilisierung für die Klimabewegung kommt. Sie lautet nicht Ratlosigkeit, sondern noch mehr und noch unbequemerer ziviler Ungehorsam, mit immer mehr Menschen.
Für alle, die jetzt mit dem Hufeisen werfen wollen: Ziviler Ungehorsam ist nicht dasselbe wie Gewalt gegen Polizisten oder andere Menschen. Diejenigen, die bewusst Gewalt einsetzen, sind verschwindend wenige im Vergleich zu denen, die friedlich ihren Körper als Mittel des Widerstands nutzen. Es stimmt: Die Aktivistinnen haben sich von denen, die gewalttätig wurden, um der Geschlossenheit willen nicht distanziert. Das kann man kritisieren. Man sollte dann aber auch nicht unerwähnt lassen, wohin es führt, wenn man sich von konservativen Medien- und Politikakteuren die Agenda diktieren lässt: Die absurde Debatte um eine angebliche "Klima-RAF" ist ein Beispiel dafür, wie schnell ziviler Widerstand in die Nähe von Terrorismus gerückt wird.
Thunberg, Neubauer und die teilnehmenden Vereine und Initiativen haben Gewalt nie gutgeheißen. Sie haben allerdings auf die verzweifelte Wut hingewiesen, die hinter solchen Taten steckt.
Und die kann man nicht einfach dauerhaft wegtabuisieren. Ob es die Proteste gegen die A14 sind, der Dannenröder Forst oder jetzt Lützerath: Jedes Symbol des Widerstands gegen die Klimakatastrophe, das abgebaggert und gerodet wird, hinterlässt mehr frustrierte Menschen. Es hinterlässt mehr Leute, die zum ersten Mal mit Polizeigewalt in Kontakt gekommen sind. Das radikalisiert, und das bringt die heterogene Bewegung näher zusammen. Oder, wie es der Protestforscher Daniel Mullis von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) sagt: Die Klimabewegung, die vor Lützerath eher koexistiert hat, ist weiter zusammengewachsen.
Dieser gewachsene innere Zusammenhalt, diese Verzweiflung und die Bereitschaft, mit dem eigenen Körper als Ultima Ratio in den Widerstand zu gehen, kann man beklagen. Doch man sollte auch die Kausalität nicht vergessen. Sie sind das Ergebnis der Entscheidungen von Politikern, die in ihrer offenkundigen Bereitschaft, ein erträgliches Morgen gegen ein bequemes Heute einzutauschen, womöglich mehr gegen das Grundgesetz verstoßen als die Schlammwerfer von Lützerath.
Ja, das sollte Angst machen – aber nicht vor einem terroristischen Flügel des Klimaaktivismus, wie er von manchen imaginiert wird. Es sind die Protestler, deren Ängste hier die realistischen sind. Die verborgene Wahrheit hinter Lützerath ist: Sie sind in ihrem entschlossenen Einsatz für das klimatische Gemeinwohl längst bürgerlicher als so mancher konservativer Klimabeschwichtiger geworden.
Der Ukrainekrieg machte eine Abkehr vom russischen Gas unumgänglich. Seitdem wächst der gesellschaftliche Rückhalt beim Plan der Bundesregierung, erneuerbare Energiequellen auszubauen. Neue Ideen und Modelle zur dezentralen Energieversorgung entstehen überall im Land und stoßen in Geschäftsbereiche der großen Stromkonzerne vor. Haben sie eine Chance, sich zu entwickeln? Wie groß ist die Angst vor Veränderungen durch die Energiewende?
Sabine vom Aktionsbündnis Zukunftsfähiger Regionalplan empfiehlt diesen Film:Wirklich genialer Bericht zur Energiewende, eigentlich wird alles angesprochen.
Lösungsansätze und nötige Transformation, die in unseren,aber vor allem in den Köpfen der politisch verantwortlichen Menschen ankommen muss.
Ok im Film selbst wird auch Kies benötigt und zwar für Kieselspeicheranlagen, vielleicht funktionieren die aber auch mit recyceltem Kies. Wäre doch genial wenn es für Stromspeicher kein Lithium benötigte.
3Sat Film hier zum anschauen