Der Südkurier hat die Idee des Aktionsbündnisses aufgegriffen und Herrn Talenta mit dem Fahrrad zum Treffen geschickt. Das war eine gute Idee finden wir vom Aktionsbündnis und möchten uns ganz herzlich für den schönen Bericht mit den vielen eindrücklichen Bildern bedanken.
Bedanken müssen wir uns auch bei den beiden Teilnehmern aus der Salemer Verwaltung, auch wenn deren Aussagen leider bedeuten: ganz so einfach wie erhofft geht`s nicht.
Trotzdem hoffen wir, dass wir alle zusammen doch noch auf eine gute, umsetzbare Lösung stoßen.
Das muss es uns doch wert sein: mehr Sicherheit für unsere Bürger, um auch in Salem eine "kleine" Verkehrswende hin zum Fahrrad zu beschleunigen! Wir bleiben dran.
Südkurier hier VON NICO TALENTA
Mehr Sicherheit für Fahrradfahrer
„Wer zur Hauptverkehrszeit mit dem Rad zwischen Bahnhof und Bodenseestraße unterwegs ist, hat nicht viel zu lachen.“ Mit diesen Worten wenden sich die Mitglieder des Aktionsbündnisses Grünzug Salem in einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit und die Gemeinde.
Aktionsbündnis schlägt gemeinsame Fuß- und Radbrücke vor
Um im Salemer Ortsteil Mimmenhausen sicherer mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, schlägt das Bündnis einen Fahrradweg vor, der durch die kleine Sackgasse am Bahnhof über den Stefansfelder Kanal auf die andere Seite führen soll. Dort könne der Weg an die Straße Zur Öle anschließen. „Eine gemeinsame Fuß- und Radbrücke würde das mitunter brenzlige Zusammentreffen im Verkehr auf der innerörtlichen Verbindung verhindern“, heißt es in der Mitteilung weiter.
Eine Umsetzung der Idee wäre nicht so einfach möglich
Bei einem gemeinsamen Treffen mit dem Salemer Abwassermeister Peter Godau und Carina Mattes, Assistenz im Tiefbau der Gemeinde, wird allerdings schnell klar: Ganz so einfach ist die Idee des Aktionsbündnisses nicht umzusetzen. „An dieser Stelle des Stefansfelder Kanals befinden sich sogenannte Regenüberläufe am Abwasserkanal. Das Entlastungsbauwerk ist 15 Meter lang und fünf Meter breit“, erklärt der Abwassermeister.
Diese Anlage müsse zugänglich bleiben, da sie regelmäßig gespült wird. Selbst innerhalb der Vegetation am Ufer des Kanals gebe es Schneisen, damit der Zugang zum Kanal für die Spülfahrzeuge gewährt bleibt. An dieser Stelle bestehe also keine Möglichkeit, die notwendigen Brückenpfeiler anzubringen. Godau ergänzt: „Auch nicht wegen der geringen Tragkraft des Entlastungsbauwerks.“ Das gelte für beide Uferseiten.
Grundsätzlich hat der Abwassermeister nichts gegen einen Weg über den Kanal
„Gegen einen Fahrradweg über den Kanal an sich spricht von meiner Seite aus nichts. Nur hier haben wir es einfach mit einer kritischen Stelle zu tun“, fasst Godau zusammen. Während des Gesprächs kommen weitere Ideen auf: Die Fahrradbrücke an die nahegelegen Bahnbrücke anzubauen, sei wahrscheinlich nicht möglich. Darin sind sich zumindest alle Anwesenden einig.
Vertreter des Fahrrad-Clubs schlägt vor, „einen Schlenker einzubauen“
„Aber es wäre doch möglich, einen Schlenker einzubauen, um die unterirdische Anlage zu umgehen“, schlägt Wolfgang Olek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Bodensee vor. Dann gelte es nur noch, die steile Böschung auf der Westseite des Kanals in dem Bauvorhaben zu bedenken. „Die Bahnhofstraße in Mimmenhausen ist für Fahrradfahrer jedenfalls eine Katastrophe“, meint Olek
Er wäre froh über die Möglichkeit, eine Brücke über den Stefansfelder Kanal zu bauen: „Das wäre eine tolle Sache. Gerade für Eltern und Kinder“. Auf seinen Wunsch hin, es solle doch jemand von der Gemeinde den Vorschlag mit dem Schlenker vor der Brücke zumindest einmal prüfen, versprach Carina Mattes, die Idee mit ins Rathaus zu nehmen.
Aktionsbündnis und ADFC kritisieren Situation für Fahrradwege
Sigrid Hansen, ebenfalls vom Aktionsbündnis Grünzug, hofft jedenfalls auf eine Lösung. Sie ist der Ansicht, Fahrradfahrer würden oft genug benachteiligt: „Es gibt einige Punkte an unseren Fahrradwegen, die verbesserungswürdig sind. Die Fuß- und Fahrradwege beispielsweise sind viel zu schmal für die gemeinsame Nutzung. Schwächere Verkehrsteilnehmer sind immer im Nachteil, Autofahrer werden immer bevorzugt.“
Selbst die Schutzstreifen am Rand der Straßen, extra für Fahrradfahrer angelegt, seien gefährlich. „Für Autofahrer ist es bei Gegenverkehr unmöglich, nicht auf den Schutzstreifen zu fahren. Das gilt unter anderem auch für die Bahnhofstraße in Mimmenhausen. Und die Schutzstreifen werden trotz Verbots gerne von Autofahrern zugeparkt“, weiß Suzan Hahnemann vom Aktionsbündnis.
An einer unübersichtlichen Kreuzung in der Bahnhofstraße zeigt sie auf den Schutzstreifen und sagt: „Wenn Sie an der Stelle einmal bis zum Streifen rausfahren, sind sie tot. Die Autos, die hier mit 50 auf dem Streifen entlangfahren, sehen Sie einfach zu spät.“ Ihre Lieblingsidee, um den Fahrradverkehr sicherer zu gestalten: Die parallel zur Bahnhofstraße verlaufende Neufracherstraße zur Fahrradstraße erklären. „Da wären dann aber einige Leute sauer auf mich“, scherzt Hahnemann
Laut Hahnemann ziehen sich die „unglücklichen Fahrradweglösungen“ durch den Ort
Zusätzlich zu der ohnehin schon gefährlichen Situation auf den Schutzstreifen, würden diese bei Baustellen regelmäßig versperrt, ohne dass es für Fahrradfahrer eine alternative Route gebe. „Und es gibt noch mehr von diesen, aus unserer Sicht, unglücklichen Fahrradweglösungen hier bei uns vor Ort“, fasst Hahnemann zusammen.
„Abschließend wäre noch zu erwähnen, dass aufgrund der gegebenen Platzverhältnisse nur eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf Tempo 30 die Sicherheit der Radler deutlich verbessern würde“, sagt Wolfgang Olek vom ADFC. Nach all der Kritik an dem bestehenden Radverkehrswegenetz in Salem lobt er aber auch: „Es ist bereits einiges passiert. Das muss man schon mal sagen. Nur könnte eben noch mehr passieren.“
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