Südkurier Salem 10. November 2023, Martina Wolters
30 Autoren erzählen die Geschichte des Salemer Ortsteils aus ihrer Perspektive. Ein starker Fokus liegt dabei auf den 1950er- und 1960er-Jahren.
Historisches und Anekdoten haben die Herausgeber Birgit Baur, Rudolf Koch und Jürgen Nell über zwei Jahre zusammengetragen. Herausgekommen ist eine bunte Dorfchronik.
Sie wird am
Donnerstag, 16. November um 18.30 Uhr im Haus der Vereine, Feuchtmeyerstraße 3,
vorgestellt. Insgesamt 30 Menschen aus Salem und Umgebung haben ihre Geschichten darin festgehalten beziehungsweise zum Aufschrieb diktiert.
Der Initiatorin Birgit Baur sei es wichtig gewesen, die Erfahrungen und Erlebnisse der älteren Mimmenhausener Bürger zu bewahren, erzählt Mitherausgeber Jürgen Nell. Gern erinnert er sich daran, wie Birgit Baur und er mit den älteren Menschen zusammensaßen und ihren Anekdoten lauschten. Eine Geschichte habe die nächste angestoßen, so Nell. Herausgekommen sei eine besondere Sammlung.
Ingrid Fuchs und Renate Geiger erzählen aus ihrer Kindheit
„Das Schöne an dem Buch ist die Vielfältigkeit“, sagt Rudolf Koch, der für Konzeption, Historisches und die Titelseite verantwortlich zeichnet. „Mimmenhausen Geschichte und Geschichten“ lautet der Titel der Chronik. Mehrere ältere Fotos auf dem Titelblatt weisen auf eine umfangreiche Bebilderung im Buchinneren hin. Neben alten und neueren Fotografien sind Karten, Urkunden und Ansichten von Kulturdenkmälern Mimmenhausens zu sehen.
Alle ursprünglichen Ortsvereine finden Beachtung, genauso wie das bis heute beliebte Jugendzeltlager, das vor 60 Jahren von dem verstorbenen Pfarrer Herbert Gail gegründet wurde. Die Mimmenhauserinnen Ingrid Fuchs und Renate Geiger nehmen die Chronikleser auf eine Reise durch das Örtchen ihrer Kindheit und Jugend der 1950er- und 1960er-Jahre.
Von Dorflehrer Fridolin Schmid bis zu Pfarrer Herbert Gail
Vier Lebensmittelläden, zwei Bäckereien und einen Tante-Emma-Laden habe es gegeben. Das beste Mischbrot gab es den Autorinnen zufolge bei Göller, aber nur, wenn der entsprechende Bäckermeister am Abend vorher nicht im Gasthaus zu tief ins Glas geschaut hatte. In dem Kapitel Dorfgeschichten sind lustige Anekdötchen nachzulesen, beispielsweise die vom allgemeinen Baden im Martinsweiher mit Handtuch und Seife, weil daheim noch das Badezimmer fehlte.
Zur Geschichte von Glocken und Orgeln der Pfarrkirche weiß Dekan Peter Nicola zu berichten. Als langjähriger Abteilungskommandant widmet sich Jürgen Nell der Feuerwehr. Rudolf Koch begibt sich unter anderem auf Familiengeschichtsforschung mithilfe eines „Häuserbuchs“. Gedichte des früheren Dorflehrers Fridolin Schmid und Bilder des freischaffenden Künstlers und Wahlsalemers Hans-Peter Heckner bieten zusätzliche Facetten.
Anekdoten und Puzzleteile
„Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern haben nur Puzzleteile zusammengetragen“, erklären Nell und Koch bei einem Treffen zur Buchherausgabe. Beide sind sich sicher, dass es noch viel mehr zu erzählen gäbe. Geschichten aus der Zeit des Dritten Reiches, führt Koch als Beispiel auf. Aber auch Erzählungen zu wichtigen Mimmenhausener Persönlichkeiten wie Pfarrer Gail oder Bürgermeister Baur müssten her.
Nell erinnert sich an eine Brücke, die abgerissen werden sollte und wegen des Protestes der Mimmenhausener ertüchtigt wurde. Solche und viele andere Anekdoten könnten durchaus noch erzählt werden. Bevor sie sich ans Recherchieren machen, wollen sie den Erfolg ihrer ersten Dorfchronik abwarten. „Wir finanzieren das Ganze ja selbst“, sagt Nell mit Blick auf Verlags- und Druckkosten.
Bei der Buchvorstellung im Haus der Vereine am Donnerstag werden die gesamt 300 frisch gedruckten Exemplare erstmalig zum Verkauf angeboten und weitere Verkaufsorte bekannt gegeben.
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