Donnerstag, 30. Juni 2022

In Oberschwaben setzt man jetzt auf den Radtourismus - ein neuer Fahrrad-Boom

Schwäbische Zeitung  hier  Emanuel Hege

Tourismus im Kreis Ravensburg:
Der steinige Weg zum bedeutsamen Wirtschaftszweig

Wie lief das bisherige Jahr?

Egal, ob Tourismusverbände, Gaststättenverband oder Hotelbesitzer: Die Branche im Kreis Ravensburg ist zufrieden mit dem bisherigen Tourismusjahr. .....

Was sind die größten Trends?

„Der Trend geht weiter deutlich zum Urlaub im eigenen Land“, sagt Max Haller.....

Petra Misch erkennt noch einen Trend: Touristen suchen seltener ein monothematischen Urlaub, ein reiner Strandurlaub sei beispielsweise nicht mehr so beliebt wie einst. „Die Menschen machen an einem Tag eine Fahrradtour, an einem anderen erleben sie Kultur. Dann ein Tag am Wasser, oder sie erkunden die Direktvermarkter.“ Das spiele der Urlaubsregion Oberschwaben-Allgäu in die Karten, so Misch.

Der Obertrend, und da sind sich alle Experten der Region einig, ist und bleibt der Fahrrad-Urlaub.

Wie antwortet die Branche auf den Fahrrad-Boom?

Es ist die größte Neuigkeit für den Tourismus im Landkreis in diesem Jahr: Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club hat das württembergische Allgäu zur offiziellen Radreiseregion gekürt.

Damit ist das Westallgäu mit seinen 13 Radtouren die erste offizielle Radreiseregion in Baden-Württemberg. „Es waren sechs Jahre harte Arbeit, um die hohen Ansprüche umzusetzen“, sagt Belinda Unger. „Aus Marketingsicht ist das echt eine riesige Nummer.“

Die Idee hinter der Radreiseregion: Die Besucher können von einer Unterkunft aus jeden Tag unterschiedliche Radtouren unternehmen. „Das ist ein Unterschied zu den Radfernwegen wie beispielsweise dem Donauradweg“, erklärt Unger den Vorteil, vor allem für Hotliers und Vermieter von Ferienwohnungen. Während die Radfahrer an den Fernstrecken immer nur eine Nacht buchen, bleiben sie in der Radreiseregion mehrere Nächte am Stück in einer Unterkunft.

Ein anderes Radweg-Projekt ist derweil etwas ins Stocken geraten. Die private Initiative aus Aulendorf für einen Schussenradweg von der Quelle bis in die Mündung in den Bodensee wird von mehreren Bürgermeistern entlang der Radwegstrecke unterstützt. Auch bei der OTG wurde das Projekt eingereicht. „Wir sind aber nicht für die Infratsrukutr der Radwege zuständig sondern für die Vermarktung“, sagt Misch. Das Landratsamt treibt die Idee des Schussenradwegs derweil nicht voran, aus Kapazitätsgründen.

Wie professionell ist der Tourismus im Kreis?

„Unsere Gäste sind restlos begeistert“, sagt Petra Misch. Beim sogenannten „Tust-You-Score“, der die Bewertungen aller bekannten Onlineplattformen zusammenrechnet, belegt die Reiseregion Oberschwaben-Allgäu Platz 10 von 140 Regionen.....

Tourismus sei im Landkreis lange belächelt worden, berichtet auch Max Haller. Die Industrie und die Landwirtschaft hätten immer den Vorrang gehabt – und das hätten sie immer noch. Dabei gibt es laut Haller mittlerweile 7000 Arbeitsplätze im Landkreis, die mit dem Tourismus in Verbindung stehen. „Es ist einer unserer wichtigen Wirtschaftszweige.“

... „Im Wesentlichen soll die Region eine eigene Identität, ein eigenes Gesicht bekommen“, sagt Misch und verweist dann auf den aktuellen Slogan der OTG: „Ferienland zwischen Donau und Bodensee“.

Es gehe einfach nicht mehr, dass der Slogan auf zwei Nachbarregionen hinweist, anstatt die eigenen Stärken voranzustellen. „Wir wollen den Gästen in Zukunft sagen, warum sie zu uns zum Radfahren kommen sollen, und eben nicht an die Donau.“

Welche Sorgen gibt es in der Branche?

Die Region wird immer beliebter, die Branche immer professioneller. Das hat neue Sorgen zur Folge. Beispielsweise, dass die Lokalpolitik diese Professionalisierung nicht erkennt, sagt Petra Misch. Und nicht erkenne, dass Erfolg Geld kostet......Denn guten Tourismus gibt es nicht zum Nulltarif“, sagt Misch.....

... Der Zweckverband hat kürzlich eine Produktmanagerin für die Radreiseregion eingestellt, außerdem sucht Unger nach einer Social-Media-Mitarbeiterin. ....

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