Sonntag, 3. März 2024

"Bierzelt-Rambos": Schafroths Abrechnung mit Söder und Aiwanger

 Einfach genial! Das musste einfach mal gesagt werden.

BR Videobeitrag hier 29.02.2024, Petr Jerabek

"Anheizer, Aufstachler, Zündler": In seiner Fastenrede nimmt sich Kabarettist Schafroth vor allem Ministerpräsident Söder und seinen Vize Aiwanger vor - und redet ihnen ins Gewissen: "Abrüsten statt Aufrüsten!" Söder findet nicht alles lustig.


Maximilian Schafroth setzt den Ton des Abends gleich zu Beginn: Seinen Auftritt als Fastenredner beginnt er als Bauern-Demonstrant mit gelber Warnweste und Megaphon - und ruft Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und seinem Stellvertreter Hubert Aiwanger (Freie Wähler) zu: "Wir sagen danke für Eure reißerischen Reden, für Eure verbalen Entgleisungen."

Gemeinsam mit seinen Mit-Demonstranten besingt er Söder und Aiwanger als "Anheizer, Aufstachler, Zündler und Stimmungsmacher". Und später: "Warum miteinander, wenn's auch gegeneinander geht." In seiner vierten Fastenrede auf dem Nockherberg geißelt der schwäbische Kabarettist und Schauspieler satirisch die Bierzelt-Rhetorik der Spitzen von CSU und Freien Wählern - insbesondere der "Bierzelt-Rambos" Aiwanger und Söder.

"Spirale der verbalen Hochrüstung"

Schafroth wirft ihnen eine "Spirale der verbalen Hochrüstung" vor: "Weg von den langweiligen Fakten. Hin zur Emotion." Dieser "neue Sound" sei keine Volksnähe, sondern ein "verbaler Saustall". Wer einen solchen "Schmarrn" verzapfe wie Söder beim politischen Aschermittwoch vor zwei Wochen, brauche ein "innerfamiliäres Korrektiv." Diese Rolle könnte nach Ansicht Schafroths Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) übernehmen, die er im Gegensatz zu ihrem Parteichef lobt, weil sie "immer wieder den richtigen Ton" finde. "Sachlich und klar. Erklär denen hier vorn mal, wie das geht."

Auch für den Hass gegen die Grünen macht der Fastenredner CSU und Freie Wähler mitverantwortlich: "Die Grünen müssen eine Veranstaltung nach der anderen absagen." Der Blick auf die "welken Pflänzchen zeige", dass Söders Taktik aufgegangen sei. "Jetzt sind auch die Konservativen so weit, zuzugeben, dass Pflanzen schlechter wachsen, wenn man sie jeden Tag zusammenscheißt."

Spott über Aiwangers "bierselige Hasstiraden"

Aiwanger mit seiner "Pseudovolksnähe" sei zum "politischen Holzspalter" mutiert, spottet der Allgäuer. Denn: "Gespaltenes Holz ist besser zum Zündeln." Der Freie-Wähler-Chef sei wie ein Borkenkäfer, er sei ein Aufmüpfiger, den man nicht kontrollieren könne. "Beim Hubert ist die Rebellion zum Selbstzweck geworden." Söder schaue derweil zu, wie Aiwanger seine "bierseligen Hasstiraden" lalle. Den Bauern ruft er zu: "Vorsicht vor Huberts markigen Parolen! Der Hubert ist der politische Selbstgebrannte: Eine gewisse Schärfe, aber er führt nicht selten zur Erblindung."

Auch die Flugblattaffäre thematisiert Schafroth. "Hubert, manchmal holt einen die Vergangenheit ein", sagt er, "und sie bleibt so lange, bis man sie sauber aufgearbeitet hat." Gleich fünf jugendliche Aiwangers mit Schulranzen lässt der Fastenredner aufmarschieren, sie singen: "Berlin hot den Orsch offen, das wird man wohl noch sogen dürfen. Deppen, Oarsch, Kartoffelsolot."

"Olaf Scholz in Schockstarre" - Deutliche Worte für AfD

Auch die Ampel nimmt sich Schafroth vor: Von den Menschen komme der Ruf nach einem handlungsfähigen Staat. "Und was macht ihr? Der Olaf ist in Berlin in eine Schockstarre verfallen und Ihr feuert hier einen politischen Komödienstadel ab." Grünen-Fraktionschefin Schulze sei wie ein geköpftes Maiglöckchen, sei "voller Ideale, aber am Ende doch stark überfordert mit der Realität". Er ermahnt sie: "Katha, am Land punktet man mit Zuhören. Schreib mit: Zuhören ist das Gegenteil von Reden." Die Sozialdemokraten seien in Bayern "Zaungäste", die Bayern-FDP sei "ganz weg".

Deutliche Worte adressiert er einmal mehr an die AfD, aus deren Reihen keine Politiker zum Nockherberg eingeladen sind: "Ihr sitzt nicht hier, weil hier keine Menschen sitzen, die Rechtsextreme in ihren Reihen dulden." Mit Blick auf die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, stellt der Fastenredner klar: "Ich werde nicht riskieren, dass die Charlotte daheimbleibt, damit die Ebner-Steinerer-Dingsda hier vorne medienwirksam einen Schweinsbraten zusammenfrisst." Es ist eine klare Abgrenzung von der bayerischen AfD-Fraktionschefin Katrin Ebner-Steiner.

Appell des Fastenredners

Schafroth nutzt seine Rede wiederholt für Appelle an Söder und Aiwanger. "Ich glaube, ich spreche nicht für wenige, wenn ich sage: Es macht uns keinen Spaß mehr, Euch bei diesem opportunistischen Zirkus zuzuschauen." Die Menschen da draußen seien viel weiter, "als ihr denkt" - aber nicht so weit, wie die Grünen denken. "Die sind irgendwo zwischen Euch." Es gelte nun, die Menschen an der Hand zu nehmen, statt Angst vor der Veränderung zu schüren.

Er hoffe, schließt Schafroth seinen Auftritt, "dass wir uns hier einig sind, dass wir sagen: Abrüsten statt Aufrüsten!" Nötig sei Anstand, Achtung vor den Mitmenschen. "Weil wenn wir jetzt nicht aufeinander aufpassen, dann überlassen wir das Feld denen, die die Zeit lieber zurückdrehen wollen.".....

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