Donnerstag, 5. Mai 2022

BERMATINGEN: Engagement für mehr Klimaschutz

Die Energie- und Klimaschutzmanagerin des Landkreises, Dorothea Hose-Groeneveld, hat im Bermatinger Gemeinderat referiert. Die Gemeinde wolle in Sachen Klimaschutz verstärkt aktiv werden, sagte Bürgermeister Martin Rupp.
Er wertete die Diskussion im Rat als Signal, sich strukturiert dem Klimaschutz zu widmen und in einen sogenannten Quick-Check mit anschließender Beurteilung inklusive Kostenermittlung einzusteigen. 


04.05.2022  |  VON CHRISTIANE KEUTNER MARKDORF.REDAKTION@SUEDKURIER.DE  hier

Strukturierter Einsatz für Klimaschutz

Klimaschutz? Für kleine Gemeinden ist es unter anderem wegen fehlenden Fachpersonals schwierig, Ziele zur Einsparung von Energie und andere Maßnahmen umzusetzen. Das sagte Dorothea Hose-Groeneveld. Die Energie- und Klimaschutzmanagerin des Landkreises war von der Verwaltung eingeladen worden, dem Gemeinderat mögliche Themenfelder, Förderungen und Vorgehensweisen vorzustellen, denn die Gemeinde wolle in diesem Bereich verstärkt aktiv werden, so Bürgermeister Martin Rupp.

Die Managerin, die seit 2017 für das Klimamanagement im Landkreis verantwortlich ist, zeigte Möglichkeiten auf, wie man mit vorhandenen Mitarbeitern und Finanzmitteln Klimaziele erreichen kann: Die Gemeinde könne kommunale Gebäude wie Kindergarten, Schule, Feuerwehrhäuser mit Photovoltaikanlagen belegen, Nahwärmenetze in Erwägung ziehen, energieeffizient bauen und sanieren und somit Vorbild und Motivator für Bürger sein. Mit öffentlichen Veranstaltungen, Broschüren und auf der Website könne man diese aufklären, was sie für den Klimaschutz tun können.

Zur systematischen Erfassung, besonders für kleine Kommunen, eigne sich der kostenlose Quick-Check. Er beinhalte Fragen zu sechs bedeutenden Klimaschutzthemenfeldern.
Anhand der Auswertung könnten Pläne zum Klimaschutz entwickelt und überlegt werden, was sinnvoll sei; wo zum Beispiel Sanierungen anstehen. Dorothea Hose-Groeneved empfahl eine Auswertung durch die Landesenergieagentur, die aufzeige, wo die Gemeinde stehe. Eine andere Möglichkeit sei die Teilnahme am Klimaschutzpakt Baden-Württemberg mit dem Vorteil von Landesfördergeldern. Mit der Unterschrift verpflichte sich die Gemeinde aber, bis 2040 klimaneutral zu werden.

Das Energiemanagement gilt als wichtiger Bestandteil des Klimaschutzes. Es wurde 2017 vom Landratsamt eingeführt. Jede Kommune ist verpflichtet, den Energieanfall zu melden. Anhand des systematischen Vergleichs des Energieverbrauchs von öffentlichen Gebäuden mit monatlicher Ablesung der Zählerstände sollen beispielsweise technische Mängel wie nicht angeschlossene Solaranlagen, falsch eingebaute Fühler und nicht optimal eingestellte Heizungen festgestellt und Fehler beseitigt werden. Dafür wurde das kommunale Energiemanagementsystem „Kom.EMS“ entwickelt. „Sie als Gemeinderat können aufgrund der Zahlen wesentlich fundierter entscheiden, relativ schnell handeln und Förderungen erhalten“, meinte Dorothea Hose-Groeneveld.

Dass sich der Klimawandel bereits auswirke, sei unbestritten: „In Baden-Württemberg sind wir längst über den 1,5 Grad des Paris-Ziels; wir haben zwei bis drei Grad mehr.“ Das wirke sich im Bodenseekreis mit Trockenheit, Starkregen, Hagel, Frost während der Obstbaumblüte aus. Wegen der hohen Temperaturoberfläche fehle dem Bodensee Sauerstoff, wegen des trockenen Bodens knickten Bäume bei Sturm um.

Mehr Hitze erwartet

Anhand des Klimasteckbriefs für Bermatingen werde eine stete Zunahme der Jahrestemperatur in naher und ferner Zukunft deutlich. Mehr Hitze tags und nachts stelle ein Problem für alle Draußenarbeitenden, kleine Kinder, Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen dar. Heiße Tage wirkten sich auf kranke und hitzeempfindliche Menschen aus, deren Leistungsfähigkeit werde eingeschränkt und führe zu mehr Arbeitsunfällen.

„Sonnensegel für den Kindergarten werden nicht mehr ausreichen, man muss Bäume pflanzen“, nannte sie ein Beispiel und empfahl, den Klimawandel in allen Ebenen zu berücksichtigen. „Auch Wasser geht nicht den Weg wie in den vergangenen Jahren. Oft sind es kleine Bäche, die bei Unwettern anschwellen und wenn darin noch Unrat ist, fließt das Wasser drumherum.“

Die Frage, ob die Gemeinde im Rahmen des Klimaschutzes schon Fördermöglichkeiten von Bund und Land in Anspruch genommen habe, verneinte Bürgermeister Rupp. Man könne sich auch mit Nachbargemeinden oder als Gemeindeverwaltungsverband zusammenschließen, um die Aufgaben anzugehen, informierte Dorothea Hose-Groeneveld. Derzeit werde diskutiert, die Kommunen zum Klimamanagement zu verpflichten, deswegen sei ein rechtzeitiges Kümmern um Fachpersonal vorteilhaft, stellte sie auch verschiedene Fördermöglichkeiten und Vorgehensweisen vor.

„Wenn wir ehrlich sind, haben wir uns in Sachen Klimaschutz nicht mit Ruhm bekleckert“, meinte Gemeinderat Jakob Krimmel, LBU. Der Quick-Check für Bermatingen werde ernüchternd ausfallen. „Hier im Gemeinderat braucht man den politischen Willen, sich auf den Weg zu machen, sonst werden wir nicht weiterkommen. Per Gesetz haben wir hier eine Vorbildfunktion“, berücksichtigte er gleichwohl die Aufgabenfülle der Verwaltung. Er regte unter anderem weitere Photovoltaikanlagen auf kommunalen Gebäuden und Berechnungen über die Sinnhaftigkeit von Sanierungen an.

.....Bermatingen stehe nicht schlechter da als andere Gemeinden, so Referentin Hose-Groeneveld. Dennoch müsse man sich kümmern, denn Energie werde deutlich teurer: Investitionen in erneuerbare Energien zahlten sich aus. Bürgermeister Rupp wertete die Diskussion als Signal, sich strukturiert und gemeinsam dem Klimaschutz zu widmen und konkret mit dem Quick-Check mit anschließender Beurteilung inklusive Kostenermittlung einzusteigen.

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