03.05.2022 |
Fotovoltaikanlagen extrem gefragt
...Das Hausdach, die Garage, die Terrassenüberdachung oder die Balkonbrüstung mit Solarmodulen ausstatten, um eigenen ökologischen Strom zu erzeugen, mit dem das E-Auto geladen oder das Wasser geheizt wird – diesen Wunsch haben immer mehr Eigentümer im Bodenseekreis. „Wir haben neben Neubau-Kunden auch viele ältere Kunden, die jetzt noch mal richtig in ihr Haus investieren wollen, weil eine Sanierung der Heizung oder des Daches ansteht“, erklärt Daniela Dehm, die ebenfalls im Betrieb arbeitet. Solaranlage statt Strafzins auf der Bank – auch die Zinslage wirkt offenbar als Booster für erneuerbare Energiegewinnung.
Gerade erst hat Dehm zwei neue Mitarbeiter eingestellt. „Einer ist ausschließlich damit beschäftigt, die Großhändler nach Bauteilen abzutelefonieren“, berichtet der Solartechniker, der den Betrieb bislang allein mit seiner Frau geleitet hat. Das Problem: Es gibt große Lieferengpässe bei verschiedenen Bauteilen. Montagen verzögern sich, es kommt zu langen Wartezeiten.
Die Gründe hierfür sind laut Andreas Bek, Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Elektro- und Informationstechnik in Baden-Württemberg, vielfältig. „Solarzellen bestehen aus Halbleitermaterial“, sagt er, „dort haben wir bekanntlich große Engpässe.“ Außerdem fehlten Rohstoffe aus Russland, Palladium, Aluminium, die aufgrund der Sanktionen nicht geliefert werden können. „Manchmal geht es um ganz banale Einzelteile, wie bestimmte Schrauben“, sagt Bek. Außerdem seien Lieferketten in Asien unterbrochen. „Der Großteil der Solarpanels wird in Asien produziert und aufgrund der strikten Lockdowns liegen große Häfen wie Shanghai still“, erklärt auch Christian Dehm. Die ersten Großhändler hätten bereits die Auftragsannahme gestoppt, weil einfach keine Ware mehr lieferbar sei.
.... „Bei uns dauert es gerade bis zu sechs Monate, bis wir eine Anlage installieren können“, sagt Dehm. ..... Zunächst seien vor allem Privatleute an Eigenstrom interessiert gewesen, wegen stark steigender Strompreise gebe es nun vermehrt Anfragen aus dem gewerblichen Bereich. So auch bei Dehm, der immer häufiger Anlagen für Industrie- und Gewerbekunden und Kommunen installiert.
Das Beispiel des Solaranlagenbauers aus Friedrichshafen zeigt, wie komplex die Energiewende ist – sowohl technologisch, als auch gesellschaftlich. ......„Eine Fotovoltaikanlage halte ich bei einem Neubau in unseren Breitengraden für eine Pflicht. Und ein Haus mit Wärmepumpe funktioniert sowohl aus energetischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht nur mit einer solchen Anlage.“ Nach etwa zehn Jahren habe sich die Anlage amortisiert.
Wie viel eine Solaranlage etwa kostet? „In etwa rechnet man pro Kilowatt-Peak mit rund 1500 Euro Kosten“, erklärt Dehm, „bei einem Einfamilienhaus liegen wir im Schnitt also bei rund 12 000 Euro netto für eine Fotovoltaikanlage.“ Hinzu komme noch Zubehör: Stromspeicher, Wallboxen oder auch Steuerungstechnik, Monitoring-Systeme – ähnlich wie beim Auto. Klar ist aber: Eine Fotovoltaikanlage ist der einzige Bestandteil eines Hauses, der mehr Geld einbringt, als er kostet.
Ralf Jäger zeigt auf sein Handy, das ihm per App den Stromverbrauch des Hauses zeigt. An jenem Tag hat seine Anlage rund 55 Kilowattstunden Strom erzeugt, der Eigenverbrauch lag bei rund 20 Kilowattstunden. „Wir mussten nur fünf KW zukaufen“, sagt Jäger. Die App zeigt den Verlauf: Frühmorgens, als die Sonne noch nicht schien, war der Bedarf nicht gedeckt. Tagsüber konnten die Jägers 40 KW ins Netz einspeisen, weil sie einen Überschuss hatten. „Man passt schon sein Verbrauchsverhalten an, um die Anlage effizient zu nutzen“, sagt Jäger. Konkret heißt das: Gewaschen und gespült wird tagsüber – wenn die Sonne scheint. „Bei uns heißt das: Tankwetter“, sagt Christian Dehm, der eine eigene intelligente Solartankstelle an das Haus gebaut hat. Bei Jägers stehen die Wallboxen für die E-Autos noch aus. Dehm soll erst mal einen Stromspeicher einbauen. Wenn er irgendwann dazu kommt....
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