Dienstag, 24. Mai 2022

Alte Zugstrecken mit neuem Potenzial

 20.05.2022  |  VON MICHAEL SCHWARZ POLITIK@SUEDKURIER.DE  hier

Zwischen 1960 und 1990 sind im Südwesten viele Bahnstrecken stillgelegt worden. Aus ökologischen Gründen und wegen voller Straßen will das Land den ÖPNV jetzt aber massiv ausbauen. Daher ist die Reaktivierung alter Bahnstrecken geplant.
Ein Überblick über die aktuelle Situation.

Vorgehen: Das Land hat zunächst eine Potenzialuntersuchung durchgeführt. Es wurde das Fahrgastpotenzial von 42 stillgelegten Bahnstrecken geprüft. Bei mehr als 30 Strecken kam heraus, dass ein entsprechendes Fahrgastpotenzial vorhanden ist. Wie das Verkehrsministerium in Stuttgart am Freitag mitteilte, laufen derzeit für 20 stillgelegte Bahnstrecken sogenannte Machbarkeitsstudien mit dem Ziel, die Strecken wieder in Betrieb zu nehmen. Mit dabei sind die früheren Verbindungen Schwäbisch Gmünd–Kirchheim unter Teck und Sigmaringen–Stockach. Lediglich eine Strecke wird bereits reaktiviert und befindet sich im Bau. Hier handelt es sich um die Hermann-Hesse-Bahn zwischen Calw und Weil der Stadt (Kreis Böblingen).

Die anderen Strecken: Die Bahnstrecken, bei denen gerade eine Machbarkeitsuntersuchung läuft oder abgeschlossen ist, werden in verschiedene Kategorien eingeteilt: 

  • Strecken mit einer vertieften Planung und abgeschlossenen Studien, 
  • Strecken mit laufenden Untersuchungen sowie 
  • Strecken, bei denen ein Antrag auf die Förderung einer Studie gerade geprüft wird. 
Für die Studien übernimmt das Land bis zu 75 Prozent der Kosten und hat hierfür insgesamt rund 1,6 Millionen Euro bereitgestellt.

Bei zwölf Schienenwegen fänden vertiefte Planungen zur Reaktivierung der Strecken statt, erklärt das Stuttgarter Verkehrsministerium. Hier handelt es sich unter anderem um die Filderbahn (Bernhausen–Neuhausen), die Echaztalbahn (Reutlingen–Engstingen) oder die Bottwartalbahn (Marbach–Heilbronn). Bei den meisten Strecken im Südwesten, bei denen eine Reaktivierung in Betracht gezogen wird, läuft die Machbarkeitsuntersuchung noch, darunter für die Wutachtalbahn (Weizen–Lauchen), die Strecken Bad Säckingen–Schopfheim, Rottweil–Balingen oder Eyach–Hechingen.

Die Kriterien: Es geht neben dem Fahrgastpotenzial um mögliche Streckenverläufe, um die Kosten bei einem Wiederaufbau, um den Betrieb sowie um den Nutzen für die Region, in der sich die Strecke befindet. Kann die Wirtschaftlichkeit insgesamt für eine Strecke nachgewiesen werden, dann können Bund und Land gemeinsam bis zu 90 Prozent der Investitionskosten fördern. Von den Kommunen oder möglichen regionalen Betreibern müssen dann nur noch zehn Prozent der Investitionskosten finanziert werden. Laut Ministerium können vor Ort aber noch immer Millionenbeträge – die Summen sind regional unterschiedlich – zu stemmen sein, was in einzelnen Kommunen zu Ablehnungen führt. Ein Risiko für die Kommunen ist, dass auf der Strecke Mindeststandards erfüllt werden müssen – etwa, dass einmal pro Stunde ein Zug fährt. Nur dann übernimmt das Land die Betriebskosten. Werden Standards nicht erreicht, kommen auf Städte und Gemeinden eventuell weitere Kosten zu.

Erwartete Fahrgäste: Das Stuttgarter Verkehrsministerium hatte hierzu 2020 eine Studie in Auftrag gegeben. Dabei kam heraus, dass auf zwölf stillgelegten Strecken mehr als 1500 Fahrgäste pro Schultag zusätzlich die Bahn nutzen würden. Auf zehn weiteren Strecken waren es mehr als 750 Fahrgäste pro Schultag, hinzu kamen noch mal zehn Strecken mit mehr als 500 Fahrgästen. Ob solche Kalkulationen bei Betrieb dann auch eintreten, ist jedoch schwer zu sagen. 



20.05.2022  |  VON KERSTIN STEINERT  hier

Wie es um die Schwarzwaldbahn steht

Seit Mitte März fährt die Schwarzwaldbahn nur noch im Zwei-Stunden-Takt.
Eigentlich sollte das Problem der Reifenabnutzung, das zu dieser Taktanpassung geführt hat, bis Mitte April gelöst sein. Das hat allerdings nicht funktioniert. Aktuell spricht die Bahn davon, dass bis Ende Mai auf den Schienen zwischen Offenburg und Konstanz wieder alles rund laufen könnte. Doch wie realistisch ist dieser Termin? Wie eine Pressesprecherin der Deutschen Bahn (DB) sagt: „Im Moment ist das unser Stand. Ende Mai werden wir uns nochmals dazu äußern.“

...Wesentliche Ersatzteile für die Drehgestelle (die Bahn spricht von Radscheiben), die für die Doppelstockwagen gebraucht werden, stammen aus dem Azowstal-Stahlwerk in Mariupol in der Ukraine. Dieses ist nach Aussage des Landes Baden-Württemberg durch russische Angriffe weitgehend zerstört worden. Dadurch sei der Nachschub an Ersatzteilen unterbrochen.

Aber es gibt auch gute Nachrichten. Wie die Sprecherin der DB mitteilt, habe man schnell einen Ersatz-Lieferanten in Spanien gefunden. „Dieser hat zugesagt, bereits in diesem Monat die Produktion der Räder aufzunehmen. Damit dürften die Auswirkungen insgesamt begrenzt bleiben“, schreibt die Sprecherin. Laut dem Schreiben des Landes könnten die Ersatzteile Mitte Juli da sein. Diese Zeitangabe kann die Deutsche Bahn allerdings nicht bestätigten und wiederholt, dass die Produktion der Ersatzteile noch diesen Monat beginnen solle. ....

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