Sonntag, 10. März 2024

Wird bald Seewärme aus dem Schlosssee genutzt?

Südkurier hier  MIRIAM ALTMANN  5.3.24

Für die Wärmeversorgung in Mimmenhausen wird geprüft, ob Wasser aus dem Schlosssee zum Betrieb einer Wärmepumpe genutzt werden kann. Die sanierte Schlossseeallee soll für nötige Arbeiten nicht wieder aufgerissen werden. Lässt sich der Schlosssee in Salem zur Gewinnung von Seewärme nutzen? Das wird für ein geplantes Wärmenetz in Mimmenhausen geprüft. 

Mit dem Beschluss zur kommunalen Wärmeplanung im Juni 2023 ist Salem Vorreiter gewesen, doch mit dem Plan allein ist es nicht getan: Als im Dezember die ersten Sanierungsarbeiten in der Schlossseeallee vergeben wurden, drängten die Freien Wähler darauf, eine Erweiterung des bestehenden Nahwärmenetzes in der Neuen Mitte zu berücksichtigen. Als die Verwaltung gleichlautende Pläne offenbarte, einigte man sich auf eine genauere Information vor Baubeginn. So kamen in der jüngsten Gemeinderatssitzung mehrere Experten zu Wort.

Stadtwerk warnt vor falschen Erwartungen

Mark Kreuscher ordnete als Prokurist des Stadtwerks am See die Bedeutung der kommunalen Wärmeplanung ein: Mit dieser Potenzialanalyse sei man noch weit weg von einer Umsetzung, außerdem wecke die Weiterleitung des komplexen Themas an die Kommunen falsche Erwartungen. „Es ist unstrittig, dass wir was am Klima machen müssen, aber wir müssen aufpassen, dass wir uns mit unseren Zielsetzungen nicht überfordern“, warnte Kreuscher. Er bat die Ratsmitglieder zu schauen, was realistisch umsetzbar sei.

Private Hausbesitzer spielen entscheidende Rolle

Da Salem eine Flächengemeinde sei, hänge vieles von Entscheidungen privater Hausbesitzer ab. Die aktuelle Sanierungsrate zeige dabei, dass die Umsetzung des Zielszenarios „sehr sportlich“ sei. Sein Kollege Marius Wöhler erläuterte anhand eines Vergleichs, dass man in Salem strukturbedingt nur wenige Hebel habe: „In Friedrichshafen können 70 Prozent der Wärme durch Wärmenetze kommen, in Salem nur ein paar Prozent.“ Dennoch sei eine Bestandsaufnahme wichtig, um als Gemeinde die nächsten Schritte festzulegen.

Kommunale Wärmeplanung in Salem 

Um bis 2040 klimaneutral zu sein, hatte die Gemeinde Salem bereits 2021 freiwillig mit der Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung begonnen und dafür Fördermittel in Höhe von 80 Prozent der Kosten erhalten. Laut Klimaschutzgesetz sind mindestens fünf Maßnahmen zu benennen, mit deren Umsetzung innerhalb von fünf Jahren begonnen werden muss. In Salem entschied man sich für einen Stromnetzcheck, die Erschließung des Potenzials dezentraler Erdwärmesonden, die Ermittlung des Potenzials von Sanierungen und Effizienzsteigerungen, eine Machbarkeitsstudie über die Dekarbonisierung des Wärmenetzes in der Neuen Mitte sowie die Umsetzung eines Energiekonzepts für das Gemeindezentrum Beuren.

Thüga plant Wärmenetz in Mimmenhausen – mit Seewärme?

Peter Ehret vom Energie- und Wasserdienstleistungskonzern Thüga sprach über mögliche Ansätze in Salem. In einem ersten Schritt konzentriere man sich auf ein neues Wärmenetz in Mimmenhausen, darüber hinaus müsse man schauen, was in anderen Ortsteilen realisierbar sei.

Die Heizzentrale in der Neuen Mitte laufe problemlos, müsse aber für die Zukunft erweitert werden. Zwar komme man bis auf Weiteres nicht am Thema Gas vorbei, doch Ehret stellte die ganzjährige Nutzung von Seewärme aus dem Schlosssee in den Raum. Dazu komme die Nachrüstung von Photovoltaik auf Dächern, die Einbindung des Biomassekraftwerks am Bildungszentrum und die Prüfung von Abwärmepotenzialen im Gewerbegebiet. „Aus dieser Kombination möchten wir die Wärmeversorgung für Salem sicherstellen“, sagte Ehret.

Ernüchterung im Gemeinderat

Im Gremium sorgte Kreuschers Vortrag für Ernüchterung: Henriette Fiedler (FWV) bezeichnete ihn als visionslos, Ralf Gagliardi (GoL) gar als „Mutzerstörer“. Peter Frick (CDU) vermittelte: „Herr Kreuscher hat uns nur ein bisschen die Euphorie gedämpft und den Blick auf die Realität geschärft.“ Wie seine Fraktionskollegin Ursula Hefler betonte Frick, dass man kleinschrittig vorgehen und dabei stets die Bürger informieren müsse. Ehret stimmte zu: „Es ist ganz wichtig, die Eigentümer zu überzeugen, um ein erfolgreiches Projekt auf die Beine zu stellen“, bezog er sich auf das geplante Wärmenetz.....

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