Donnerstag, 21. März 2024

Zehn Maßnahmen, wie wir Arten und Ökosysteme langfristig schützen können

 RND hier  Laura Beigel  18.03.2024

Neuer Bericht zur Biodiversitätskrise

Zehn Maßnahmen, wie wir Arten und Ökosysteme langfristig schützen können

Bis zu 150 Pflanzen- und Tierarten sterben derzeit aus – pro Tag. Jeden Tag sterben weltweit Tier- und Pflanzenarten aus – und mit ihnen gehen ganze Ökosysteme verloren. Doch noch immer fristet die Biodiversitätskrise ein Schattendasein. Zehn Maßnahmen für den Arten- und Naturschutz.

Der Klimawandel ist die größte Krise der Menschheitsgeschichte. Zahlreiche Augen aus der Wissenschaft, Politik und Gesellschaft sind darauf gerichtet, wie schnell sich die Erde erwärmt, wie viele Treibhausgasemissionen ausgestoßen werden, wie schnell das Eis in der Antarktis schmilzt. Dabei gerät eine andere Krise, die direkt mit dem Klimawandel zusammenhängt, in den Hintergrund: die Biodiversitätskrise, also der Verlust von Arten und Ökosystemen.

„Bereits heute überschreiten wir planetare Belastungsgrenzen“, sagt Kirsten Thonicke vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, „sowohl bei der globalen Erwärmung als auch beim Verlust biologischer Vielfalt.“ Um diesen Krisen zu begegnen, brauche es gemeinsame Antworten.

Diese Antworten hat ein Team um Thonicke nun zusammengetragen – in Form von „10 Must-Knows aus der Biodiversitätsforschung“. In dem neuen Bericht zeigen 64 Fachleute aus 52 deutschen und internationalen Forschungseinrichtungen auf, wie die biologische Vielfalt erhalten und nachhaltig genutzt werden kann und wie sich dadurch gleichzeitig das Klima schützen lässt. „Nur wenn Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität stärker in den Fokus rücken, kann es gelingen, gegen beide Krisen zugleich vorzugehen“, sagt Thonicke.

Das sind die 10 Must-Knows aus der Biodiversitätsforschung

1. Klima- und Biodiversitätsschutz gemeinsam verwirklichen

2. Ein gesundes Leben auf einem gesunden Planeten ermöglichen

3. Unentdeckte Artenvielfalt beachten

4. Sprachliche, kulturelle und biologische Vielfalt verknüpfen

5. Vielfältige Nutzung von Waldökosystemen und Biodiversitätsschutz in Einklang bringen

6. Agrar- und Ernährungssysteme transformieren

7. Land und Ressourcen schützen

8. Transformativen Wandel durch internationale Zusammenarbeit und Bildung für nachhaltige Entwicklung bewirken

9. Freien Zugang und offene Nutzung von biodiversitätsbezogenen Daten sicherstellen

10. Auswirkungen des Lebensmittelkonsums auf die Biodiversität verringern


1. Klima- und Biodiversitätsschutz gemeinsam verwirklichen

Beim Klimawandel und Biodiversitätsverlust handelt es sich um eine Doppelkrise. Das heißt, beide Krisen müssen gemeinsam bewältigt werden. Und das funktioniere am besten, wenn die Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt den Ausgangspunkt bilden, heißt es im Bericht. Erhält man die Biodiversität, rettet man auch das Klima – so die Idee.

Das Hauptaugenmerk sollte aus Sicht der Forschenden auf den Mooren liegen. Mehr als 90 Prozent davon sind in Deutschland entwässert. Das Problem ist: Trockengelegte Moore sind CO₂-Schleudern. Allein im Jahr 2021 entfielen auf sie knapp 54 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente – das sind rund 7 Prozent aller Emissionen in Deutschland, wie das Umweltbundesamt ausgerechnet hat.

Würden entwässerte Moore wiedervernässt, würden sie langfristig CO₂ speichern. Weltweit könnten sie 0,15 bis 0,81 Gigatonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr bis 2050 aufnehmen. In Deutschland, wo trockengelegte Moore etwa 7 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen ausmachen, würden sie, einmal wiedervernässt, die Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft um bis zu 40 Prozent verringern, erklären die Forschenden.

Das alles würde wohlgemerkt jedoch mehrere Jahrzehnte dauern. Es braucht also Zeit, bis die Artenvielfalt in den Mooren wiederhergestellt ist – und Anreize, damit diese überhaupt wiedervernässt werden. Die Fachleute empfehlen, klare Ziele und Finanzmittel für die Wiedervernässung im Bundesnaturschutzgesetz festzulegen.

Ein anderer wichtiger CO₂-Speicher sind die Meere. Sie werden nicht nur immer wärmer und damit lebensfeindlicher für große und kleine Meerestiere, sondern sie werden auch überfischt. Dadurch nimmt im Meer die Artenvielfalt ab. Um dem entgegenzuwirken, sei es zum einen wichtig, Lebensräume wie Seegraswiesen, Salzwiesen oder auch Mangrovenwälder zu renaturieren. Denn sie binden CO₂.

Zum anderen muss die Fischerei eingeschränkt werden, zum Beispiel indem Grundschleppnetzfischerei verboten wird. Grundschleppnetze arbeiten sich durch den Meeresboden und können Lebensräume wie Kaltwasserkorallenriffe zerstören. Dabei stellen gerade ungestörte Meeressedimente den größten langfristigen CO₂-Speicher dar.

„Damit Meeresschutzgebiete ihre Schutzziele für die marine Biodiversität und ihre Funktion als blaue Kohlenstoffsenke erreichen können, bedarf es verbindlicher Regelungen, die beständig überwacht und kontrolliert werden“, appellieren die Fachleute. Und überall dort, wo sich nicht verhindern lässt, dass Land- und Meeresflächen verloren gehen, sollten zumindest Ausgleichsflächen genau überwacht und kontrolliert werden.

2. Ein gesundes Leben auf einem gesunden Planeten ermöglichen

Nicht nur der Klimawandel, auch die Biodiversitätskrise macht krank. Dadurch dass die Tiere immer mehr Lebensräume verlieren, rücken sie dichter an die Städte heran – und damit an den Menschen. Zoonosen, also Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden, werden wahrscheinlicher.

„Der Schutz der Biodiversität kann eine wichtige Rolle darin spielen, das Risiko von Zoonosen zu verringern und die Ausbreitung von Krankheiten bereits am Ursprung zu unterbinden“, heißt es im Bericht. „Biodiversitätsschutz trägt damit zur Pandemieprävention bei.“

Die Forschenden sprechen sich für einen One-Health-Ansatz aus – also die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt zusammen zu betrachten. Denn gesunde Ökosysteme bedeuten gesunde Tiere und gesunde Menschen. „Ein gesunder Planet ist die Grundlage für unsere menschliche Gesundheit“, sagt Aletta Bonn vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung.

Einen Fokus legen die Fachleute in ihrem Bericht auf vektorübertragene Krankheiten. Dazu gehören zum Beispiel das Dengue- und West-Nil-Fieber – beides Krankheiten, die von Mücken übertragen werden. Dass die Biodiversitätskrise eine Rolle dabei spielt, dass die Krankheiten nun auch immer häufiger in Europa auftreten, werde noch „weitgehend ignoriert“.

Auch die Lebensmittelproduktion und die Tierhaltung schaden dem Menschen. Die „intensive Tierproduktion“ sei eine der Hauptursachen für den Verlust der Biodiversität, schreiben die Forschenden. Wälder werden gerodet, Weiher und Hecken entfernt, damit dort Weidetierhaltung möglich ist. Doch damit gehen gleichzeitig Lebensräume für andere Lebewesen, vor allem wirbellose, verloren. Deshalb sprechen sich die Forschenden dafür aus, insgesamt weniger Fleisch und mehr pflanzliche Kost zu essen.

3. Unentdeckte Artenvielfalt beachten

Etwa 90 Prozent der Arten kennen wir überhaupt nicht. Das sind vor allem Organismen, die für das bloße Auge unsichtbar sind, die unter der Erde oder im Meeresboden leben und die nachtaktiv sind. „Der Rückgang dieser verborgenen Artenvielfalt ist wahrscheinlich erheblich, aber oft fehlen Daten oder stehen nicht zur Verfügung“, erklären die Forschenden.

Es braucht aus ihrer Sicht deshalb mehr Forschung und ein besseres Monitoring, um die verborgene Artenvielfalt zu entdecken und zu schützen.

4. Sprachliche, kulturelle und biologische Vielfalt verknüpfen

Die meisten Arten kommen in Gebieten vor, in denen indigene Völker und lokale Gemeinschaften leben. Allerdings werden diese Gruppen oft nicht in politische Entscheidungen mit einbezogen, zum Beispiel wenn es darum geht, Klimaschutzmaßnahmen festzulegen. Dabei verfügen sie über eine große Ökokompetenz, wie der Bericht herausstellt. Das heißt, sie wissen viel über Ökosysteme und wie man diese schützt – und dieses Wissen wird von Generation zu Generation weitergegeben.

Doch mit den Lebensräumen verschwinden auch die Sprachen und Kulturen indigener Völker und lokaler Gemeinschaften. Bei einem „Weiter wie bisher“ würde die Welt bis zum Ende des Jahrhunderts etwa 1500 Sprachen verlieren. „Jeder Sprachverlust führt zu einer Erosion der Ökokompetenz“, schreiben die Forschenden.

Sie sprechen sich zudem dafür aus, das traditionelle, lokale Wissen zu dokumentieren, damit es nicht verschwindet. Außerdem sollten Indigene und lokale Gemeinschaften bei allen Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität mit berücksichtigt werden.

5. Vielfältige Nutzung von Waldökosystemen und Biodiversitätsschutz in Einklang bringen

Wälder sind wie Moore und Meere wichtige CO₂-Speicher. Mehrere Milliarden Tonnen des Treibhausgases speichern sie jedes Jahr. Doch ein Großteil der Wälder ist inzwischen so geschädigt, dass er anfällig für Krankheiten und den Klimawandel ist.

Das liegt unter anderem an der Forstwirtschaft: Der Bedarf an Holz steigt, sodass mehr Wälder abgeholzt werden. Gleichzeitig sind über die vergangenen Jahre Monokulturen entstanden – also etwa reine Fichtenwälder oder reine Buchenwälder –, was es für Krankheiten und Schädlinge wie den Borkenkäfer einfacher macht, sich zu verbreiten. Die globale Erwärmung, die dafür sorgt, dass Böden austrocknen, setzt den Pflanzen zusätzlich zu.

In ihrem Bericht plädieren die Fachleute dafür, die Wälder nachhaltiger zu bewirtschaften. Dazu gehört zum Beispiel, Totholz zu erhalten und nicht zu entfernen, wie es derzeit gängige Praxis ist. Monokulturen müssten durch Mischwälder ersetzt und Urwälder besonders geschützt werden. Denn sie seien Hotspots der Biodiversität.

6. Agrar- und Ernährungssysteme transformieren

„Landwirtinnen und Landwirte sind Schlüsselakteure beim Schutz von Biodiversität und Klima“, betont der Bericht. Etwa die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt – allerdings nicht immer nachhaltig bewirtschaftet.

Die Landwirtschaft ist in gewisser Weise zwiegespalten: Einerseits muss sie mehr Pflanzen anbauen, mehr Tiere züchten und halten, um den Bedarf an Nahrungsmitteln einer Weltbevölkerung zu decken, die immer weiter wächst. Das führt jedoch andererseits dazu, dass mehr Böden unfruchtbar werden (weil sie überbeansprucht und überdüngt werden), sich Krankheiten und Schädlinge in Monokulturen besser ausbreiten können und Lebewesen Ackerflächen weichen müssen. Die Artenvielfalt geht verloren.

Die Forschenden schlagen einen „Masterplan“ vor, der Landwirtinnen und Landwirten eine Perspektive aufzeige und eine „konsequente Agrarwende“ einleite. Diese Agrarwende sollte so aussehen, dass die Landwirtinnen und Landwirte statt Monokulturen eher unterschiedliche Kulturpflanzen und -sorten auf ihren Feldern anbauen und neue Anbaumethoden ausprobieren, zum Beispiel die vertikale Landwirtschaft. Gemüse und Obst wächst dabei übereinander in mehreren Etagen statt großflächig nebeneinander.

Die Ökosysteme mehr zu berücksichtigen und nachhaltig zu bewirtschaften lohnt sich. Die hohe Biodiversität, die dadurch entsteht, stabilisiere die Ernteerträge, mache die angebauten Pflanzen widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Schädlinge und stärke die Böden, sodass sie mehr Kohlenstoff und Wasser speichern können, erklären die Fachleute. So lässt sich langfristig die Ernährung weltweit sichern.

Die Autorinnen und Autoren des Berichts sprechen sich zudem für mehr Transparenz bei den Preisen aus. Kosten für Bodendegradation oder Treibhausgasemissionen würden bisher nicht bei den Produktionskosten berücksichtigt. Würden sie transparent gemacht, könnte das mehr Menschen dazu bewegen, sich umweltbewusster zu ernähren. Und so könnte automatisch eine Agrarwende entstehen.

7. Land und Ressourcen schützen

Täglich werden in Deutschland circa 60 Hektar an neuen Siedlungs- und Verkehrsflächen ausgewiesen. Das bedeutet im Umkehrschluss: Immer mehr unberührte Natur muss Straßen und Häusern weichen.

„Die Böden können ihre grundlegenden Funktionen nicht mehr erfüllen, ihre Ökosystemleistungen gehen verloren, und Lebensräume verschwinden“, erklärt Barbara Warner von der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft. „Schutz, Entwicklung und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt müssen auf allen politischen und planerischen Ebenen zentrale Berücksichtigung finden. Das gilt für internationale Vorhaben ebenso wie für die regionale und kommunale Planung.“

Das EU-Parlament stimmte vor wenigen Wochen für das Nature Restoration Law, also das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur. Es sieht vor, dass die EU-Mitgliedsstaaten bis 2030 mindestens 20 Prozent der Landflächen und 20 Prozent der Meeresgebiete wiederherstellen. Dieses Gesetz müsse nun ambitioniert umgesetzt werden, mahnen die Forscherinnen und Forscher. Degradierte Flächen müssten „sofort und beschleunigt“ wiederhergestellt und Schutzgebiete ausgeweitet werden.

Viele Schutzgebiete in Deutschland seien zu klein, schlecht bewirtschaftet und würden unter dem Klimawandel leiden. „Es gilt zu verhindern, dass erreichte Standards im Artenschutz (EU-Artenschutz, Landschaftsschutzgebiete) für anderweitige Nutzungen, wie zum Beispiel Photovoltaikanlagen, aufgeweicht werden“, heißt es im Bericht.

8. Transformativen Wandel durch internationale Zusammenarbeit und Bildung für nachhaltige Entwicklung bewirken

Die Biodiversitätskrise zu stoppen funktioniert nur, wenn Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenarbeiten. Zum Beispiel wenn es darum geht, Ungerechtigkeiten zu beseitigen. So sind es vor allem Länder mit niedrigem Einkommen, die am stärksten unter der Biodiversitätskrise leiden, aber nicht genug Geld haben, um aktiv dagegen vorzugehen.

Länder mit hohem Einkommen könnten diesen Staaten Geld geben, um Umweltschäden und den Verlust der Artenvielfalt zu kompensieren, schlagen die Forschenden vor. So wird es auch schon beim Klimawandel gemacht: Auf der Weltklimakonferenz in Ägypten vor zwei Jahren wurde ein entsprechender Klimafonds eingerichtet.

Auch sei es wichtig, Wissenslücken zu schließen, betonen die Autorinnen und Autoren des Berichts. Zum Beispiel, indem Indigene und lokale Gemeinschaften in politische Entscheidungen mit einbezogen werden.

Auch Citizen-Science-Projekte können helfen. Die Plattform „Bürger schaffen Wissen“ listet verschiedene Projekte auf, an denen sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen können – angefangen vom Fliegensammeln in den eigenen vier Wänden bis hin zur Wasserprobenentnahme aus der Saale. Diese Projekte sind in zweierlei Hinsicht nützlich: Zum einen können Laien die Natur und Biodiversität erforschen, zum anderen sammeln sie Daten, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern helfen.

Die Biodiversitätskrise müsse zudem an den Schulen mehr thematisiert werden, finden die Forschenden. Es brauche eine „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, um dem Thema von der Grundschule bis zur Hochschule mehr Aufmerksamkeit zu geben. So lernten nachkommende Generationen schon frühzeitig, wie wichtig intakte Ökosysteme sind und wie man sie schützt. „Viele kennen den Aktienmarkt besser als das Artenportfolio, das die Natur uns bietet“, meint Christoph Scherber, Leiter des Zentrums für Biodiversitätsmonitoring am Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels. „Es ist an der Zeit, Naturkenntnis für uns alle zum Bildungsziel zu machen – für eine biodiversitätsfreundliche Welt von morgen.

9. Freien Zugang und offene Nutzung von biodiversitätsbezogenen Daten sicherstellen

Daten zu Ökosystemen und Lebewesen sind wichtig, um zu verstehen, wie weit die Biodiversitätskrise inzwischen fortgeschritten ist. Doch genau diese Daten stellen zurzeit das größte Problem dar: Sie seien unzureichend, nicht frei verfügbar oder nur eingeschränkt nutzbar, monieren die Autorinnen und Autoren des Berichts. Sie fordern politische Rahmenbedingungen, die internationale Datenbanken öffentlich zugänglich machen, in denen Informationen etwa über das Erbgut von Tieren und Pflanzen gespeichert sind. Außerdem sprechen sie sich dafür aus, neue Technologien wie Künstliche Intelligenz zu nutzen, um in Zukunft Daten zu erheben.

10. Auswirkungen des Lebensmittelkonsums auf die Biodiversität verringern

So wie der Mensch heute isst, schadet er den Ökosystemen massiv. Vor allem der hohe Fleischkonsum ist problematisch: Tierische Produkte sind für 69 Prozent der Treibhausgasemissionen, 75 Prozent des Flächenverbrauchs und 77 Prozent des Biodiversitätsverlusts verantwortlich. Die Forscherinnen und Forscher empfehlen deshalb eine pflanzlichere Ernährung – und so wenig Lebensmittel wie möglich wegzuwerfen.

Eine flexitarische Ernährung (mehr pflanzliche Kost, Fleisch in Maßen) würde die Auswirkungen auf die Biodiversität um 18 Prozent verringern; bei einer vegetarischen Ernährung wären es 46 Prozent; und bei einer veganen Ernährungsweise würden sich die Auswirkungen nahezu halbieren.

Eine pflanzliche Ernährungsweise hat aus Sicht der Forschenden zudem den Vorteil, dass sie gesünder ist als der FleischkonsumAußerdem wird weniger Anbaufläche benötigt, und es werden weniger Treibhausgasemissionen freigesetzt. Um das Lebensmittelsystem nachhaltiger zu gestalten, brauche es aber auch finanzielle Anreize: Die Autorinnen und Autoren denken an eine Art Biodiversitätsgeld. Produktionsmethoden, die der Biodiversität schaden, werden besteuert; Methoden, die die Artenvielfalt fördern, werden subventioniert. Die Steuereinnahmen könnten dann an die Verbraucherinnen und Verbraucher umverteilt werden. So könnte das System langfristig biodiversitätsfreundlicher werden.

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