Noch ein Bericht zur Wüstenbildungskonferenz, ich fand die vielen Fakten sehr wissenswert
RND hier 01.12.2024,
Abholzung, Ausbeutung, Ausbreitung: Menschen zerstören immer mehr lebenswichtigen Boden
Eine Fläche fast so groß wie Russland ist weltweit nicht mehr oder viel schlechter nutzbar. Der Grund: Der Mensch beutet das Land aus, und Klimakatastrophen nehmen zu. Die UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung warnt auf ihrer nun beginnenden Konferenz vor dem Verlust von Lebensraum.
Mit der Zerstörung der Natur und insbesondere der Böden gefährdet der Mensch die Fähigkeit des Planeten, ihn zu versorgen. Bereits jetzt seien bis zu 40 Prozent der weltweiten Landflächen degradiert, wovon die Hälfte der Menschheit betroffen sei, schreibt das Sekretariat der Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Desertifikation (UNCCD), das alle Landflächen im Blick hat.
Dürren haben demnach seit dem Jahr 2000 aufgrund des Klimawandels und einem nicht nachhaltigen Landmanagement um 29 Prozent zugenommen. Anlässlich des 30-jährigen Bestehens der UN-Konvention soll die 16. UNCCD-Konferenz größer als die bisherigen werden. Sie ist vom 2. bis 13. Dezember in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad. Der UN-Konvention sind knapp 200 Staaten beigetreten. „Für unser Überleben sind wir auf unsere Böden angewiesen. Doch wir behandeln sie wie Dreck“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres im Vorfeld. Einen Tag vor Konferenzstart veröffentlichte das UNCCD-Sekretariat zusammen mit Forschern einen aufrüttelnden Report, der zugleich Lösungen präsentiert.
Jedes Jahr fällt eine Million Quadratkilometer nutzbare Fläche weg
Bereits heute umfasse die degradierte Fläche 15 Millionen Quadratkilometer – das ist etwas kleiner als Russland – mit einem jährlichen Zuwachs von derzeit rund einer Million Quadratkilometern, heißt es in einer Mitteilung zum Bericht. Landdegradation entsteht laut UNCCD-Sekretariat durch die Ausbeutung von Land und bedeutet unter anderem eine Verschlechterung der Nutzbarkeit der Landflächen, der biologischen Vielfalt und der Bodenfruchtbarkeit.
Eine der Hauptursachen der Landdegradation sei die nicht nachhaltige Landwirtschaft, weitere Ursachen seien die Abholzung und die Ausbreitung der Städte, heißt es in dem Report mit dem langen Namen „Ein Schritt zurück vom Abgrund: Transformation des Landmanagements, um innerhalb der planetaren Grenzen zu bleiben“. Bereits heute beeinträchtige die Landdegradation die Ernährungssicherheit, treibe Migration an und schüre Konflikte.
Landdegratition gefährdet Lebensmittelsicherheit und ist ein Migrationsfaktor
Die globale Landwirtschaft verursacht laut Report 80 Prozent der Abholzung und 70 Prozent des Wasserverbrauchs. Die Landnutzung insgesamt, darunter etwa auch die Forstwirtschaft, sei für 23 Prozent der Treibhausgase verantwortlich. „Wir stehen an einem Abgrund und müssen entscheiden, ob wir zurücktreten und transformative Maßnahmen ergreifen oder ob wir den Weg eines irreversiblen Umweltwandels weitergehen“, sagte der Hauptautor des Berichts, Johan Rockström, der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) ist.
Der Bericht nimmt die sogenannten planetaren Belastbarkeitsgrenzen als Grundlage, die unter Leitung von Rockström entwickelt wurden. Das sind Schwellenwerte in neun Bereichen, die für die Stabilität des Lebens auf der Erde bedeutend sind. Die Landnutzung beeinflusse sieben Bereiche, bei sechs davon sei die planetare Grenze überschritten: Klimawandel, Artenverlust, Süßwassersysteme, die Freisetzung von Pestiziden und anderen Chemikalien, der Kreislauf von Stickstoff und Phosphor sowie die Umwandlung von Land, etwa von Wald in Ackerfläche.
Nur eine Aufforstung kann helfen
Referenz für den letztgenannten Schwellenwert ist die ursprüngliche globale Waldfläche: Ein Bestand von 75 Prozent dieser Waldfläche gilt laut Report noch als sicher, doch der Wald sei bereits auf 60 Prozent geschrumpft. Wiederbewaldung nennen die Autoren immer wieder als ein bedeutendes Element.
Wichtig sei auch eine effizientere Nutzung chemischer Düngemittel. Derzeit nähmen Pflanzen nur 46 Prozent des ausgebrachten Stickstoffs und 66 Prozent des Phosphors auf. Der Rest gelange zum Großteil in Süßgewässer und Küstengebiete mit gravierenden Umweltauswirkungen, etwa auf die Biodiversität.
Die Grundwasserentnahme übersteigt laut Report derzeit in 47 Prozent der weltweiten Grundwasserleiter (Aquiferen) die natürlichen Nachfüllraten. Daher seien effizientere Bewässerungsmethoden dringend notwendig, um den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft zu reduzieren. Mit Hilfe digitaler Landwirtschaft könnten Wasser, Dünger und Pestizide präzise eingesetzt werden. Sie habe daher ein großes Potenzial, um die Landdegradation zu bekämpfen.
Auch das Umlenken der globalen Subventionen sei entscheidend. Geschätzt 540 Milliarden Dollar wurden dem Report zufolge von 2013 bis 2018 im Durchschnitt jährlich an Landwirtschaftssubventionen in insgesamt 88 analysierten Ländern ausgegeben. Knapp 90 Prozent davon förderten ineffiziente und schädliche Landwirtschaftspraktiken.
„Wenn wir die zentrale Rolle von Land nicht anerkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, werden die Folgen alle Lebensbereiche durchdringen und die Schwierigkeiten für zukünftige Generationen verstärken“, sagte der Chef des UNCCD-Sekretariats, Ibrahim Thiaw.
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