Mittwoch, 21. Dezember 2022

Faktencheck: Kernkraft produziert nicht mehr Strom als Wind und Sonne

 20.12.2022  |  VON SEBASTIAN FISCHER, DPA  im Südkurier hier

Die letzten deutschen Atommeiler sollen Mitte April vom Netz gehen. Die Bundesregierung will mit den erneuerbaren Energien den CO2-Ausstoß Deutschlands verringern. Doch Atomkraftbefürworter machen mobil gegen Sonnen- und Windenergie.

Behauptung : In diesem Monat hätten Solar- und Windenergie weniger zur Stromversorgung beigetragen als die drei verbliebenen Atomkraftwerke, twittert der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler am 13. Dezember.

Bewertung : Falsch.

Fakten : Im Jahr 2022 tragen die drei letzten deutschen Atomkraftwerke (AKW) nur noch wenig zur öffentlichen Nettostromerzeugung in Deutschland bei – im Gegensatz zu erneuerbaren Energien etwa aus Wind und Sonne. Nach Angaben des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme liegt der Atomstrom-Anteil im laufenden Jahr bei rund 6,7 Prozent (Stand: 19.12., 11 Uhr). Wesentlich mehr Strom für Öffentlichkeit und Privathaushalte kommt hingegen von erneuerbaren Energien. Wind (24,3 Prozent), Sonne (11 Prozent über Netzeinspeisung) und weitere nachhaltige Energieträger wie Biomasse machen zusammen knapp die Hälfte (49,2 Prozent) aus. Mit Braun- und Steinkohle wurden bisher 33,4 Prozent erzeugt. Erdgas ist mit 9,6 Prozent am Strom aus der Steckdose beteiligt.

Flaute im Winter? Übers Jahr gesehen haben Wind und Sonne in Sachen Stromproduktion im Vergleich zu Atomkraftwerken also die Nase vorn. Doch macht sich tatsächlich eine angebliche Wind- und Sonnenflaute im November und Dezember bemerkbar? Auch hier zeigen aktuelle Daten des Fraunhofer-Instituts ein ganz anderes Bild, als Kritiker der Energiewende glauben machen wollen.

November : Es stimmt, dass die Sonnenenergie für sich gesehen mit einem Wert von rund 4,2 Prozent weniger Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung in Deutschland hatte als die Kernenergie (6,7 Prozent). Dass die Sonne seltener und weniger intensiv scheint, ist in der dunklen Jahreszeit nicht untypisch. Doch weit über dem Atom-Wert liegt der Ertrag von Windrädern an Land oder auf dem Meer – ein Anteil von 29,7 Prozent.

Dezember : Schaut man auf die Daten, dann lagen bislang die Werte für Sonnen-, Wind- und Kernenergie zwar näher beieinander als in den Monaten zuvor. Doch Wind (14,4 Prozent) und Sonne (1,2 Prozent) tragen auch im Dezember bislang mehr zur Stromversorgung bei als die drei letzten Atommeiler (6 Prozent). Auch die Website „electricitymaps.com“, auf der in Echtzeit Stromverbrauch und -produktion visualisiert werden, zeigt: Zwischen 17. November und 17. Dezember waren Wind (rund 12,9 Prozent) und Sonne (1,1 Prozent) zusammen zu einem größeren Teil an der Stromproduktion beteiligt als die Atomenergie (5,8 Prozent).

Natürlich kann es auch Windstille und trübe Wintertage geben, an denen kaum Sonnen- oder Windstrom produziert wird. Dass aber die drei Atommeiler mit der Stromproduktion alle Sonnen- und Windanlagen zusammen übertreffen, ist falsch. 

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