Donnerstag, 18. April 2024

Neue Studie: Für diese Länder wird der Klimawandel besonders teuer

 RND hier  Laura Beigel  17.04.2024

Überblick in Grafiken: Der Klimawandel nimmt starken Einfluss auf die Wirtschaftskraft der Länder weltweit.

Der Klimawandel schwächt die Weltwirtschaft massiv. Bis zur Mitte des Jahrhunderts könnte er rund 36 Billionen Euro kosten, wie Forschende berechnet haben. Zwei Weltregionen trifft es dabei besonders.

Der Klimawandel wird uns teuer zu stehen kommen. Nicht nur im übertragenen Sinne, sondern wortwörtlich. Im Jahr 2050 könnte er weltweit Wirtschaftsschäden in Höhe von 38 Billionen US-Dollar verursachen – also circa 36 Billionen Euro. Das entspricht einem Einkommensverlust von 19 Prozent, wie Forschende des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) ausgerechnet haben. Ihre Studie ist am Mittwoch im Fachmagazin „Nature“ erschienen.

Die prognostizierten Schäden bis zur Mitte des Jahrhunderts würden selbst dann eintreten, wenn die weltweiten Treibhausgasemissionen ab heute drastisch reduziert werden würden. Sie sind nach Einschätzung der Studienautorinnen und Studienautoren sechsmal höher als die Vermeidungskosten zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf zwei Grad Celsius. „Oft wird der Klimawandel als Öko-Thema dargestellt“, sagt Klimaforscherin und Studienautorin Leonie Wenz vom PIK, „aber er hat auch zentrale wirtschaftliche Auswirkungen – mit Kosten, die höher sind als die des Klimaschutzes.“

Wo der Klimawandel am teuersten ist

Für ihre Prognose analysierten die Forschenden zunächst, wie sich Wetterveränderungen wie steigende Temperaturen und extreme Niederschläge in der Vergangenheit auf die Weltwirtschaft ausgewirkt haben. In ihre Studie flossen Daten aus mehr als 1600 Regionen der vergangenen 40 Jahre mit ein. „Die Erkenntnisse aus der Vergangenheit haben wir kombiniert mit Abschätzungen dazu, wie sich Temperatur und Niederschlag in Zukunft aufgrund des Klimawandels ändern werden“, erklärt Wenz. Dafür nutzten sie und ihre Kollegen Simulationen von 21 Klimamodellen der neusten Generation.

Das Ergebnis: Vor allem Länder in Südasien und Afrika müssen mit hohen wirtschaftlichen Schäden rechnen. Mit einem Einkommensverlust von knapp 33 Prozent ist der arabische Staat Kuwait am Persischen Golf das am stärksten vom Klimawandel betroffene Land. Dicht dahinter Katar (31 Prozent), die Vereinigten Arabischen Emirate (30 Prozent) und der Irak (30 Prozent).

Südasien und Afrika sind Weltregionen, die vor allem unter Hitze und Trockenheit leiden. Für die Landwirtschaft vor Ort bedeuten diese Klimaextreme, dass Flächen nicht mehr richtig bewirtschaftet werden können und Ernten verloren gehen; für die Allgemeinbevölkerung bedeuten sie weniger Lebensqualität. Denn bei zu hohen Temperaturen ist es beinahe unmöglich, sich für längere Zeit draußen aufzuhalten, geschweige denn zu arbeiten, und ohne Klimaanlage wird es auch drinnen schnell unerträglich.

Zudem handelt es sich um ohnehin schon einkommensschwache Regionen – vor allem im afrikanischen Raum. Zusätzliche Einkommensverluste würden „noch weniger Wohlstand für die Menschen vor Ort und damit womöglich verbundene Konflikte“ bedeuten, so Wenz. Aus ihrer Sicht sollten die Länder, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind, gleichzeitig aber die geringste historische Verantwortung und die wenigsten Ressourcen dafür haben, noch mehr unterstützt werden.

Auch Deutschland bleibt nicht verschont

Doch die wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels als ein Dritte-Welt-Problem abzutun, wäre verkehrt. Denn auch hierzulande sind bis zur Mitte des Jahrhunderts Wirtschaftsschäden zu erwarten – wenngleich nicht in dem Ausmaß wie im afrikanischen und asiatischen Raum. Die Forschenden gehen von einem durchschnittlichen Einkommensverlust von rund 11 Prozent aus. „Es hat uns sehr überrascht, dass wir so hohe Schäden auch in Deutschland erwarten müssen“, sagt Wenz. Je nach Bundesland können die Verluste noch variieren:

„Wenn wir zumindest einige Schäden bis zur Mitte des Jahrhunderts vermeiden wollen, brauchen wir mehr gezielte Anpassungsmaßnahmen – zusätzlich dazu, dass wir unsere CO₂-Emissionen drastisch und sofort reduzieren müssen“, macht die Klimaforscherin deutlich. Ansonsten sieht die Prognose für die zweite Hälfte des Jahrhunderts noch düsterer aus: Im schlimmsten Fall könnten die wirtschaftlichen Verluste im globalen Durchschnitt bis 2100 bis zu 60 Prozent betragen. Für Wenz ergibt sich aus diesen Ergebnissen vor allem eine Lektion: „Es kostet uns viel weniger, das Klima zu schützen, als dies nicht zu tun.“

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