hier im Südkurier von Holger Kleinstück
Die Pfahlbauten, das Schloss Salem und der Affenberg sind aus dem Projekt ausgestiegen, weil sich der Fahrplan verschlechtert hat. Die Gemeinderäte beider Kommunen wollen den alten Fahrplan zurück.
Die seit dem Jahr 2001 bestehende, umsteigefreie und stündliche Busverbindung der Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH (RAB)-Linie 7399 zwischen Salem, Schloss Salem, Affenberg und Unteruhldingen (Erlebnisbus 1) im kommenden Jahr wieder herstellen, den Fahrplan der Linie 100 verbessern: Das möchte die Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen, aber auch Salem.
Die Angelegenheit war während einer öffentlichen Gemeinderatssitzung unter dem Tagesordnungspunkt „Austausch zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in der Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen mit Vertretern des Landratsamtes Bodenseekreis und der RAB“ behandelt worden. Einen Beschluss gab es zwar nicht, aber es war deutlich geworden, dass ein Austausch zu den Erwartungshaltungen, den unterschiedlichen Sichtweisen und zu möglichen Lösungen für ein gemeinsames Verständnis der Kundenbedürfnisse notwendig war.
Fahrermangel wohl für Verspätungen verantwortlich
Andreas Rodich, Amtsleiter des Amts für Kreisentwicklung und Baurecht, sagte in Bezug auf die „Vision 2024“, mit der der ÖPNV im Bodenseekreis laut Beschluss des Kreistages deutlich verbessert werden soll, dass dieser nicht in Stein gemeißelt sei. „Wo sind hier Stellschrauben, an denen wir drehen können?“, fragte er. Der Tourismus bleibe ein wichtiges Thema bei der Vision und der Fortschreibung des ÖPNV. Zu bedenken gab er, dass ein Fahrermangel bei der RAB, die sich Subunternehmen bedienen müsse, auch ein Grund der vielen Verspätungen sei. Steven Berge von der RAB betonte, dass dieser Mangel auch weiterhin bestehen bleibe, man habe diesbezüglich sogar Kontakte nach Spanien geknüpft.
Umsteigen wird als Verschlechterung empfunden
Mikko Gumprecht vom Institut für Bahntechnik sprach von 16 Haltestellen mit tagsüber 90 Busabfahrten pro Stunde in Uhldingen-Mühlhofen. „Alle 40 Sekunden fährt ein Bus ab.“ Die Linie 7397 habe man aus rein praktischen Gründen gekürzt, die Anzahl der Fahrten insgesamt sei gleich geblieben. Darauf reagierte Ute Stephan (BuF): Die Anzahl der vielen Haltestellen mache die Qualität nicht aus. „Das, was fährt, muss verlässlich fahren.“ Für sie sei es eine Verschlechterung, wenn man umsteigen müsse. „Wir wollen das zurückhaben, was wir hatten.“ Gabriele Busam (FW) legte Wert darauf, Verbindungen attraktiv zu machen. „Dann steigen die Leute auch ein.“
Einzig touristische Linie im Bodenseekreis
Tourismuschefin Julia König wies darauf hin, dass der Erlebnisbus 1 die einzige touristische Linie im Bodenseekreis sei, man sei „verschnupft“ über dessen Streichung nach Unteruhldingen. „Wir sind vor vollendete Tatsachen gestellt worden“, bedauerte sie. „Wir konnten den Erlebnisbus nicht mehr bewerben.“ Jean-Christophe Thieke (CDU), selber ÖPNV-Experte, kritisierte, es habe wesentlich an einer frühzeitigen und transparenten Kommunikation gefehlt, was bei der Fahrplanumstellung im April 2023 massiv dem Vertrauen des ÖPNV geschadet habe.
Er zeigte unter anderem auf, dass das derzeitige Fahrplankonstrukt mit Verbindung der Linien 7397 (von Heiligenberg bis Oberuhldingen) und Linie 7399 (Oberuhldingen bis nach Salem) bereits heute nicht zuverlässig funktionieren könne. „Die geplanten Anschlüsse können nicht annähernd zuverlässig sichergestellt werden“, sagte er. Domenico Ferraro (SPD) fügte an, der ÖPNV brauche Verbindlichkeit, er müsse sich stärker am Bedarf orientieren. „Die vielen Verbindungen helfen nicht, wenn sie nicht stattfinden.“ Martin Möking (JB) drückte es so aus: „Wenn ich nicht mehr verbindlich bin, habe ich ein Problem mit meinen Kunden.“
Das sagt der Bürgermeister
Bürgermeister Dominik Männle teilte gegenüber dem SÜDKURIER mit, aus der Sitzung sei er „mit einem gemischten Gefühl“ gegangen. Man habe zwar die Möglichkeit genutzt, alle Punkte, Sorgen und Beschwerden offen bei den anwesenden Vertretern vorzubringen. „Allerdings konnten direkte Verbesserungen im Fahrplan nicht erreicht werden“, so Männle. Infolge des offenen Austausches erhoffe er sich mittelfristig allerdings, dass die verkehrliche Situation in puncto ÖPNV in Uhldingen-Mühlhofen mit dem nächsten Fahrplanwechsel „wieder in die richtige – also eine positive – Richtung gelenkt wird“.
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