Der Gemeinderat Salem hat erst vor Kurzem beschlossen, in Zukunft Recyclingkies zu fördern (hier). Bad Saulgau ist schon länger am Thema und hat nun einen Weg entwickelt, wie das auf bürokratischer Ebene gut umzusetzen ist.
Schwäbische Zeitung hier 11.07.2022 Dirk Thannheimer
Städtische Baustellen
Kies ist ein wichtiger Baurohstoff. Aber in Zukunft will die Stadt Bad Saulgau, dass bei Baumaßnahmen mehr Sekundärstoffe verwendet werden.
Die Stadt Bad Saulgau als Pionier: Bei der Vergabe von Baumaßnahmen soll den Bietern ein Reiz geschaffen werden. Der Gemeinderat hat dem Vorschlag eines fiktiven Bonus zugestimmt, falls aus Recycling gewonnene Sekundärbaustoffe anstelle von Primärbaustoffen verwendet werden. Dadurch kann auch ein höheres Angebot den Vorzug bekommen.
Die Stadt Bad Saulgau und ihre Eigenbetriebe Stadtwerke und Abwasser haben lange gegrübelt, wie sie denn in Zukunft bei Baumaßnahmen die Umwelt besser schonen können. „Wir setzen bislang sehr viel Kies ein, was wiederum ein Konflikt für das Grundwasser bedeutet“, sagt Johannes Übelhör, technischer Leiter der Stadtwerke.
Ziel müsse es aber sein, Ressourcen zu schonen und einen Beitrag zum Schutz der Umwelt zu erhalten. Übelhör fügt an, dass deshalb auf Kiesgruben nicht gänzlich verzichtet werden könne.
Warten auf erste Ergebnisse
Neu ist nun, dass in den Ausschreibungen die Verwendung von Recyclingbaustoffen als Alternative in das Leistungsverzeichnis aufgenommen wird. Die ersten Ausschreibungen dieser Art sind bereits erfolgt ... Ergebnisse liegen bislang noch keine vor. „Wir sind selbst ganz gespannt“, ergänzt Übelhör, der dem Gemeinderat in der Juni-Sitzung das Verfahren erläuterte.
Nach Rücksprache mit der Gemeindeprüfanstalt besteht die Möglichkeit eines Bonus bei der Verwendung von Ersatzbaustoffen. Werden Ersatzbaustoffe in der Ausschreibung berücksichtigt, kann ein fiktiver Nachlass auf die Angebotssumme abgezogen werden. Ist die Angebotssumme abzüglich des Bonus dann günstiger als die Angebotssumme des Bieters mit dem niedrigsten Angebot, bekommt der Bieter mit den Ersatzbaustoffen den Zuschlag für die Baumaßnahme.
Ein Kostenbeispiel
Im Falle der anstehenden Ausschreibung für die geplante Breitbandversorgung im Gewerbegebiet Nord läuft es wie folgt ab: Die geschätzten Gesamtkosten für das Bauprojekt betragen etwa 700 000 Euro. Der Kostenanteil für die Primärbaustoffe beträgt etwa 41 500 Euro.
Ein Bieter, der Primärbaustoffe verwendet, liegt bei angenommen 701 000 Euro. Dieser Bieter wäre nach herkömmlicher Wertung der günstigste Bieter und würde den Auftrag erhalten. Ein weiterer Bieter, der Sekundärbaustoffe verwendet, liegt bei angenommen 702 000 Euro. Weil er aber umweltfreundliche Sekundärbaustoffe verwendet, erhält er einen Bonus bei der Wertung in Höhe von zehn Prozent auf die Baustoffe – demnach 4150 Euro, die von 702 000 Euro abgezogen werden. Somit kommt der Bieter auf 698 000 Euro und würde den Zuschlag bekommen.
Wir stecken zwar noch in den Kinderschuhen, sind aber trotzdem anderen Kommunen und öffentlichen Auftraggebern meilenweit voraus.
Johannes Übelhör, technischer Leiter der Stadtwerke
„Die Kosten der Baumaßnahme würden sich dadurch auf Grundlage der Kalkulation um etwa 0,48 Prozent erhöhen“, so Übelhör, der davon überzeugt ist, dass dieser fiktive Bonus zu mehr Angeboten führt. Die Höhe des fiktiven Bonus legen die Stadtwerke nach ihrem Ermessen fest.
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